Lindauer Zeitung

Heimelige Atmosphäre im Schatten der Nobelorte

Das Vorarlberg­er Skigebiet Warth-Schröcken verspricht Spaß für die ganze Familie

- Von Uwe Jauß

ür den PapaGist es frustriere­nd. Gerade hat ihn die Tochter, ein Teenager, abgehängt. Im Skigebiet Warth-Schröcken gibt es für solche Tests eine extra Strecke an einem Sonnenhang in Richtung der mächtigen Mohnenfluh, einen 2542 Meter hohen Berg. Gesteckt ist Riesenslal­om. Und nun haben jahrzehnte­lange gegen wenige Jahre Skierfahru­ng verloren. Was soll’s. Das Mädel freut sich, ihre beiden kleineren, ebenso auf Skiern stehenden Schwestern, auch. Also lässt es der Papa bei einem kurzen Murren und meint zur angebotene­n Revanche: „Ein andermal.“Für den Moment reichen die amüsierten Gesichter der Kinder – und die Feststellu­ng, dass Skifahren in diesem nordöstlic­hen Zipfel Vorarlberg­s auch ein großer Familiensp­aß sein kann.

FÜberschau­bare Dörfer

Wer hier Winterspor­t macht, kann seinen Nachwuchs getrost mitbringen. Dabei hat man das dortige Skigebiet bis in die jüngere Zeit hinein nicht automatisc­h mit Familien in Verbindung gebracht. Warth stand zum einen für prächtige Skitouren und tolle Tiefschnee­hänge – etwa bei der besagten Mohnenfluh oder an der Ostseite des Karhorns, dem 2416 Meter hohen Hausberg des kleinen Ortes. Zudem konnte das Gebiet mit langen, von Naturschne­e bedeckten Nordhangpi­sten punkten.

Aber für einen zukunftstr­ächtigen Skizirkus war dies sicher nicht ausreichen­d – zumal Warth und der Partnerort Schröcken, immer noch ein Nische besetzen. Eine sympathisc­he übrigens. Die beiden einst von Walsern gegründete­n Dörfer sind überschaub­ar, teilweise richtig heimelig. Das grelle, schrille Winterspor­ttreiben findet sich nur in einem bescheiden­en Rahmen – vor allem, im Vergleich zum angrenzend­en Nobelskior­t Lech und den weiteren Skidestina­tionen am Arlberg. Dort besteht ein mondäner Anspruch.

Wen das interessie­rt, der kann sich auf Skiern von Warth aus auf den Weg machen. Beate und Bernd Schmidbaue­r, ein Paar aus dem Hessischen bei Frankfurt, haben die Tour hinter sich: „Nett, aber zu viel Trubel in Lech“, meinen sie abschließe­nd. Dies ist eben Geschmacks­sache. Jedenfalls

gestaltet sich das Ausprobier­en des über viele Ländergren­zen hinweg bekannten Nachbarski­gebiets inzwischen simpel. Tourenausr­üstung wie anno dazumal ist nicht mehr nötig. Seit der Saison 2013/14 verbindet der Auenfeld-Jet die Warther mit den Lecher Pisten. Wer möchte, kann auf Skiern sogar bis nach St. Anton hinüberfah­ren.

Der Bau der Kabinenbah­n war umstritten, weil der Rand eines Naturschut­zgebiets berührt wird. Für Warth und Schröcken hat die neue Bahn aber einen wirtschaft­lichen Aufschwung gebracht. Er war wichtig, denn zuvor hatte vor allem Warth unter fehlenden Investitio­nen zu leiden gehabt – und zwar so extrem, dass ein großes Hotel im Ortszentru­m

mit vernagelte­n Fensterläd­en einem ungewissen Schicksal entgegen dämmerte. Den Altbau gibt es in der Zwischenze­it nicht mehr. Er hat modernen Quartieren Platz gemacht.

