Memmingen wird Modell-Region
Stadt und Ministerium lassen Mobilitätskonzept erstellen
- Bei der aktuellen Klimadebatte ist immer wieder der Ruf nach einer Verkehrswende zu hören, die eine deutliche Reduzierung der Umweltschäden mit sich bringt. Um eine derartige Wende voranzubringen, rief der Freistaat jetzt eine Modell-Region ins Leben – und die Wahl fiel auf Memmingen.
Die Stadt wird nun zusammen mit dem bayerischen Verkehrsministerium ein Mobilitätskonzept erstellen, bei dem sämtliche Verkehrsträger (Straße, Schiene, Luft) und Verkehrsmittel sowie Mobilitätsformen (vom Fußgänger bis zum Fluggast) nicht als Einzelsysteme, sondern als Gesamtpaket gesehen werden. Dabei sollen Lösungen auch unter Einbeziehung der Nachbarregionen gefunden werden, und zwar vor allem mit Blick auf die Pendlerverflechtungen. Als erster Schritt soll eine vorbereitende Studie zum Erstellen des Mobilitätskonzepts in Auftrag gegeben werden. Das haben die Mitglieder des städtischen Finanzsenats jetzt einstimmig beschlossen.
Wie Sabine Ganser den Stadträten erläuterte, wurde Memmingen als Modellregion ausgewählt, weil hier alle Verkehrsträger auf engem Raum vorhanden sind. Laut der Leiterin des städtischen Schulverwaltungsamts, dem auch das Amt für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angegliedert ist, beteiligt sich der Freistaat mit maximal 200 000 Euro an dem Projekt. Auf die Stadt würden höchstens knapp 55 000 Euro zukommen. Die Studie soll von einem Planungsbüro erstellt werden. Beim Vergabeverfahren werden fünf bis sieben Büros angeschrieben.
Angesichts der angedachten Studie unterstrich Oberbürgermeister Manfred Schilder (CSU) in der Sitzung: „Was wir nicht brauchen, ist ein Papier, das später in irgendeiner Schublade verschwindet, ohne dass etwas gewonnen ist.“Vielmehr müssten am Ende die im Laufe des Projekts entwickelten Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrs auch in die Tat umgesetzt werden. Gleichzeitig machte der Rathauschef auf Nachfrage von Stadträtin Maria Schmölzing (CSU) deutlich, dass die Studie das neu entwickelte Stadtbuskonzept nicht beeinträchtigen werde. „Im Gegenteil“, sagte Schilder, „es wird dadurch nur befeuert.“Wie berichtet, soll das Stadtbuskonzept den ÖPNV in Memmingen und dem direkten Umland verbessern und Mitte des Jahres
Oberbürgermeister Manfred Schilder
umgesetzt werden. Darüber hinaus informierte Sabine Ganser die Senatsmitglieder über die aktuelle Studie „Mobilität in Deutschland“, die vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben wurde. Sie zeigt unter anderem die Unterschiede zwischen Städten und ländlichen Regionen auf. So würden die Menschen in Ballungszentren immer öfter auf das Auto verzichten. Dagegen seien die Bewohner auf dem Land immer noch stark auf das Auto angewiesen.
Gemäß der Studie besitzen in Metropolen 42 Prozent der Haushalte keinen Pkw. In der Kategorie „Zentrale Stadt in ländlicher Region“– zu der Memmingen gehört – haben lediglich 24 Prozent der Haushalte kein Auto. In 57 Prozent der Haushalte gibt es hier ein Auto, in 24 Prozent zwei und in zwei Prozent drei und mehr Pkw. Im kleinstädtisch, dörflichen Raum haben nur zehn Prozent der Haushalte kein Auto. Dafür sind es dort bereits 30 Prozent der Haushalte, die zwei Pkw besitzen und sieben Prozent haben drei und mehr Autos.
Allerdings ist laut der Studie insgesamt nur ein geringes Wachstum der Pkw-Anteile zu verzeichnen. Was das gesamte Verkehrsaufkommen in Deutschland anbelangt, gibt es sowohl beim motorisierten Individualverkehr als auch bei allen übrigen Verkehrsmitteln eine leichte Steigerung.
„Was wir nicht brauchen, ist ein Papier, das später in irgendeiner Schublade verschwindet, ohne dass etwas gewonnen ist.“