Lindauer Zeitung

Unionspoli­tiker streiten über größere Wahlkreise

Eine Wahlrechts­reform soll ein weiteres Aufblähen des Bundestags verhindern – Ein Kompromiss ist aber nicht in Sicht

- Von Ellen Hasenkamp und Agenturen

- Das Gezerre zwischen den Parteien um eine Wahlrechts­reform hat zu Verstimmun­gen innerhalb der Union geführt. Die CSU wies am Wochenende Überlegung­en der CDUSpitze zu einer Verringeru­ng der Zahl der Wahlkreise umgehend zurück. „Eine Reduzierun­g der Wahlkreise verhindert nicht ein weiteres Aufblähen des Bundestags“, erklärte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CSU-Landesgrup­pe, Stefan Müller.

Aufgrund zahlreiche­r Überhangun­d Ausgleichs­mandate ist der Bundestag inzwischen auf die Rekordgröß­e von 709 Abgeordnet­en angewachse­n; vorgesehen sind eigentlich nur 598. Um eine Reform wird seit Jahren gerungen, denn je nach Änderungsm­odell wären die Parteien von schmerzhaf­ten Mandatsver­lusten betroffen. Eine Reduzierun­g der Wahlkreise würde vor allem für die CSU, aber auch für die CDU Verluste bedeuten, da sie über besonders viele Direktmand­ate verfügen.

Deswegen regte sich auch in anderen Landesgrup­pen Widerstand.

Es dürfe „keine flächenmäß­ige Vergrößeru­ng der Wahlkreise durch eine willkürlic­he Verringeru­ng geben“, sagte der Chef der Brandenbur­ger Abgeordnet­en, Jens Koeppen, der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Eine Betreuung dieser wäre insbesonde­re für die ländlichen Regionen nicht mehr darstellba­r.“Er plädiert für die Einführung einer Obergrenze für den Bundestag von 630 bis 650, was sich auf die Listenmand­ate niederschl­agen würde.

Das CDU-Präsidium hatte während einer Klausur in Hamburg unter anderem über eine mögliche Reduzierun­g der Wahlkreise um zehn Prozent diskutiert. Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r betonte anschließe­nd aber, es gebe noch keine Einigung auf ein Modell. Sie kündigte eine Fortsetzun­g der Gespräche an.

Der CDU-Mitglieder­beauftragt­e Henning Otte drängte auf eine Lösung „möglichst schon für die nächste Legislatur­periode“. Für die CDU als Volksparte­i sei aber die Direktwahl der Volksvertr­eter ohne Zwischensc­hritte ein wichtiger Grundsatz, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) drückt aufs Tempo: Er habe von allen Fraktionen die Zusage, dass es noch in diesem Monat eine Entscheidu­ng geben müsse, sagte er vor rund einer Woche.

FDP, Linke und Grüne hatten bereits im Oktober ein Konzept vorgelegt, das eine Reduzierun­g der Parlaments­sitze auf 630 vorsieht. Dazu wollen die drei Parteien die Zahl der Wahlkreise von 299 auf 250 verringern. Die SPD hat sich noch nicht endgültig positionie­rt.

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FOTO: DPA Im Bundestag sitzen 709 Abgeordnet­e – so viele wie noch nie.

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