Sultan-Murad-Division unterwegs nach Tripolis
Hinweise auf Verlegung protürkischer Islamisten von Syrien nach Libyen verdichten sich
- Bereits seit Wochen kursieren Berichte, nach denen Kämpfer der protürkischen Sultan-Murad-Division in die libysche Hauptstadt Tripolis geflogen werden, um die von den Vereinten Nationen anerkannte Einheitsregierung zu unterstützen. Die türkische Regierung hatte die Verlegung der Division, bei der es sich um einen Zusammenschluss von 19 islamistischen Kampfgruppen aus Nord-Syrien handelt, stets dementiert. Inzwischen hat die der syrischen Opposition nahestehende Nachrichtenagentur STIP ein Video veröffentlicht, auf dem junge Syrer in Kampfanzügen in einem Flugzeug sitzen. Einige von ihnen verbergen ihr Gesicht, weil sie befürchten, erkannt zu werden. Das Flugzeug sei am vergangenen Donnerstag in der südosttürkischen Großstadt Gaziantep gestartet und auf dem libyschen Flugwaffenstützpunkt Mitiga bei Tripolis gelandet. Zuvor waren auf islamistischen Internetseiten die Namen von Dschihad-Kämpfern veröffentlicht worden, die bei der Verteidigung von Tripolis gefallen sind. Zudem wurden Fotos von Syrern vor einem Katjuscha-Raketenwerfer publiziert.
Eine zeitnahe Verifizierung der Berichte, Videos und Fotos ist unmöglich. Zwischen den um die Vorherrschaft in Libyen kämpfenden Fraktionen tobt auch ein heftiger Propagandakrieg. Ganz aus der Luft gegriffen scheinen die Berichte über die Verlegung syrischer DschihadKämpfer nach Tripolis aber nicht zu sein. Schließlich habe auch Putin mit dem Unternehmen Wagner eine Söldnertruppe nach Libyen geschickt, hatte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan Mitte Dezember seine Absichtserklärung, eigene Soldaten nach Libyen zu schicken, gerechtfertigt. Drei
Wochen später, am 5. Januar, bestätigte Erdogan dann die Entsendung „türkischer Armeesoldaten“. Ihr Auftrag sei kein Kampfeinsatz, sondern „die Vermeidung einer humanitären Tragödie“.
Nach Informationen des Fernsehsenders Al Dschasira ist Aufgabenverteilung klar geregelt: Türkische Offiziere koordinieren den Kampfeinsatz vom halbwegs sicheren Tripolis aus, während die islamistische Sultan-Murad-Division vorbereitete Frontstellungen beziehe. So brauche sich Erdogan keine Gedanken über Verluste eigener Soldaten machen.