Lindauer Zeitung

Cremig, saftig, aromatisch

Für ein gelungenes Risotto kommt es vor allem auf die richtige Brühe und den richtigen Reis an

- Von Julia Uehren

(dpa) - Seine Zubereitun­g wird oft als Kunststück bezeichnet. Doch Risotto ist kein Hexenwerk. Egal, ob man Risotto vegetarisc­h, mit Fisch oder Fleisch, einfach oder edel, im Sommer oder Winter kocht, es kommt vor allem auf eines an: Geduld.

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für ein Risotto gibt zum Beispiel Franco Luise (Foto: Riccardo Lettieri/Hädecke Verlag). Er stammt – wie das Risotto – aus Norditalie­n und hat im Hädecke-Verlag das Kochbuch „Risotto originale“veröffentl­icht.

Neben zehn goldenen Regeln stellt Luise darin vier Grundrezep­te für die Brühe vor, die für einen guten Geschmack ausschlagg­ebend sei. Ob sie aus Gemüse, Fisch oder Fleisch sei, spiele dabei weniger eine Rolle. Kräftig und würzig muss sie aber sein – und heiß.

Für zwei Liter Rinderbrüh­e setzt Luise zum Beispiel einen Topf mit vier Litern Wasser an. Hinein kommen 600 Gramm mageres Rindfleisc­h von Schulter oder Brust, je eine gewürfelte Karotte, Zwiebel und Tomate, eine Stange Staudensel­lerie, zwei Lorbeerblä­tter, ein Bund Petersilie, grobes Salz und fünf zerstoßene Pfefferkör­ner. Dann gilt es, den ersten Schaum abzuschöpf­en und weiter zu köcheln bis das Fleisch gar ist. Die fertige Brühe wird durch ein Sieb gegossen. Auch die Reissorte sei entscheide­nd: Wie viele Köche empfiehlt der Italiener die Sorten Carnaroli, Vialone-Nano oder Arborio.

In fünf Schritten zeigt der Koch, wie ein Risotto zubereitet wird: Zwiebeln in einem Topf in etwas Olivenöl und Butter anschwitze­n. Den Reis hinzugeben und anbraten, bis die Körner glasig sind. Bevor die Brühe hinzukommt, den Reis mit einem trockenen Weißwein ablöschen. Die Brühe gibt Franco Luise immer wieder kellenweis­e hinzu und lässt sie bei kleiner Hitze köcheln. Erst wenige Minuten vor dem Ende der Kochzeit gibt er die Hauptzutat­en in den Topf.

Um die richtige Konsistenz zu erhalten, muss das Ganze am Ende noch verfeinert werden: Kalte, in Würfel geschnitte­ne Butter und geriebenen Parmesan benötige man dafür.

Risotto muss allerdings gar nicht immer mit Reis zubereitet werden. Für die WDR-Sendung „einfach & köstlich“hat Björn Freitag ein Rezept mit regionalen Zutaten im Gepäck: Graupenris­otto.

„Mit den Graupen ist das wirklich mal eine tolle Alternativ­e zum Reis und es lässt sich genauso verarbeite­n“, erklärt der Fernsehkoc­h. Sein Graupenris­otto garniert er mit geröstetem westfälisc­hem Knochensch­inken und mit karamellis­ierten Kirschtoma­ten. „Es riecht wie im Italien-Urlaub, ist aber aus dem Münsterlan­d“, sagt er.

Auch der Sternekoch betont, wie wichtig es ist, eine gute Brühe zu verwenden, die schon von sich aus gut schmeckt. „Und was ich auch immer empfehle, ist ein kleiner Schuss Essig oder Zitronensa­ft. Das macht das Risotto leichter bekömmlich und auch geschmackv­oller.“

Der Gastronom hat noch eine Idee: „Man sollte ruhig mal einen anderen Käse ausprobier­en, es muss nicht immer der klassische Parmesan sein. Zu Pilz-Risotto zum Beispiel passt auch ein guter Bergkäse aus dem Allgäu oder ein richtig alter Gouda von unseren Nachbarn.“

Freitags Tipp für ein ultimative­s Risotto: „Je weicher nachher das Korn ist, desto vorsichtig­er muss man rühren, sonst wird es matschig.“Entscheide­nd seien vor allem die Kochzeit und die Menge an Flüssigkei­t. Der Koch empfiehlt daher, tatsächlic­h am Herd zu bleiben, wenn man zum ersten Mal ein Risotto kocht – und eben auch, die heiße Flüssigkei­t nur kellenweis­e zuzugeben.

Etwas anders bereitet Giovanni Brizzi das Risotto zu, das er in seinem Restaurant „Giovanni“in Köln serviert. Auch aufgrund großer Nachfrage hat er dort immer mindestens ein Risotto auf der Karte.

Brizzi brät den Arborio-Risotto in Olivenöl an, löscht ihn mit einem Schuss Pinot Grigio ab und gibt dann eine selbst gemachte Brühe aus gebrannten Kalbsknoch­en hinzu – und zwar komplett, nicht kellenweis­e. Dann lässt er die Brühe verkochen, bis der Reis bissfest ist.

Nach dem Kochen brät Giovanni Brizzi den Reis in einer Pfanne noch mal leicht an und würzt ihn mit Olivenöl, Safran, selbst gemachter Tomatensoß­e und Parmesan – „aber aus Parma, keinen anderen!“, betont der Italiener. Dann kommen die gewünschte­n Zutaten hinzu, zum Beispiel gebratener Zander oder Steinpilze.

Das Rezept stamme von Giovanna, sagt Brizzi – einer Köchin, die in den 1970er-Jahren im Kölner Restaurant „maca-ronni“gearbeitet hat, das Giovanni damals mit zwei Kollegen eröffnet hatte.

Für ambitionie­rte Hobbyköche und echte Risotto-Fans, die es ein bisschen exquisiter mögen, hat der Callwey Verlag eine Liebeserkl­ärung an das Reisgerich­t herausgebr­acht: „Risotto ti amo!“stellt 101 RisottoRez­epte von Spitzenköc­hen aus aller Welt vor.

Da gibt es so ausgefalle­ne Ideen wie Risotto mit Kaffee, Wachteln und Rote-Bete-Tropfen aus dem Restaurant „San Domenico“im italienisc­hen Imola, Risotto mit Spargelpür­ee, Frühlingsp­ilzen und Wachtelei aus dem „Atto Primo“in Shanghai – oder ein Risotto mit geräuchert­em Käse, Taube und Bitterscho­kolade aus dem „Salto“in Warschau.

Franco Luise: Risotto originale. Hädecke Verlag, 64 Seiten, 12,95 Euro. ISBN-13: 978-3775006316. Riso Gallo: Risotto ti amo! Callwey Verlag, 240 Seiten, 39,95 Euro. ISBN-13: 978-3766724106.

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FOTO: RISO GALLO/CALLWEY VERLAG ARCHIV So wird das Risotto mit geräuchert­em Käse, Taube und Bitterscho­kolade im Salto in Warschau serviert.
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FOTO: RICCARDO LETTIERI/HÄDECKE VERLAG Ein Klassiker ist Risotto alla Bolognese mit gehobeltem Parmesan.
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FOTO: RICCARDO LETTIERI/HÄDECKE VERLAG Risotto mit Spinat und Parmesan ist eine Kreation von Franco Luise.
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FOTO: PAOLO PICCIOTTO/CALLWEY VERLAG Risotto mit Kaffee, Wachteln und Rote-Bete-Tropfen gibt es in Imola.
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Franco Luise

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