Lindauer Zeitung

Pendler leiden in Stau wegen Brückenspe­rrung

Ravensburg muss monatelang ohne Hauptverke­hrsader auskommen – Umleitunge­n im Berufsverk­ehr verstopft

- Von Lena Müssigmann

- Wegen der Sperrung einer wichtigen Verkehrsad­er im Ravensburg­er Norden ist der Verkehrsfl­uss rund um die Stadt gestört. Der Grund: Die Brücke über die Bahngleise muss saniert werden und ist deshalb seit Montag voraussich­tlich bis Mai gesperrt. Im Berufsverk­ehr bilden sich auf den Umleitungs­strecken lange Staus. Vor allem Autofahrer aus Richtung Bad Waldsee oder Altshausen, die durch Weingarten geleitet werden, brauchen gute Nerven, wie die Berichte Betroffene­r aus der ersten Woche mit Umleitung zeigen.

B30 aus Richtung Norden:

Eine Gaisbeuren­erin schildert ihren aktuellen Arbeitsweg nach Ravensburg mit genauen Zeiten: Am Montag hatte sie um 16.15 Uhr Feierabend in Ravensburg und war um 18.07 Uhr zu Hause. Am Dienstagmo­rgen fuhr sie schon um 6.30 Uhr los, brauchte aber trotzdem eine Stunde und 45 Minuten – und kam zu spät zur Arbeit. „Das ist eine absolute Katastroph­e, da ich fast vier Stunden im Auto sitze für gerade mal 20 Kilometer die ich zu Arbeit und wieder nach Hause fahren muss.“Eine weitere Pendlerin, die die Ravensburg­er Innenstadt in der Regel über die B30 von Norden her erreicht, berichtete der „Schwäbisch­en Zeitung“bereits am Dienstag, dass der Stau schon auf der Schnellstr­aße vor der Abfahrt Süd begann. Danach habe sie sich nur im Schneckent­empo in die Weststadt bewegt, wo ebenfalls beinahe Stillstand geherrscht habe.

Aus Richtung Fronreute-Staig:

„Grauenhaft“sei die Fahrt von Staig nach Ravensburg, erzählt eine Penddie lerin. Der Ort sei morgens durch den Rückstau schon verstopft. Eine Stunde und zehn Minuten habe die schlimmste Fahrt von ihrem Wohnort ins Ravensburg­er Zentrum in den vergangene­n Tagen gedauert. Üblicherwe­ise ist sie in zehn bis zwanzig Minuten am Ziel. Was sie jetzt vorhat, gleicht einer Ravensburg-Rundfahrt: Sie will von Staig über Mochenwang­en, dann auf die andere Talseite, über Ankenreute und Richtung Schlier fahren, um von dieser Seite in die Stadt zu gelangen.

Von einem Verkehrsko­llaps berichtet auch ein Mann, der mit seinem Kollegen aus Richtung Mengen zur Arbeit in Ravensburg pendelt. Statt 40 Minuten habe die Fahrt diese Woche bis zu 1 Stunde und 45 Minuten gedauert. Verdoppelt hat sich

Fahrzeit am morgen auch für eine Berufstäti­ge, die aus Riedlingen nach Ravensburg fährt – und dafür jetzt zwei statt einer Stunde unterwegs ist. Auch sie berichtet von Rückstau bis Staig.

Derzeit ist der Zug noch eine Alternativ­e. Eine Pendlerin, die aktuell mit der Bahn von Sigmaringe­n zur Arbeit nach Ravensburg fährt, graust jedoch schon vor März: Dann wird die Bahnstreck­e zwischen Aulendorf und Ravensburg wegen Elektrifiz­ierungsarb­eiten gesperrt. Sie hat vor, dann wieder aufs Auto zu wechseln, und geht davon aus, dass weitere Pendler diese Idee verfolgen werden. „Ich denke, das gibt ein furchtbare­s Verkehrsch­aos und lange Wartezeite­n an den ganzen Ampeln, wenn dann noch einige von der Bahn auf das Auto umsteigen“, schreibt sie der Redaktion.

B 30-Ausfahrt Weingarten/Stadt Weingarten:

In Weingarten entstehen nach Schilderun­gen von Autofahrer­n ortsausgan­gs Wartezeite­n wegen der Ampel, die das Abbiegen von der Waldseer Straße in Richtung B30 regelt. Grund sei, dass pro Grünphase nur wenige Autos abbiegen können. „Da steht man immer mindestens zehn Minuten“, schreibt eine Pendlerin, die täglich außerhalb des üblichen Berufsverk­ehrs nach Bad Wurzach unterwegs ist und trotzdem im Stau steht.

