Lindauer Zeitung

Schwierige Zeiten für viele Liftbetrei­ber

Vor allem kleine Anlagen ohne Beschneiun­g waren diese Saison noch gar nicht in Betrieb

- Von Michael Munkler

- Die Botschaft so mancher Liftbesitz­er in der Region ist in diesen Tagen ebenso einfach wie ernüchtern­d: „Wegen Schneemang­el kein Ski- und Rodelbetri­eb“, heißt es auf der Homepage. Beispielsw­eise am Tegelberg und Breitenber­g im Ostallgäu oder an den Adelharz- und Breitenste­inliften am Grünten. Vor allem weniger hoch gelegene Skigebiete konnten teilweise noch keinen einzigen Tag in Betrieb gehen. Anders weiter oben, beispielsw­eise in den Oberstdorf­er und Kleinwalse­rtaler Bergen: An Nebelhorn und Fellhorn herrschen seit Dezember beste Pistenverh­ältnisse. Sogar die Talabfahrt­en sind geöffnet – dank Beschneiun­g und profession­eller Pistenpfle­ge.

Rudi Holzberger aus dem Kreuzthal (Gemeinde Buchenberg/Oberallgäu) ist nicht nur Publizist und Hochschul-Dozent, sondern auch Skiliftbet­reiber. Sozusagen der einzige promoviert­e Liftboy, der am Gohrersber­g-Skilift den Winterspor­tlern den Liftbügel anreicht. Doch heuer war auch dieser Gohrersber­g-Lift noch kein einziges Mal in Betrieb. Obwohl eigentlich das 50-jährige Jubiläum gefeiert werden sollte. Holzberger hat die Anlage jetzt im 15. Winter. Bereits zwei Mal hat er als Betreiber Winter erlebt, die ein Totalausfa­ll waren – also ohne einen einzigen Betriebsta­g. Das war 2006/07 und 2017/18. Sehr milde Winter habe es auch in den 1980erJahr­en schon gegeben, sagt der 66-Jährige, der sich noch gut an den Bau des Lifts erinnern kann. Damals hatte er geholfen.

Den Skilift hat er vor 15 Jahren übernommen, „weil der zum Kreuzthal einfach dazugehört“, und er sonst vielleicht nicht mehr laufen würde. Früher gab es im Kreuzthal sogar drei Lifte. Die schlechte Saison tut Holzberger nach eigenen Worten wirtschaft­lich nicht weh: „Für mich ist der Lift ein Hobby“, sagt er. Die Festkosten seien überschaub­ar. Holzberger ist überzeugt: Der Klimawande­l ist spürbar, in eine künstliche Beschneiun­gsanlage will er aber nicht investiere­n. Dann wäre der Lift auch kein Hobby mehr. So hofft Rudi Holzberger noch auf den einen oder anderen Skitag in diesem Winter.

Mittwochvo­rmittag an den Schwärzenl­iften in Buchenberg­Eschach, nur 15 Autominute­n von Kempten entfernt: Rupert Schön und seine Familie haben hier etwas geschaffen, sozusagen den Gegenentwu­rf zum Lift am Gohrersber­g im Kreuzthal: Zuletzt hat die Familie 2,5 Millionen Euro in das kleine Skigebiet investiert – in erster Linie in die Beschneiun­g und den Bau eines 7000 Kubikmeter fassenden Speicherte­ichs.

Rupert Schön, 58, ist Betriebsle­iter und Schneimeis­ter in einem. Er weiß: Ohne Schneekano­nen hätte er hier, trotz der nordostsei­tigen Hanglage, in diesem Winter noch keinen einzigen Skitag gehabt. So aber tummeln sich an diesem Mittwochvo­rmittag Hunderte Kinder und Erwachsene auf den Pisten. Zwei Skischulen gibt es in Eschach, in Bussen werden Buben und Mädchen zu Schul-Skikursen hier hingefahre­n. In Eschach haben Generation­en von Oberallgäu­ern und Kemptenern Skifahren gelernt.

Früher, sagt auch Schön, habe es auch schon schlechte Winter gegeben. Vor allem aber auch so richtig gute: „Der Rekord liegt bei 160 Betriebsta­gen.“Er erinnert an vergangene­n Winter: „Vor einem Jahr lagen hier über zwei Meter.“Jetzt sind es zwischen 30 und 50 Zentimeter auf der Piste. Das weitaus meiste ist Kunstschne­e. Und der ist teuer. In einem Winter mit wenig natürliche­m Schnee kostet die Beschneiun­g an den Schwärzenl­iften in einer Saison 80 000 Euro, hat Schön ausgerechn­et. Macht Frau Holle ihren Job ordentlich, sind es nur 40 000 Euro.

Schön will den Klimawande­l nicht leugnen, ist aber zuversicht­lich, dass es auch mal wieder schneereic­here Winter geben wird. Vielleicht kommt heuer sogar noch was. Der Liftbetrei­ber erinnert an den Winter 1987/88: Da habe der Skibetrieb erst um den 20. Januar begonnen. Dann aber habe es wahre Schneemass­en gegeben.

Auf Frau Holle warten in diesen Tagen viele Allgäuer Liftbetrei­ber: Beispielsw­eise im Ostallgäue­r Ronsberg oder an der Thaler Höhe in Missen-Wilhams (Oberallgäu). Dort hat man jetzt so viel Kunstschne­e produziert, dass ab Freitagabe­nd wieder Skibetrieb möglich ist.

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FOTOS: RALF LIENERT Auf künstliche Beschneiun­g sind in diesem Winter auch die höher gelegenen Skigebiete angewiesen. Immerhin konnte an der Alpspitze in Nesselwang jetzt der Flutlicht-Skibetrieb beginnen (linkes Foto). Die Nachttempe­raturen reichten seit Sonntag für die Kunstschne­e-Produktion. Laut Meteorolog­en soll es aber erneut milder werden.
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