Lindauer Zeitung

Bühne frei für die Babyface-Bundesliga

DFB will Altersgren­ze für Profifußba­ll auf 16 Jahre senken – Kritik kommt von Nagelsmann

-

(SID/dpa) - Bühne frei für die Babyface-Bundesliga: Noch nicht 18 und nur beschränkt geschäftsf­ähig, aber schon ein hoch bezahlter Star? Das könnte in der Bundesliga bald keine Ausnahme mehr sein. So gibt es derzeit entspreche­nde Pläne bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), die der wohl bekanntest­en Nachwuchsh­offnung Youssoufa Moukoko vom BVB und seinen Altersgeno­ssen den frühen Schritt in die Bundesliga oder die 2. Liga ermögliche­n würden.

So plädiert die DFL-Kommission­en Fußball und Nachwuchsl­eistungsze­ntren für eine Änderung der bisherigen Bestimmung­en in der „Lizenzordn­ung Spieler“(LOS), die von der Vollversam­mlung der 36 Erstund Zweitligis­ten Ende März beschlosse­n werden könnte. Demnach habe Dortmund bereits einen entspreche­nden Antrag für das Treffen der Profiverei­ne angekündig­t. Dem BVB geht es nach eigenem Bekunden aber nicht um eine „Lex Moukoko“.

„Wir haben gegenwärti­g einen großen Wettbewerb­snachteil gegenüber anderen Ligen und internatio­nalen Wettbewerb­en, weil wir sehr junge Spieler, die über außergewöh­nliches Talent verfügen, in Deutschlan­d nicht im Profiteam einsetzen dürfen“, sagte Dortmunds Nachwuchs-Koordinato­r Lars Ricken: „Es gibt gegenwärti­g leider mehrere konkrete Beispiele dafür, dass Spieler sich gegen die Bundesliga entschiede­n haben, weil sie im Ausland schon wesentlich früher im Profiteam eingesetzt werden dürfen.“

DFB hält es für „vertretbar“

Julian Nagelsmann ist anderer Meinung. „Ich bin nicht der allergrößt­e Freund davon. Wenn ich Spieler noch früher hochziehe, sind sie noch früher unter Druck gesetzt und medial auch mehr beäugt“, sagte der Trainer von RB Leipzig: Ich „habe mich nicht extrem damit befasst, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es für die Entwicklun­g super ist, wenn man mit 16 bereits Bundesliga­spieler werden kann.“

Derzeit orientiert sich der deutsche Profifußba­ll an den Regelungen DFB. Dort heißt es, dass Nachwuchss­pieler entweder ihr 18. Lebensjahr vollendet haben oder zum jüngeren Jahrgang der U19 gehören müssen, um bei den Aktiven eingesetzt werden zu können. Sollte die DFL-Versammlun­g die LOS ändern, hätte das nur für die Bundesliga und die 2. Liga Gültigkeit. Eine Zustimmung des DFB wäre nicht nötig. Aber auch der Deutschen Fußball-Bund lehnt die Idee nicht ab: „Grundsätzl­ich halten wir es für zielführen­d, jungen Spielern möglichst viel Zeit für ihre individuel­le Entwicklun­g zu geben. In Ausnahmefä­llen kann es durchaus Sinn machen, Top-Talente früher an das höchste Level heranzufüh­ren, das zeigen auch Beispiele aus dem Ausland“, sagte Joti Chatzialex­iou, der Sportliche Leiter der Nationalma­nnschaften beim DFB. Insofern halte man eine Öffnung für die 1. und 2. Bundesliga „vertretbar“.

Bisher ist Nuri Sahin als jüngster Spieler in der Bundesliga-Geschichte

für Dortmund aufgelaufe­n. Der mittlerwei­le 31-Jährige gehörte dem jüngeren U19-Jahrgang an und war im August 2005 genau 16 Jahre und 335 Tage alt. Ein neuer Rekordhalt­er könnte dann 335 Tage jünger sein.

Um Chancengle­ichheit zu wahren

Momentan haben viele Clubs herausrage­nde Talente in ihren Nachwuchsm­annschafte­n, die sie möglicherw­eise schon mit 16 Jahren zum Einsatz bringen wollen. Der bekanntest­e ist Moukoko, der erst 15 Jahre alt ist und im November 16 wird. Der in Kamerun geborene Stürmer lebt seit 2014 in Deutschlan­d, seit 2016 trägt er das BVB-Trikot. Sein Ausbildung­svertrag bei den Westfalen läuft bis 2022, das derzeit gültige Reglement würde einen Einsatz bei den Profis ab August 2021 ermögliche­n.

Sollte die DFL die Altersgren­ze senken, würde sie dem Beispiel der anderen europäisch­en Topligen (England, Spanien, Italien, Frankreich) folgen. Das ist auch für Rouven Schröder ein wichtiges Argument. „Um Chancengle­ichheit zu bewahren, wäre es ratsam mitzuziehe­n“, sagte der Sportvorst­and des FSV Mainz 05.

Für das größte Aufsehen sorgte zuletzt Wunderkind Ansu Fati vom spanischen Meister FC Barcelona. Mit 17 Jahren und 40 Tagen hat sich das Supertalen­t aus Guinea-Bissau im Dezember zum jüngsten Torschütze­n in der Champions League gekrönt. Bei seinem Debüt in der spanischen Liga war Fati erst 16.

Ähnliches könnte der BVB mit Moukoko planen. Der Angreifer stellte in der vergangene­n Saison mit 50 Toren in der U17-Bundesliga einen Rekord auf – und könnte nun vielleicht bald in der Bundesliga glänzen.

Bayern München scheut die Kaufoption­en und Leipzig wird der neue BVB.

Alle Infos finden Sie online auf:

www.schwaebisc­he.de/podcasts

 ?? FOTOS: TEAM2/KIRCHNER/IMAGO IMAGES ?? Zahlreiche Clubs haben herausrage­nde Talente im Nachwuchs: Der bekanntest­e ist Youssoufa Moukoko, den einige Dortmunder Fans lieber jetzt als später bei den Profis sehen würden (re.).
FOTOS: TEAM2/KIRCHNER/IMAGO IMAGES Zahlreiche Clubs haben herausrage­nde Talente im Nachwuchs: Der bekanntest­e ist Youssoufa Moukoko, den einige Dortmunder Fans lieber jetzt als später bei den Profis sehen würden (re.).
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany