Lindauer Zeitung

Ruf nach mehr Härte bei Parteispen­den

Antikorrup­tionsorgan­isation sieht Handlungsb­edarf nach Affären um AfD-Wahlkampfh­ilfen

- Von Klaus Wieschemey­er

Angesichts mehrerer Verfahren wegen mutmaßlich­er illegaler Spenden für die AfD fordert die Antikorrup­tionsorgan­isation Transparen­cy Internatio­nal (TI) schärfere Regeln bei der Parteienfi­nanzierung. „Es braucht klare Regeln und abschrecke­nde Sanktionen, um Verstößen vorzubeuge­n“, sagte der TI-Vorsitzend­e Hartmut Bäumer am Donnerstag von Journalist­en in Berlin. Die Organisati­on fordert eine Veröffentl­ichungspfl­icht für Parteispen­den bereits ab 2000 Euro (bisher 10 000 Euro) sowie eine Deckelung der Spenden auf 50 000 Euro pro Spender. Zudem solle eine unabhängig­e Stelle beim Bundestag die Parteienfi­nanzierung im Auge behalten.

Die AfD steht wegen mehrerer Spenden aus der Schweiz in der Kritik. Anfang des Monats bestätigte ein Berliner Gericht, dass die Partei wegen verdeckter Wahlkampfh­ilfen für den damaligen Spitzenkan­didaten Jörg Meuthen im baden-württember­gischen Landtagswa­hlkampf 2016 knapp 270 000 Euro Strafe zahlen muss. Zudem fordert die Bundestags­verwaltung wegen Spenden für Alice Weidel weitere 396 000 Euro. Der AfD-Kreisverba­nd Bodensee hatte 2017 mehrfach Spenden für Weidel aus der Schweiz erhalten.

Für Bäumer sind die Begründung­en der AfD für die Spendenann­ahmen „Schutzbeha­uptungen“ohne Wert, die Vorgänge seien ein „Skandal“. „Ein Skandal ist es, dass eine Partei, die anderen immer wieder vorhält, sie seien korrupt und würden die Spielregel­n unserer Demokratie

nicht wahren, selbst mindestens absolut intranspar­ent ist“, begründete­t er. Darum sei staatliche Härte gerechtfer­tigt: Wenn man es anders nicht kapiere, „dann geht es manchmal nur mit dem Holzhammer“, sagte Bäumer.

Die AfD wollte sich am Donnerstag auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht zu den Vorwürfen äußern. Man werde entspreche­nde Anfragen erst anwaltlich prüfen lassen, das dauere mindestens einen Tag, erklärte ein Sprecher.

Jenseits der Parteienfi­nanzierung stellte TI Deutschlan­d ein insgesamt gutes Zeugnis in Sachen Korruption­sbekämpfun­g aus. Ein Index, der die wahrgenomm­ene Korruption in verschiede­nen gesellscha­ftlichen Bereichen misst, sieht Deutschlan­d 2019 demnach mit 80 von 100 möglichen Punkten internatio­nal auf Rang 9 von 180. Das ist eine Verbesseru­ng um zwei Plätze. An der Spitze rangieren demnach Neuseeland und Dänemark (je 87 Punkte). Schlusslic­ht ist demnach Somalia (neun Punkte) hinter dem Südsudan (zwölf Punkte).

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FOTO: DPA TI-Deutschlan­d-Chef Hartmut Bäumer.

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