Pendler leiden in Stau wegen Brückensperrung
Ravensburg muss monatelang ohne Hauptverkehrsader auskommen – Umleitungen im Berufsverkehr verstopft
- Wegen der Sperrung einer wichtigen Verkehrsader im Ravensburger Norden ist der Verkehrsfluss rund um die Stadt gestört. Der Grund: Die Brücke über die Bahngleise muss saniert werden und ist deshalb seit Montag voraussichtlich bis Mai gesperrt. Im Berufsverkehr bilden sich auf den Umleitungsstrecken lange Staus. Vor allem Autofahrer aus Richtung Bad Waldsee oder Altshausen, die durch Weingarten geleitet werden, brauchen gute Nerven, wie die Berichte Betroffener aus der ersten Woche mit Umleitung zeigen.
B30 aus Richtung Norden:
Eine Gaisbeurenerin schildert ihren aktuellen Arbeitsweg nach Ravensburg mit genauen Zeiten: Am Montag hatte sie um 16.15 Uhr Feierabend in Ravensburg und war um 18.07 Uhr zu Hause. Am Dienstagmorgen fuhr sie schon um 6.30 Uhr los, brauchte aber trotzdem eine Stunde und 45 Minuten – und kam zu spät zur Arbeit. „Das ist eine absolute Katastrophe, da ich fast vier Stunden im Auto sitze für gerade mal 20 Kilometer die ich zu Arbeit und wieder nach Hause fahren muss.“Eine weitere Pendlerin, die die Ravensburger Innenstadt in der Regel über die B30 von Norden her erreicht, berichtete der „Schwäbischen Zeitung“bereits am Dienstag, dass der Stau schon auf der Schnellstraße vor der Abfahrt Süd begann. Danach habe sie sich nur im Schneckentempo in die Weststadt bewegt, wo ebenfalls beinahe Stillstand geherrscht habe.
Aus Richtung Fronreute-Staig:
„Grauenhaft“sei die Fahrt von Staig nach Ravensburg, erzählt eine Penddie lerin. Der Ort sei morgens durch den Rückstau schon verstopft. Eine Stunde und zehn Minuten habe die schlimmste Fahrt von ihrem Wohnort ins Ravensburger Zentrum in den vergangenen Tagen gedauert. Üblicherweise ist sie in zehn bis zwanzig Minuten am Ziel. Was sie jetzt vorhat, gleicht einer Ravensburg-Rundfahrt: Sie will von Staig über Mochenwangen, dann auf die andere Talseite, über Ankenreute und Richtung Schlier fahren, um von dieser Seite in die Stadt zu gelangen.
Von einem Verkehrskollaps berichtet auch ein Mann, der mit seinem Kollegen aus Richtung Mengen zur Arbeit in Ravensburg pendelt. Statt 40 Minuten habe die Fahrt diese Woche bis zu 1 Stunde und 45 Minuten gedauert. Verdoppelt hat sich
Fahrzeit am morgen auch für eine Berufstätige, die aus Riedlingen nach Ravensburg fährt – und dafür jetzt zwei statt einer Stunde unterwegs ist. Auch sie berichtet von Rückstau bis Staig.
Derzeit ist der Zug noch eine Alternative. Eine Pendlerin, die aktuell mit der Bahn von Sigmaringen zur Arbeit nach Ravensburg fährt, graust jedoch schon vor März: Dann wird die Bahnstrecke zwischen Aulendorf und Ravensburg wegen Elektrifizierungsarbeiten gesperrt. Sie hat vor, dann wieder aufs Auto zu wechseln, und geht davon aus, dass weitere Pendler diese Idee verfolgen werden. „Ich denke, das gibt ein furchtbares Verkehrschaos und lange Wartezeiten an den ganzen Ampeln, wenn dann noch einige von der Bahn auf das Auto umsteigen“, schreibt sie der Redaktion.
