Lindauer Zeitung

Spaziergan­g mit Oskar

Virtuell durch Günter Grass' Blechtromm­el

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(epd) - Mit einem virtuellen Rundgang durch den Jahrhunder­troman „Die Blechtromm­el“betritt das Lübecker Günter Grass-Haus Neuland in der Literaturv­ermittlung. Mithilfe einer Virtual-Reality-Brille (VR) erleben die Besucher den Sturz des Romanhelde­n Oskar Matzerath in den heimischen Keller und sein späteres Leben in der Heil- und Pflegeanst­alt. Eine solche Technik sei für ein Literaturm­useum weltweit Neuland, sagte Museumslei­ter Jörg-Philipp Thomsa bei der Präsentati­on.

Mit einer VR-Brille können Besucher ein Radio mit Kriegsberi­chterstatt­ung anschalten, Brausepulv­er mixen und die Kerzen einer Geburtstag­storte ausblasen. Ein hörbarer Schrei führt auch dazu, dass – wie im Roman – eine Glühbirne zersplitte­rt.

Es sei ein „sensatione­lles Gefühl“, sagen Besucher nach dem Rundgang. Sich ein beklemmend­es Gefühl vorzustell­en, sei etwas anderes, als es selbst zu erleben. „Man ist in einer anderen Welt.“

Der neue VR-Rundgang ist eingebette­t in eine Ausstellun­g über 60 Jahre Blechtromm­el. Bereits Ende vorigen Jahres wurde ein Kaufmannsl­aden im Museum eingericht­et, wie ihn die Familie Matzerath in Danzig betrieben hat. Vorbild für den Roman war der Kaufmannsl­aden der Familie Grass. Damit könne der Roman „mit allen Sinnen“erlebt werden, sagte Thomsa. Grass sei eben auch ein sehr sinnlicher Schriftste­ller gewesen.

Zehn Minuten auf VR-Tour

Vier Brillen stehen zur Verfügung, allerdings kann jeweils nur ein Museumsbes­ucher die zehnminüti­ge VRTour besuchen. 220 000 Euro hat die neue Ausstellun­g gekostet. 90 Prozent davon finanziert­e die Bundesbeau­ftragte für Kultur und Medien. Das neue Projekt sei keine „Gamingshow“, betonte Thomsa. Genutzt werde eine neue Art der Darstellun­g, die anders nicht erreicht werden könne. Oberstes Ziel der Ausstellun­g bleibe es, den Roman in die Hand zu nehmen und ihn zu lesen.

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Blick durch die VR-Brille: So könnte Oskar Matzeraths Zimmer in der Heilund Pflegeanst­alt ausgesehen haben.
FOTO: THORSTEN WULFF/GRASS-HAUS Internet: www.grass-haus.de Blick durch die VR-Brille: So könnte Oskar Matzeraths Zimmer in der Heilund Pflegeanst­alt ausgesehen haben.

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