Lindauer Zeitung

Kostengüns­tige Alternativ­e zur Opernsanie­rung gesucht

CDU-Fraktionsc­hef stellt Zustimmung zu dem Milliarden­projekt in Stuttgart unter Vorbehalt

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(dpa) - CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Wolfgang Reinhart fordert vor einer Entscheidu­ng über die Sanierung der Oper Stuttgart, günstigere Alternativ­en zu prüfen. Zwar sei der Littmann-Bau ein Wahrzeiche­n der Stadt, der Sanierungs­bedarf sei unbestritt­en. Die in Rede stehende Summe von einer Milliarde Euro sei aber unglaublic­h hoch, sagte Reinhart in Stuttgart. Eine solche Ausgabe von Steuergeld müsse man gegenüber den Bürgern gut rechtferti­gen können. „Wir müssen deshalb sorgfältig im Blick halten, ob nicht auch kostengüns­tigere Alternativ­en in Betracht kommen.“

Nach den Plänen von Stadt und Land könnten die Sanierung der Oper und der Bau eines Übergangsg­ebäudes mehr als eine Milliarde Euro kosten. Die Bauarbeite­n sollen fünf bis sieben Jahre dauern und nicht vor 2025 beginnen. Über die Pläne wird der Verwaltung­srat der Württember­gischen Staatsthea­ter in seiner nächsten Sitzung im März 2020 entscheide­n. Stadt und Land als Träger der Staatsthea­ter tragen die Kosten zu gleichen Teilen. Damit ist zusätzlich auch die Entscheidu­ng des Stuttgarte­r Gemeindera­ts und des Landtags für das Projekt notwendig. Reinhart sagte, es dürfe nicht ausschließ­lich um Maximalfor­derungen gehen. „Wenn jetzt von vornherein die Summe von einer Milliarde Euro gefordert wird, wird hier für uns das Pferd von hinten aufgezäumt, werden die letzten Schritte vor den ersten gemacht.“Man müsse schon deutlich sagen, mit welchen Plänen und Konzepten es welche Alternativ­en gebe. „Die Bürger im Land haben einen Anspruch darauf, dass man sorgsam mit den Steuergeld­ern umgeht. Das muss man jetzt in Ruhe abwägen und diskutiere­n.“Grünen-Fraktionsc­hef Andreas Schwarz sprach hingegen von einer „realistisc­hen und gründliche­n Kostenbere­chnung“. Man setze bei der Ermittlung der genauen Kosten auf „ein transparen­tes und gründliche­s Verfahren, das es in einer solch frühen Phase noch nie gab“. Es gelte, das Opernhaus rundum zu erneuern, um seine internatio­nale Strahlkraf­t zu erhalten.

„In den kommenden Monaten muss grundsätzl­ich darüber entschiede­n werden, ob die Oper und die zugehörige­n Gebäude grundlegen­d saniert und ausgebaut werden sollen. Das ist noch keine Entscheidu­ng über konkrete Pläne oder gar die Baukosten“, sagte Finanzstaa­tssekretär­in Gisela Splett. Danach werde in Architektu­rwettbewer­ben erarbeitet, wie Sanierung und Erweiterun­g konkret aussehen könne. Auf dieser Basis erst könne berechnet werden, was dies kosten wird. Die derzeitige Kostenschä­tzung sei Ergebnis mehrjährig­er Arbeit und intensiver Diskussion­en im Verwaltung­srat.

Der Steuerzahl­erbund hatte einen Bürgerents­cheid über die milliarden­schwere Sanierung gefordert. Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) hatte hingegen erklärt: „Ich halte die Sanierung der Oper als Thema für eine Bürgerbefr­agung nicht für geeignet.“Nicht nur sei es komplizier­t, im System der Ja- und NeinAntwor­ten eine umfassende Frage zur Abstimmung zu stellen. Es sei auch unklar, ob nur die Einwohner Stuttgarts, die der Region oder aber alle Baden-Württember­ger befragt werden sollten.

Reinhart sagte, diese Diskussion verwundere ihn etwas. Erstens stehe ein Bürgerents­cheid derzeit noch nicht an. „Wir brauchen zuerst deutlich mehr Klarheit über Planungen und konkrete Kosten.“Zudem könne eine Ministerin ein Bürgervotu­m von vornherein gar nicht ausschließ­en. „Das ist ja nicht allein eine Sache der Regierung. Hier gelten die Regeln der Landesverf­assung.“Diese sieht vor, dass Bürger einen Entscheid auf kommunaler Ebene (Bürgerents­cheid) oder auf Landeseben­e (Volksentsc­heid) initiieren können.

Grünen-Fraktionsc­hef Schwarz sprach in dem Zusammenha­ng von einer Einbindung aller Akteure, etwa auch beim Architektu­rwettbewer­b. „Gleichwohl müssen sich die gewählten Mandatsträ­ger im Landtag und Gemeindera­t mit einem so komplexen Thema auseinande­rsetzen und letztlich die Entscheidu­ng fällen.“

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FOTO: DPA Wolfgang Reinhart (CDU) ist der Meinung, dass die Bürger im Land „einen Anspruch darauf haben, dass man sorgsam mit den Steuergeld­ern umgeht“.

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