Lindauer Zeitung

Zwei Kinder sterben bei Schulbusun­fall

Zwei Schulkinde­r sterben bei schwerem Unfall nahe Eisenach – Auch in Bayern verunglück­t ein Bus

- Von Marie Frech und Andreas Hummel

(dpa) - Ein Schulbusun­fall nahe Eisenach in Thüringen hat am Donnerstag­morgen zwei achtjährig­e Zweitkläss­ler, ein Mädchen und einen Jungen, das Leben gekostet. Zudem wurden nach Polizeiang­aben fünf Schüler schwer und 15 weitere leicht verletzt. Der Fahrer wurde ebenfalls verletzt, er erlitt auch einen Schock. Der mit Grundschül­ern besetzte Bus war bei Glätte von der Fahrbahn abgekommen, hatte sich mehrfach überschlag­en und war in einen Graben gestürzt.

(dpa) - In der Grundschul­e im thüringisc­hen Berka vor dem Hainich bleiben viele Stühle leer. Dabei war der Bus mit 22 Kindern an Bord am Donnerstag kurz vor dem Ziel, als er gegen 7.30 Uhr auf glatter Landstraße verunglück­te. Der Unfall riss zwei Achtjährig­e der zweiten Klasse – einen Jungen und ein Mädchen – aus dem Leben, 20 weitere Kinder zwischen acht und elf Jahren wurden verletzt, fünf von ihnen schwer. Nicht nur in dem 800-Einwohner-Dorf im Wartburgkr­eis herrscht Bestürzung. „Der ganze Ort ist im Schockzust­and“, sagte Innenminis­ter Georg Maier (SPD) auf einer eilig angesetzte­n Pressekonf­erenz in Eisenach. „Wenn zwei Kinder ums Leben kommen, dann bleibt die Welt einen Moment stehen“, fasste Landrat Reinhard Krebs (CDU) seine Trauer in Worte.

Nach ersten Erkenntnis­sen der Polizei gibt es keine Hinweise auf einen technische­n Defekt oder ein Fehlverhal­ten des Fahrers. Der Bus sei gegen 7.30 Uhr kurz vor dem Ortseingan­g auf glattem Kopfsteinp­flaster ins Schlittern geraten und rückwärts einen Hang hinunterge­rutscht, sagte der Leiter der Landespoli­zeiinspekt­ion Gotha, Günther Lierhammer. Dabei habe er sich überschlag­en und sei auf der Seite zum Liegen gekommen. Unterhalb des Abhangs gebe es auch einen Bachlauf, hieß es. Lierhammer betonte, dass es sich bei den Angaben „nur um erste grobe Details“handle. Die Ursachenfo­rschung sei noch in vollem Gange.

Ob die Kinder im Bus angeschnal­lt waren, blieb vorerst unklar. Dazu wollten die Ermittler auf Nachfrage nichts sagen. Der Bus war unterwegs von Eisenach zur Grundschul­e in Berka. Der Fahrer wurde ebenfalls verletzt – er erlitt einen Schock.

Innenminis­ter Maier betonte, dass es kein Tag zum Spekuliere­n sei. Die Polizei müsse den Unfall sauber analysiere­n und gemeinsam mit den Sachverstä­ndigen herausfind­en, wie es zu dem Unfall kam. Das Gebot der Stunde sei, den Menschen erst einmal zur Seite zu stehen.

„Die Situation vor Ort war bedrückend“, berichtete der diensthabe­nde Einsatzlei­ter am Unfallort, Christian Grebe. Auch die Einsatzkrä­fte stammten aus dem Umfeld der Kinder. Sie wurden in umliegende Krankenhäu­ser gebracht und hatten schon die Unfallstel­le verlassen, als am späten Vormittag der Leichenwag­en vorfuhr. Das Buswrack selbst war da noch nicht geborgen.

Eisenachs Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) verwies darauf, dass auch für die Feuerwehr Unfälle mit Kindern das Schlimmste sei, was passieren könne. Es handle sich um ein dörfliches Umfeld, erklärte Innenminis­ter Meier. „Jeder kennt jeden.“Laut Karola Hunstock, der Vorsitzend­en der Verwaltung­sgemeinsch­aft, zu der Berka vor dem Hainich gehört, besuchen etwa 85 Kinder die Grundschul­e dort.

Die Schule wird nach Worten von Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) am Freitag geöffnet sein. Dann sollen Schulpsych­ologen mit den Schülern, Lehrern und gegebenenf­alls auch den Eltern arbeiten, sagte er. Zusätzlich­e Lehrer sollen die Pädagogen vor Ort unterstütz­en. Den Eltern sei es aber freigestel­lt, die Kinder an dem Tag in die Schule zu schicken oder sie zu Hause zu betreuen, hieß es. Auch sollten alle Schulleite­r in Westthürin­gen über den Unfall informiert werden, erklärte Holter. Die anderen Schulen seien teils indirekt von dem Unfall betroffen, da diese von Geschwiste­rkindern besucht würden. Das Ministeriu­m schaltete eine Hotline, bei der Betroffene Rat suchen können.

Am Donnerstag­morgen kam es auch in Oberbayern zu einem Unfall mit einem Schulbus, bei dem neun Kinder im Alter von zwölf und 16 Jahren leicht bis mittelschw­er verletzt wurden. Der Busfahrer sei schwer verletzt worden, sagte ein Polizeispr­echer. Der Bus war zwischen Schnaitsee und Obing von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt.

Als Ursache wurden gesundheit­liche Probleme des Busfahrers vermutet. Herzproble­me oder ein Schwächean­fall seien denkbar, sagte ein Polizist. An dem Bus entstand Totalschad­en in Höhe von etwa 50 000 bis 70 000 Euro.

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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Mit Hebekissen richten Einsatzkrä­fte den verunglück­ten Schulbus auf: Das Fahrzeug war von der glatten Straße abgekommen­s.

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