Schwierige Zeiten für viele Liftbetreiber
Vor allem kleine Anlagen ohne Beschneiung waren diese Saison noch gar nicht in Betrieb
- Die Botschaft so mancher Liftbesitzer in der Region ist in diesen Tagen ebenso einfach wie ernüchternd: „Wegen Schneemangel kein Ski- und Rodelbetrieb“, heißt es auf der Homepage. Beispielsweise am Tegelberg und Breitenberg im Ostallgäu oder an den Adelharz- und Breitensteinliften am Grünten. Vor allem weniger hoch gelegene Skigebiete konnten teilweise noch keinen einzigen Tag in Betrieb gehen. Anders weiter oben, beispielsweise in den Oberstdorfer und Kleinwalsertaler Bergen: An Nebelhorn und Fellhorn herrschen seit Dezember beste Pistenverhältnisse. Sogar die Talabfahrten sind geöffnet – dank Beschneiung und professioneller Pistenpflege.
Rudi Holzberger aus dem Kreuzthal (Gemeinde Buchenberg/Oberallgäu) ist nicht nur Publizist und Hochschul-Dozent, sondern auch Skiliftbetreiber. Sozusagen der einzige promovierte Liftboy, der am Gohrersberg-Skilift den Wintersportlern den Liftbügel anreicht. Doch heuer war auch dieser Gohrersberg-Lift noch kein einziges Mal in Betrieb. Obwohl eigentlich das 50-jährige Jubiläum gefeiert werden sollte. Holzberger hat die Anlage jetzt im 15. Winter. Bereits zwei Mal hat er als Betreiber Winter erlebt, die ein Totalausfall waren – also ohne einen einzigen Betriebstag. Das war 2006/07 und 2017/18. Sehr milde Winter habe es auch in den 1980erJahren schon gegeben, sagt der 66-Jährige, der sich noch gut an den Bau des Lifts erinnern kann. Damals hatte er geholfen.
Den Skilift hat er vor 15 Jahren übernommen, „weil der zum Kreuzthal einfach dazugehört“, und er sonst vielleicht nicht mehr laufen würde. Früher gab es im Kreuzthal sogar drei Lifte. Die schlechte Saison tut Holzberger nach eigenen Worten wirtschaftlich nicht weh: „Für mich ist der Lift ein Hobby“, sagt er. Die Festkosten seien überschaubar. Holzberger ist überzeugt: Der Klimawandel ist spürbar, in eine künstliche Beschneiungsanlage will er aber nicht investieren. Dann wäre der Lift auch kein Hobby mehr. So hofft Rudi Holzberger noch auf den einen oder anderen Skitag in diesem Winter.
Mittwochvormittag an den Schwärzenliften in BuchenbergEschach, nur 15 Autominuten von Kempten entfernt: Rupert Schön und seine Familie haben hier etwas geschaffen, sozusagen den Gegenentwurf zum Lift am Gohrersberg im Kreuzthal: Zuletzt hat die Familie 2,5 Millionen Euro in das kleine Skigebiet investiert – in erster Linie in die Beschneiung und den Bau eines 7000 Kubikmeter fassenden Speicherteichs.
Rupert Schön, 58, ist Betriebsleiter und Schneimeister in einem. Er weiß: Ohne Schneekanonen hätte er hier, trotz der nordostseitigen Hanglage, in diesem Winter noch keinen einzigen Skitag gehabt. So aber tummeln sich an diesem Mittwochvormittag Hunderte Kinder und Erwachsene auf den Pisten. Zwei Skischulen gibt es in Eschach, in Bussen werden Buben und Mädchen zu Schul-Skikursen hier hingefahren. In Eschach haben Generationen von Oberallgäuern und Kemptenern Skifahren gelernt.
Früher, sagt auch Schön, habe es auch schon schlechte Winter gegeben. Vor allem aber auch so richtig gute: „Der Rekord liegt bei 160 Betriebstagen.“Er erinnert an vergangenen Winter: „Vor einem Jahr lagen hier über zwei Meter.“Jetzt sind es zwischen 30 und 50 Zentimeter auf der Piste. Das weitaus meiste ist Kunstschnee. Und der ist teuer. In einem Winter mit wenig natürlichem Schnee kostet die Beschneiung an den Schwärzenliften in einer Saison 80 000 Euro, hat Schön ausgerechnet. Macht Frau Holle ihren Job ordentlich, sind es nur 40 000 Euro.
Schön will den Klimawandel nicht leugnen, ist aber zuversichtlich, dass es auch mal wieder schneereichere Winter geben wird. Vielleicht kommt heuer sogar noch was. Der Liftbetreiber erinnert an den Winter 1987/88: Da habe der Skibetrieb erst um den 20. Januar begonnen. Dann aber habe es wahre Schneemassen gegeben.
Auf Frau Holle warten in diesen Tagen viele Allgäuer Liftbetreiber: Beispielsweise im Ostallgäuer Ronsberg oder an der Thaler Höhe in Missen-Wilhams (Oberallgäu). Dort hat man jetzt so viel Kunstschnee produziert, dass ab Freitagabend wieder Skibetrieb möglich ist.