„Grüntenblitz“im Halb-Stunden-Takt
Bei einer Veranstaltung in Sonthofen geht es um Konzepte für den Wächter des Allgäus
- Mit dem „Grüntenblitz“unterwegs? Wer da an Sesselbahnen über Pisten denkt, ist sozusagen mit dem falschen Ski unterwegs. Der „Grüntenblitz“steht für die Idee von Pendelbussen, die den Berg umkreisen und auf ihrem Rundkurs Wertach, Rettenberg und Burgberg verbinden. So könnten Wanderer nach beliebigen Touren zu ihren Ausgangsorten zurückkehren. Der Gedanke ist Baustein des Entwurfs, den Hubert Müller bei einer Veranstaltung der Bürgerinitiative „Rettet den Grünten“in Sonthofen vorstellte.
Dort ging es um alternative Konzepte für den Berg, an dem die Unternehmerfamilie Hagenauer in Liftund Freizeitanlagen investieren will. Das missfällt bekanntlich anderen, die lieber sanften Tourismus hätten. Wie das aussehen kann, schilderte Fritz Rasp, Tourismuschef von Ramsau, einem „Bergsteigerdorf“, für das die Alpenkonvention sozusagen Grundgesetz ist. Der Ort mit nicht einmal 2000 Einwohnern hat 2500 Gästebetten und verdient allein mit Parkgebühren 300 000 Euro im Jahr. Er hat sich verpflichtet, auf Großprojekte wie Bergbahnen oder technische Beschneiung zu verzichten. Es gibt ein Skigebiet zwischen 1000 und 1400 Metern Höhe. „Wenn’s keinen Schnee hat, hat’s halt keinen“, sagt Rasp. Allerdings: Drumrum gibt es
Skigebiete und Loipen mit Kunstschnee.
Hubert Müller, ÖDP-Landratskandidat und Geschäftsführer einer Firma für Projektentwicklung, skizzierte in Sonthofen mit Mitarbeiterin Elisabeth Höbel ein Sommerkonzept: Themen- und Erlebniswege, in denen Menschen den Wald erleben können, Blumen und Bergwiesen, Geologie und Steinbrüche oder auch die Berglandwirtschaft im Wandel der Zeit. Ein Weg zur Allgäuer Wirtschaftsgeschichte könnte an den Erzgruben enden, einer zum Thema Frieden und Völkerverständigung am Jägerdenkmal vorbei nach Burgberg führen. Die Rolle der Grüntenhütte: ein Knotenpunkt, an dem sich Wege kreuzen.
Der „Grüntenblitz“selbst ist dabei keine neue Idee, sondern stammt von dem verstorbenen Wagnermeister Andreas Burger sen. aus Kranzegg. Der hatte nach dem Krieg einen kleinen Bus gekauft und dann mit seinem „Grüntenblitz“Fahrten angeboten, erinnerte Müller. Die neuen Busse könnten zum Beispiel mit Elektro- oder Wasserstoffmotor im Halb-Stunden-Takt den Berg umrunden. Rechne man dann alle möglichen Verbindungen, hätten Urlauber „acht mal acht“Möglichkeiten, den Berg zu erleben.
Zahlen zum Tourismus im Allgäu präsentierte Professor Alfred Bauer (Hochschule Kempten). So bringen Tagesurlauber knapp 35 Prozent des Tourismus-Umsatzes, aber auch die Belastung für die anderen auf den Straßen. Nach einer Umfrage unter etwa 1850 Allgäuern fühlten sich knapp 74 Prozent nicht durch Touristen gestört. Im Oberallgäu liegt dieser Wert nur bei 65,5 Prozent. Wo Urlauber am meisten stören? Zumeist Straßenverkehr (56,3 Prozent), bei der Parkplatzsuche (50) und beim Skifahren (45,5).
In der Diskussion ging es unter anderem um ein Winterkonzept, das Max Stark von der Bürgerinitiative in der Höhenlage bei gelenkten Skitourenund Schneeschuhgehern sieht. Zur Frage, ob er bei jedem GrüntenInvestor Geschäftsführer werden wollte, sagte Müller: „absoluter Schmarrn“. Und wie man auf die Grüntenhütte kommt? „Am besten mit den Füßen.“