Lindauer Zeitung

Augsburg trauert, Niederlech­ner wütet

Der Torjäger ist nach dem unnötigen 3:5 gegen Dortmund und dem „Haaland-Schock“sauer und beklagt einen nichtgegeb­enen Elfmeter

- Von Jürgen Schattmann

- „Tja, wenn man drei Heimspiele in Folge gewinnt, bedeutet das nicht automatisc­h, dass man auch das vierte gewinnt“, sprach Martin Schmidt, Trainer des FC Augsburg, am Samstagabe­nd lakonisch. Und doch hätten die Schwaben ihren Aufwärtstr­end bestätigen und das verrücktes­te Spiel dieser Bundesliga­saison gegen Borussia Dortmund gewinnen können – und eben nicht mit 3:5 verlieren müssen.

Zum einen hatten sie 2:0 und 3:1 geführt, weil Torjäger Florian Niederlech­ner nach wie vor in Spitzenfor­m ist und seine Treffer Nr. 9 und 10 schoss und weil auch 2:0-Schütze Marco Richter und der pfeilschne­lle Ruben Vargas einen glänzenden Tag erwischten. Und weil lange Zeit auch die Abwehr stand: „Eine Stunde lang haben wir gegen die beste Kontermann­schaft der Liga kaum etwas zugelassen – von zwei guten BVB-Chancen einmal abgesehen, aber die kann man gegen diesen Gegner nicht verhindern“, meinte Schmidt.

Am Ende aber habe man sich vom „Haaland-Schock“, wie Schmidt die Einwechslu­ng und das prompte Tor des Norwegers bezeichnet­e, nicht mehr erholt. Haaland legte noch zwei Treffer nach, eine Dortmunder Angriffswe­lle nach der anderen schwappte nach dem 3:2 über die Augsburger, die erkennen mussten, dass der Gegner das talentiert­ere Team hat und ihre eigene Strategie – frühes Anlaufen, hinten dicht machen und den wenigen Ballbesitz zu schnellen Kontern nutzen – diesmal am Ende scheiterte. Bereits das Hinspiel hatte

Augsburg nach einer 1:0-Führung mit 1:5 verloren.

Allerdings hätte auch der FCA noch mal zurückkomm­en können. In der 64. Minute beim Stand von 3:3 hatte sich Niederlech­ner im Strafraum

den Ball an Mats Hummels vorbeigele­gt und war nach einem leichten Kontakt mit dem Dortmunder zu Boden gegangen. Schiedsric­hter Manuel Gräfe aber ließ weiterlauf­en, und Niederlech­ner

war nach Abpfiff kaum mehr zu beruhigen.

Der 29-Jährige, eigentlich ein Gegner des Videobewei­ses („Keiner jubelt doch mehr nach einem Tor“) forderte vehement Elfmeter und war auch nach dem Spiel noch wütend: „Ich kann es ehrlichwei­se nicht verstehen, dass der Videoschie­dsrichter nicht eingreift, als ich im Strafraum klar am Fuß getroffen werde. Es werden so viele Situatione­n überprüft, das hätte ich mir auch hier gewünscht. Wenn wir hier das 4:3 machen, gewinnen wir, so hat Dortmund am Ende einen Flow“, klagte der Bayer. Alle drei, Niederlech­ner, Hummels und Gräfe, hatten nach Abpfiff auf dem Platz noch einmal über die Szene debattiert. Hummels räumte später ein: „Es gibt auf jeden Fall einen Kontakt. Wenn du den Elfmeter unbedingt willst, kannst du ihn geben. Aber es ist kein klares Foul. Flo sucht den Kontakt, nicht in Form einer Schwalbe, sondern mit seiner Art der Zweikampff­ührung. Es ist ein klassische­s Fifty-fifty-Ding."

Schlecht für Niederlech­ner: Selbst die FCA-Führung sah es ähnlich: „Im Spiel habe ich es gar nicht als klaren Elfmeter wahrgenomm­en. Köln hat sicher draufgesch­aut und hätte wohl eingegriff­en, wenn es ein klarer Fehlentsch­eid gewesen wäre“, sagte Schmidt. Ein Trost war das kaum: „Wir waren über weite Strecken besser und haben sehr viel Positives gesehen. Das Negative müssen wir analysiere­n und im nächsten Spiel besser machen“, sagte Schmidt und kündigte die Fortsetzun­g des Abstiegska­mpfs an: „Wir sollten bei Union Berlin wieder anfangen zu punkten. Die hinteren Teams haben alle gewonnen.“

„Wir sollten bei Union Berlin wieder anfangen zu punkten. Die hinteren Teams haben alle gewonnen.“

Martin Schmidt

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