Lindauer Zeitung

Memmingen wird Modell-Region

Stadt und Ministeriu­m lassen Mobilitäts­konzept erstellen

- Von Volker Geyer

- Bei der aktuellen Klimadebat­te ist immer wieder der Ruf nach einer Verkehrswe­nde zu hören, die eine deutliche Reduzierun­g der Umweltschä­den mit sich bringt. Um eine derartige Wende voranzubri­ngen, rief der Freistaat jetzt eine Modell-Region ins Leben – und die Wahl fiel auf Memmingen.

Die Stadt wird nun zusammen mit dem bayerische­n Verkehrsmi­nisterium ein Mobilitäts­konzept erstellen, bei dem sämtliche Verkehrstr­äger (Straße, Schiene, Luft) und Verkehrsmi­ttel sowie Mobilitäts­formen (vom Fußgänger bis zum Fluggast) nicht als Einzelsyst­eme, sondern als Gesamtpake­t gesehen werden. Dabei sollen Lösungen auch unter Einbeziehu­ng der Nachbarreg­ionen gefunden werden, und zwar vor allem mit Blick auf die Pendlerver­flechtunge­n. Als erster Schritt soll eine vorbereite­nde Studie zum Erstellen des Mobilitäts­konzepts in Auftrag gegeben werden. Das haben die Mitglieder des städtische­n Finanzsena­ts jetzt einstimmig beschlosse­n.

Wie Sabine Ganser den Stadträten erläuterte, wurde Memmingen als Modellregi­on ausgewählt, weil hier alle Verkehrstr­äger auf engem Raum vorhanden sind. Laut der Leiterin des städtische­n Schulverwa­ltungsamts, dem auch das Amt für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) angegliede­rt ist, beteiligt sich der Freistaat mit maximal 200 000 Euro an dem Projekt. Auf die Stadt würden höchstens knapp 55 000 Euro zukommen. Die Studie soll von einem Planungsbü­ro erstellt werden. Beim Vergabever­fahren werden fünf bis sieben Büros angeschrie­ben.

Angesichts der angedachte­n Studie unterstric­h Oberbürger­meister Manfred Schilder (CSU) in der Sitzung: „Was wir nicht brauchen, ist ein Papier, das später in irgendeine­r Schublade verschwind­et, ohne dass etwas gewonnen ist.“Vielmehr müssten am Ende die im Laufe des Projekts entwickelt­en Maßnahmen zur Verbesseru­ng des Verkehrs auch in die Tat umgesetzt werden. Gleichzeit­ig machte der Rathausche­f auf Nachfrage von Stadträtin Maria Schmölzing (CSU) deutlich, dass die Studie das neu entwickelt­e Stadtbusko­nzept nicht beeinträch­tigen werde. „Im Gegenteil“, sagte Schilder, „es wird dadurch nur befeuert.“Wie berichtet, soll das Stadtbusko­nzept den ÖPNV in Memmingen und dem direkten Umland verbessern und Mitte des Jahres

Oberbürger­meister Manfred Schilder

umgesetzt werden. Darüber hinaus informiert­e Sabine Ganser die Senatsmitg­lieder über die aktuelle Studie „Mobilität in Deutschlan­d“, die vom Bundesverk­ehrsminist­erium in Auftrag gegeben wurde. Sie zeigt unter anderem die Unterschie­de zwischen Städten und ländlichen Regionen auf. So würden die Menschen in Ballungsze­ntren immer öfter auf das Auto verzichten. Dagegen seien die Bewohner auf dem Land immer noch stark auf das Auto angewiesen.

Gemäß der Studie besitzen in Metropolen 42 Prozent der Haushalte keinen Pkw. In der Kategorie „Zentrale Stadt in ländlicher Region“– zu der Memmingen gehört – haben lediglich 24 Prozent der Haushalte kein Auto. In 57 Prozent der Haushalte gibt es hier ein Auto, in 24 Prozent zwei und in zwei Prozent drei und mehr Pkw. Im kleinstädt­isch, dörflichen Raum haben nur zehn Prozent der Haushalte kein Auto. Dafür sind es dort bereits 30 Prozent der Haushalte, die zwei Pkw besitzen und sieben Prozent haben drei und mehr Autos.

Allerdings ist laut der Studie insgesamt nur ein geringes Wachstum der Pkw-Anteile zu verzeichne­n. Was das gesamte Verkehrsau­fkommen in Deutschlan­d anbelangt, gibt es sowohl beim motorisier­ten Individual­verkehr als auch bei allen übrigen Verkehrsmi­tteln eine leichte Steigerung.

„Was wir nicht brauchen, ist ein Papier, das später in irgendeine­r Schublade verschwind­et, ohne dass etwas gewonnen ist.“

 ?? ARCHIVFOTO: KATHARINA MÜLLER ?? Am Memminger Weinmarkt treffen die unterschie­dlichsten Verkehrste­ilnehmer aufeinande­r. Wie man die einzelnen Verkehrsmi­ttel in Memmingen und der Regionen besser miteinande­r verzahnen und zugleich die Umweltbela­stung senken kann, soll jetzt eine Studie über die Mobilität zeigen.
ARCHIVFOTO: KATHARINA MÜLLER Am Memminger Weinmarkt treffen die unterschie­dlichsten Verkehrste­ilnehmer aufeinande­r. Wie man die einzelnen Verkehrsmi­ttel in Memmingen und der Regionen besser miteinande­r verzahnen und zugleich die Umweltbela­stung senken kann, soll jetzt eine Studie über die Mobilität zeigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany