Selbstfindung in Melbourne
Der kriselnde Alexander Zverev startet ohne neuen Trainer, aber mit neuer Zuversicht in die Australian Open
(SID) - Alexander Zverev war schon verdächtig guter Laune. Dabei ist die Lage doch einigermaßen ernst. Der beste deutsche Tennisspieler hat, gelinde gesagt, den Start in die neue Saison ziemlich verhunzt. Beim ATP Cup, dem neuen Nationenturnier zu Beginn des Jahres, verlor er seine drei Matches unter zum Teil irritierenden Umständen. Er hackte seinen Schläger kurz und klein, er stritt sich mit seinem Vater – und musste sich von Boris Becker wieder mal anhören, dass er einen neuen Trainer benötige.
Kurzum, Zverev hätte vor seinem Auftaktmatch bei den Australian Open am Dienstag gegen Marco Cecchinato (Italien) allen Grund, richtig miese Laune zu haben. Hat er aber nicht. Im Gegenteil. Nur einmal wurde seine Miene ein bisschen finster vor dem Turnierstart: Als er sich zu den Einlassungen von Becker äußern sollte, der beim ATP Cup sein Teamkapitän war. Einen Trainer? Den benötige er nicht, behauptet Zverev, „ich habe den Eindruck, dass ich mein Tennis selbst auf dem Platz finden muss.“
Seine schlechten Leistungen in Brisbane mag Zverev nicht schönreden. Er habe, sagte der Weltranglistensiebte, „noch nie so schlecht gespielt vor einem Grand Slam“. Er hat dafür auch ein paar Erklärungen: Die Vorbereitung auf die neue Saison kam ein wenig zu kurz, sie begann gut zehn Tage später als sonst. In Brisbane fing sich Zverev dann eine leichte Erkältung ein mit Husten. Und er hatte sich nach seiner Augenoperation noch nicht an die leicht veränderten Sehgewohnheiten angepasst. „Das hat alles eine kleine Rolle gespielt.“
Allerdings: Dies seien nur Erklärungen, keine Ausreden, betonte Zverev. „Am Ende des Tages waren es alles meine Entscheidungen, und ich kann niemandem dafür die Schuld geben“, weiß er – und er schlussfolgert daraus, dass es unter einem anderen Coach als seinem Vater auch nicht anders gelaufen wäre. Zverev signalisiert: Ich habe Vertrauen in mein Team, dessen Mitglieder machten ihren Job tatsächlich „besser, als sie ihn machen müssten“. Und deswegen: „Es liegt nicht an denen, sondern es liegt an mir.“
Das Schöne am Tennis, das hat Zverev in der vergangenen Woche in den sozialen Netzwerken festgestellt, sei ja: „Jede Woche ist ein Neubeginn.“