GWG geht beim Hoeckle-Areal mit einer Mietergemeinschaft neue Wege
Lindauer Wohnungsgesellschaft bezieht noch vor Fertigstellung neue potenzielle Mieter ein – Erstbezug im August 2020
(lz) - Das Hoeckle-Areal in Zech blickt auf eine lange Geschichte zurück. Seit 1888 ist auf dem Gelände viel passiert. Angefangen hat alles mit der Errichtung einer Stoffdruckerei. Im Laufe der Jahre wechselten Firmeninhaber und Mieter sowie die produzierten Produkte. Seit April 2013 plant die GWG Lindau auf dem Areal 67 Wohnungen, drei Gewerbeeinheiten, ein Boardinghaus und zwölf Reihenhäuser. Im August 2020 soll der Erstbezug der Wohnungen erfolgen. Diesem geht ein Novum voraus.
Das Boardinghaus-Grundstück wurde bereits veräußert. Die Reihenhäuser verkaufte die LWB Lindauer Wohnbau, ein Gemeinschaftsunternehmen der BSG Allgäu eG. und der GWG Lindauer Wohnungsgesellschaft mbH, an Lindauer Familien. Die 67 Mietwohnungen sind auf drei Mehrfamilienhäuser aufgeteilt, 54 davon sind öffentlich gefördert, 13 frei finanziert. Um eine gute Durchmischung unter den Mietern zu erhalten, reicht das Angebot von EinZimmer-Wohnungen mit circa 33 Quadratmetern bis zu Vier-ZimmerWohnungen
mit maximal 120 Quadratmetern Fläche, fasst die GWG Lindau in einem Presseschreiben zusammen.
Künftige Mieter legen Hausordnung fest
Mit dieser Wohnanlage geht die GWG Lindauer Wohnungsgesellschaft neue Wege, heißt es weiter. Um Anonymität in den Häusern zu verhindern und Konflikte zwischen den Mietern zu begrenzen, holte Geschäftsführer
Alexander Mayer die künftigen Bewohner in Form einer Mietergemeinschaft ab Baubeginn mit ins Boot. Damit die Interessenten frühzeitig in den Prozess eingebunden werden, fand ein erster Informationsabend im November 2018 statt. Dort wurden sowohl das Bauvorhaben als auch das Projekt Mietergemeinschaft vorgestellt. Es bildeten sich daraufhin mehrere Arbeitsgruppen. Diese erhielten mehr Mitspracherechte als sonst üblich und beteiligten sich aktiv am Gestaltungsprozess ihres neuen Lebensraumes mit Vorschlägen an die GWG Lindau.
In den moderierten Treffen – bisher fanden sechs statt – entwerfen die Teilnehmer beispielsweise die Regeln der Hausordnung, formulierten Grundwerte der Gemeinschaftskultur und Kommunikation untereinander und mit dem Vermieter sowie Regeln für den Alltag, die für die Siedlung gelten sollen. Sie planen den Garten und die Ausstattung des Gemeinschaftsraumes, überlegen sich gemeinschaftliche Aktivitäten. Der Geschäftsführer des Lindauer Wohnungsunternehmens ist überzeugt, dass es dadurch weniger Konflikte im Zusammenleben der Bewohner geben wird, wenn diese sich kennen und sich in die Gemeinschaft eingebracht haben.
Den Zusammenfindungsprozess der Mietergemeinschaft bezeichnet Mayer im Schreiben als „sehr spannend“. Viele Interessierte waren anfangs begeistert von der Idee und engagierten sich sehr. Einige stellten jedoch nach den ersten Treffen für sich fest, dass „das doch nicht ihr Ding“ist und blieben deshalb weg. Dafür kamen andere hinzu. Im Laufe der Zeit entstand eine Gruppe von Mietinteressenten, die sich von der Vision des Miteinanders und der Mietergemeinschaft anstecken ließen und in Arbeitstreffen Regeln und Konzepte erarbeitet haben. Mayer weiß, dass ein großes Maß an Kompromissbereitschaft mitgebracht werden muss. Die einen wünschen wenig Regeln, während andere am liebsten alles geregelt hätten.
Es sei für die GWG Lindau ein Novum gewesen, schon im Vorfeld potenzielle Mieter mit einzubeziehen. Deshalb seien diese auch zum Richtfest im November 2019 eingeladen worden. Inzwischen haben diejenigen, die sich am Projekt Mietergemeinschaft beteiligen, ihre Mietverträge erhalten. Bis zum Erstbezug im August 2020 werden alle Wohnungen vergeben sein. Mayer sei es bewusst, dass es vonseiten der GWG Lindau ein Versuch und ein Angebot sei. „Wir müssen abwarten, ob dieses Modell funktioniert.“Er selbst sei aber optimistisch.