Augsburg trauert, Niederlechner wütet
Der Torjäger ist nach dem unnötigen 3:5 gegen Dortmund und dem „Haaland-Schock“sauer und beklagt einen nichtgegebenen Elfmeter
- „Tja, wenn man drei Heimspiele in Folge gewinnt, bedeutet das nicht automatisch, dass man auch das vierte gewinnt“, sprach Martin Schmidt, Trainer des FC Augsburg, am Samstagabend lakonisch. Und doch hätten die Schwaben ihren Aufwärtstrend bestätigen und das verrückteste Spiel dieser Bundesligasaison gegen Borussia Dortmund gewinnen können – und eben nicht mit 3:5 verlieren müssen.
Zum einen hatten sie 2:0 und 3:1 geführt, weil Torjäger Florian Niederlechner nach wie vor in Spitzenform ist und seine Treffer Nr. 9 und 10 schoss und weil auch 2:0-Schütze Marco Richter und der pfeilschnelle Ruben Vargas einen glänzenden Tag erwischten. Und weil lange Zeit auch die Abwehr stand: „Eine Stunde lang haben wir gegen die beste Kontermannschaft der Liga kaum etwas zugelassen – von zwei guten BVB-Chancen einmal abgesehen, aber die kann man gegen diesen Gegner nicht verhindern“, meinte Schmidt.
Am Ende aber habe man sich vom „Haaland-Schock“, wie Schmidt die Einwechslung und das prompte Tor des Norwegers bezeichnete, nicht mehr erholt. Haaland legte noch zwei Treffer nach, eine Dortmunder Angriffswelle nach der anderen schwappte nach dem 3:2 über die Augsburger, die erkennen mussten, dass der Gegner das talentiertere Team hat und ihre eigene Strategie – frühes Anlaufen, hinten dicht machen und den wenigen Ballbesitz zu schnellen Kontern nutzen – diesmal am Ende scheiterte. Bereits das Hinspiel hatte
Augsburg nach einer 1:0-Führung mit 1:5 verloren.
Allerdings hätte auch der FCA noch mal zurückkommen können. In der 64. Minute beim Stand von 3:3 hatte sich Niederlechner im Strafraum
den Ball an Mats Hummels vorbeigelegt und war nach einem leichten Kontakt mit dem Dortmunder zu Boden gegangen. Schiedsrichter Manuel Gräfe aber ließ weiterlaufen, und Niederlechner
war nach Abpfiff kaum mehr zu beruhigen.
Der 29-Jährige, eigentlich ein Gegner des Videobeweises („Keiner jubelt doch mehr nach einem Tor“) forderte vehement Elfmeter und war auch nach dem Spiel noch wütend: „Ich kann es ehrlichweise nicht verstehen, dass der Videoschiedsrichter nicht eingreift, als ich im Strafraum klar am Fuß getroffen werde. Es werden so viele Situationen überprüft, das hätte ich mir auch hier gewünscht. Wenn wir hier das 4:3 machen, gewinnen wir, so hat Dortmund am Ende einen Flow“, klagte der Bayer. Alle drei, Niederlechner, Hummels und Gräfe, hatten nach Abpfiff auf dem Platz noch einmal über die Szene debattiert. Hummels räumte später ein: „Es gibt auf jeden Fall einen Kontakt. Wenn du den Elfmeter unbedingt willst, kannst du ihn geben. Aber es ist kein klares Foul. Flo sucht den Kontakt, nicht in Form einer Schwalbe, sondern mit seiner Art der Zweikampfführung. Es ist ein klassisches Fifty-fifty-Ding."
Schlecht für Niederlechner: Selbst die FCA-Führung sah es ähnlich: „Im Spiel habe ich es gar nicht als klaren Elfmeter wahrgenommen. Köln hat sicher draufgeschaut und hätte wohl eingegriffen, wenn es ein klarer Fehlentscheid gewesen wäre“, sagte Schmidt. Ein Trost war das kaum: „Wir waren über weite Strecken besser und haben sehr viel Positives gesehen. Das Negative müssen wir analysieren und im nächsten Spiel besser machen“, sagte Schmidt und kündigte die Fortsetzung des Abstiegskampfs an: „Wir sollten bei Union Berlin wieder anfangen zu punkten. Die hinteren Teams haben alle gewonnen.“
„Wir sollten bei Union Berlin wieder anfangen zu punkten. Die hinteren Teams haben alle gewonnen.“
Martin Schmidt