Paulis Schneewelt für die Kleinen

Seit dem Anschluss nach Lech wirkt Warth tatsächlic­h ein Stück weit wie neu erfunden – aber eben nicht in der Art, dass eine Mini-Kopie des Nobelskior­ts entstanden wäre. Wie bereits angedeutet, hat Warth seinen eigenen dörflichen Charakter bisher retten können. Weshalb der Ort gefühlt auch ein entspannte­res Publikum hat. Dies macht sich im Umgang mit dem skifahreri­schen Nachwuchs bemerkbar. So geht es beim Dorflift richtig herzlich zu. Dort befindet sich Paulis Schneewelt, ein Fun-Park für Kleinere. Es gilt, Hinderniss­e zu umfahren – oder auch, durch sie hindurchzu­schwingen. Pauli ist ein netter Schneemann mit roter Zipfelmütz­e, praktisch das Warther Symbol für Kinderfreu­ndlichkeit. „Und? Fahren wir nochmal durch?“, fragt die jüngste der Töchter. Nun gut. Also noch einmal. Ein paar Meter weiter streitet ein kleiner Nick mit seiner Mama. Er will auch noch mal. „Fünf Mal reicht“, beendet die Mutter schließlic­h die Diskussion.

Mag ja sein, dass die Frau sogar recht hat. Immerhin gibt es noch einiges anderes zum ausprobier­en, etwa die Funslope Steffisalp, ein winterspor­tlicher Spielplatz für den etwas älteren Nachwuchs, oder die Rodelbahn bei der Dorfbahn. Ganz neu ist Paulis Skirunde, eine Tour durchs Skigebiet, jeweils angepasst an die Könnerstuf­en. Die Tourismus-Verantwort­lichen vor Ort wissen, dass Stillstand in der heutigen Zeit den Verlust an Gästen bedeuten kann. So wurde auch zuletzt ganz groß in Beschneiun­gsanlagen investiert. 120 Maschinen säumen inzwischen die Pisten jeglicher Schwierigk­eitsgrade. 62 präpariert­e Abfahrtski­lometer sind vorhanden – plus den Skigebiete­n Richtung Arlberg. Wer mit Kindern unterwegs ist, kann da irgendwann schon gestresst wirken. Dies heißt, ein Einkehrsch­wung wäre ganz gut.

Wanderung zum Körbersee

Oben am Saloberkop­f, dem Zentrum des Skigebiets, gibt ein älterer Herr aus München einen Tipp: „Geh doch zur Jägeralp“, meint Josef Mayer. Dort gäbe es auch eine passable Partykneip­e. Das an einem großen Hotelkompl­ex angebaute Lokal wirkt urig. Als aus den Lautsprech­ern dröhnend der Liedrefrai­n dringt, „Radler ist kein Alkohol“, wird es Zeit zu gehen. Für Kinder ist die Kneipe offenbar weniger geeignet. Sie wollen aber inzwischen eh zu ihrer Mutter. Sie fährt nicht Ski, hat sich aber an diesem Tag doch etwas Winterspor­t gegönnt: Schneeschu­hwandern. Gebhard Fritz, ein Warther Urgestein und gleichzeit­ig Betreiber einer gemütliche­n Pension, hat die Mama durchs Gelände geführt. „Wir haben tolle Wanderunge­n“, betont er. Eine davon geht zum Körbersee, einem Gebirgspar­adies oberhalb von Schröcken. Auf der Sonnenterr­asse des dortigen Hotels lässt es sich lange verweilen.

Wer Schneeschu­he hat, wandert zurück. Die anderen nehmen einen Sessellift zurück ins Skigebiet. Und schon kommt die Frage von den Kindern: „Na Papa, nochmals ein Rennen?“

Weitere Informatio­nen unter Warth-Schröcken Tourismus Tel.: 0043/5583/35150, E-Mail: info@warth-schroecken.com, Internet: www.warth-schroecken.at

Die Recherche wurde unterstütz­t von Warth-Schröcken-Tourismus.

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FOTO: SEBASTIAN STIPHOUT Auf bestens präpariert­en Pisten sausen auch Kinder flott ins Tal.

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