B 30-Ausfahrt Weingarten/Stadt Weingarten:
In Weingarten entstehen nach Schilderungen von Autofahrern ortsausgangs Wartezeiten wegen der Ampel, die das Abbiegen von der Waldseer Straße in Richtung B30 regelt. Grund sei, dass pro Grünphase nur wenige Autos abbiegen können. „Da steht man immer mindestens zehn Minuten“, schreibt eine Pendlerin, die täglich außerhalb des üblichen Berufsverkehrs nach Bad Wurzach unterwegs ist und trotzdem im Stau steht.
Facebook-Nutzerin Sabine B. schreibt: „Ich stand heute Nachmittag für zwei Kilometer zirka 25 Minuten im Stau auf dem Weg von
Weingarten in Richtung Umgehung. Fünf Ampeln sind dabei zu überqueren und die Schaltungsintervalle sind doch für die aktuelle Masse an Verkehr grenzwertig bis unmöglich!“
Eine Aulendorferin, die in Ravensburg arbeitet, berichtet, dass sie jetzt aufgrund der Umleitung „durch Weingarten eiert“. „Zum Thema Feinstaubbelastung sage ich jetzt nichts“, kommentiert sie die Belastung der Stadtbewohner. Ein Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel sei für sie denkbar. Doch der Schienenersatzverkehr, den auch sie ab März nutzen müsste, werde voraussichtlich auch im Verkehrschaos stecken bleiben, ahnt sie.
Allgemeine Sorgen äußert Facebook-Nutzer Rainer I.: Er fürchtet, dass Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei bei den Staus im Ernstfall nicht durchkommen. Und er kommentiert: „War alles zu erwarten, da die Ampelschaltungen nicht angepasst wurden! Wäre doch mal zu überlegen, da mal eine Verbesserung zu starten!“Die Ampel direkt hinter der Eissporthalle, die den Übergang der Ulmer Straße in die B32 Richtung Innenstadt regelt, ist inzwischen abgeschaltet, sodass es dort jetzt nicht mehr zu Wartezeiten kommt.
Richtung Berg:
Dennis K. berichtet in dem Sozialen Netzwerk: „Katastrophe! 45 Minuten von Berg nach Ravensburg.“Andere schreiben, sie bräuchten eine Stunde für diese Strecke. „Chaos pur!“, ist das Urteil von Facebook-Nutzer Joachim
L. am Dienstag. „Heute früh Rückstau von der Hähnlehofstraße bis Berg-Kasernen. Mit ironischem Unterton schreibt Facebook-Nutzer Erik H.: „Wenn man in Berg wohnt und in Ravensburg arbeitet, gibt’s Sightseeing. Beim Stop-and-Go durch die Hähnlehofstrasse den Sonnenuntergang über Berg betrachten (wo man anderenfalls längst wäre).“Facebook-Nutzer Andreas E. ärgert sich über Autofahrer, die in dieser Situation Radweg nutzen, um dem Stau auszuweichen.
Aus Richtung Süden:
Weniger Beschwerden gibt es von Autofahrern, die aus Richtung Süden nach Ravensburg fahren. Allerdings ist das Schussentalviadukt zu den Stoßzeiten deutlich voller als in den vergangenen Wochen. Zudem berichten Pendler, dass es in der gesamten Südstadt noch weniger freie Parkplätze gibt also ohnehin schon. Vermutlich meiden Autofahrer die Nordstadt und suchen gleich im Süden einen freien Stellplatz. Mancher Autofahrer zweifelt laut Facebookeinträgen daran, dass der Zeitplan eingehalten werden kann und rechnen mit einer Verlängerung der Sperrung über Mai hinaus bis August oder September.
Im Busverkehr gibt es ebenfalls Verspätungen, wie die Pressesprecherin des Verkehrsverbundes Bodo mitteilt – allerdings hat sich aus Sicht der Busunternehmen die Situation seit dem ersten Tag der Brückensperrung schon entspannt, was an der sinkenden Verspätungen deutlich abzulesen sei.