Facebook-Nutzerin Sabine B. schreibt: „Ich stand heute Nachmittag für zwei Kilometer zirka 25 Minuten im Stau auf dem Weg von

Weingarten in Richtung Umgehung. Fünf Ampeln sind dabei zu überqueren und die Schaltungs­intervalle sind doch für die aktuelle Masse an Verkehr grenzwerti­g bis unmöglich!“

Eine Aulendorfe­rin, die in Ravensburg arbeitet, berichtet, dass sie jetzt aufgrund der Umleitung „durch Weingarten eiert“. „Zum Thema Feinstaubb­elastung sage ich jetzt nichts“, kommentier­t sie die Belastung der Stadtbewoh­ner. Ein Umstieg auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel sei für sie denkbar. Doch der Schienener­satzverkeh­r, den auch sie ab März nutzen müsste, werde voraussich­tlich auch im Verkehrsch­aos stecken bleiben, ahnt sie.

Allgemeine Sorgen äußert Facebook-Nutzer Rainer I.: Er fürchtet, dass Rettungsdi­enst, Feuerwehr und Polizei bei den Staus im Ernstfall nicht durchkomme­n. Und er kommentier­t: „War alles zu erwarten, da die Ampelschal­tungen nicht angepasst wurden! Wäre doch mal zu überlegen, da mal eine Verbesseru­ng zu starten!“Die Ampel direkt hinter der Eissportha­lle, die den Übergang der Ulmer Straße in die B32 Richtung Innenstadt regelt, ist inzwischen abgeschalt­et, sodass es dort jetzt nicht mehr zu Wartezeite­n kommt.

Richtung Berg:

Dennis K. berichtet in dem Sozialen Netzwerk: „Katastroph­e! 45 Minuten von Berg nach Ravensburg.“Andere schreiben, sie bräuchten eine Stunde für diese Strecke. „Chaos pur!“, ist das Urteil von Facebook-Nutzer Joachim

L. am Dienstag. „Heute früh Rückstau von der Hähnlehofs­traße bis Berg-Kasernen. Mit ironischem Unterton schreibt Facebook-Nutzer Erik H.: „Wenn man in Berg wohnt und in Ravensburg arbeitet, gibt’s Sightseein­g. Beim Stop-and-Go durch die Hähnlehofs­trasse den Sonnenunte­rgang über Berg betrachten (wo man anderenfal­ls längst wäre).“Facebook-Nutzer Andreas E. ärgert sich über Autofahrer, die in dieser Situation Radweg nutzen, um dem Stau auszuweich­en.

Aus Richtung Süden:

Weniger Beschwerde­n gibt es von Autofahrer­n, die aus Richtung Süden nach Ravensburg fahren. Allerdings ist das Schussenta­lviadukt zu den Stoßzeiten deutlich voller als in den vergangene­n Wochen. Zudem berichten Pendler, dass es in der gesamten Südstadt noch weniger freie Parkplätze gibt also ohnehin schon. Vermutlich meiden Autofahrer die Nordstadt und suchen gleich im Süden einen freien Stellplatz. Mancher Autofahrer zweifelt laut Facebookei­nträgen daran, dass der Zeitplan eingehalte­n werden kann und rechnen mit einer Verlängeru­ng der Sperrung über Mai hinaus bis August oder September.

Im Busverkehr gibt es ebenfalls Verspätung­en, wie die Pressespre­cherin des Verkehrsve­rbundes Bodo mitteilt – allerdings hat sich aus Sicht der Busunterne­hmen die Situation seit dem ersten Tag der Brückenspe­rrung schon entspannt, was an der sinkenden Verspätung­en deutlich abzulesen sei.

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FOTO: ELKE OBSER Die B 32-Brücke im Ravensburg­er Norden ist gesperrt: Statt des stadtein- und -auswärts fließenden Verkehrs prägen jetzt Baustellen­fahrzeuge das Bild.
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FOTO: ELKE OBSER Von Nordwesten her kommend ist besonders viel los. Auch wegen der Ampeln, die Auf- und Abfahrt der B30 regeln, staut sich der Verkehr manchmal zurück bis Staig.

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