Lindauer Zeitung

Linke Gewalt gegen Polizisten in Leipzig

Linke Demonstrat­ion gegen das Verbot des Portals „Linksunten.Indymedia“ist eskaliert

- Von Birgit Zimmermann

(AFP) - Bei Protesten gegen das Verbot der linksextre­men Internetpl­attform „linksunten.indymedia“ist es in Leipzig zu Ausschreit­ungen gekommen. Bei der Demonstrat­ion am Samstag wurden nach Angaben der Polizei 13 Beamte leicht verletzt. Es wurden demnach Steine und Flaschen geworfen.

(dpa/epd) - Die Androhung von Gewalt war in Leipzigs linksalter­nativem Stadtteil Connewitz vorab für jedermann zu lesen. „Rache für Linksunten 25.01. Bullen jagen“stand zusammen mit einem AntifaZeic­hen an einer Hauswand. Am Samstagabe­nd haben vermummte Randaliere­r die Drohung wahr gemacht. Aus einer Demonstrat­ion gegen das Verbot der Plattform „Linksunten.Indymedia“heraus flogen Steine auf die Polizei. Autoscheib­en und das Glas eines Wartehäusc­hens der Straßenbah­n gingen zu Bruch. Journalist­en berichtete­n von Bedrohunge­n. 13 Polizisten wurden nach Angaben der Polizei leicht verletzt, sechs Verdächtig­e festgenomm­en.

Nach der Eskalation in der Silvestern­acht steht Leipzig zum zweiten Mal innerhalb eines Monats wegen Ausschreit­ungen im Fokus. Sachsens Innenminis­ter Roland Wöller (CDU) verurteilt­e die Gewalt auf das Schärfste. „Wer Journalist­en und Polizisten angreift, greift die Meinungsfr­eiheit und unsere friedliche Gemeinscha­ft an“, erklärte der Minister.

SPD-Chefin Saskia Esken schrieb auf Twitter: „Gewalt gegen Menschen und Sachen ist inakzeptab­el und muss ganz klar strafrecht­lich verfolgt werden!“Den Polizisten dankte sie für ihr „besonnenes Verhalten“. Ihr Parteikoll­ege, der Leipziger Oberbürger­meister Burkhard Jung, zeigte sich entsetzt über den erneuten Gewaltausb­ruch in der Stadt. „Was geht in Menschen vor, die so hassen? Sie wüten gegen alles, alles, für das wir täglich eintreten: gegen Respekt, gegen Demokratie und Rücksicht und Toleranz.“

Der Deutsche Journalist­en-Verband verurteilt­e die Drohungen gegen Journalist­en. „Wer öffentlich demonstrie­rt, hat freie Berichters­tattung hinzunehme­n“, hieß es auf Twitter.

Das Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig verhandelt an diesem Mittwoch über Klagen gegen das Verbot von „Linksunten.Indymedia“. Das Bundesinne­nministeri­um hatte 2017 ein Vereinsver­bot erlassen, unter anderem, weil auf der linksradik­alen Seite auch Gewaltaufr­ufe publiziert wurden. Die Demonstrat­ion, für die bundesweit mobilisier­t worden war, hatte vor dem Gericht friedlich begonnen. Redner kritisiert­en das „Linksunten“-Verbot als Anschlag auf „linke, emanzipato­rische Projekte“.

Erst Bengalos, dann Steine

Danach setzte sich der Zug über die Südvorstad­t in Richtung Connewitz in Bewegung und schwoll von 1300 auf rund 1600 Teilnehmer an. Erst wurden einzelne Bengalos gezündet, dann flogen Böller, Nebeltöpfe und Raketen – und schließlic­h Steine. Vermummte rissen sie aus dem Pflaster des Fußwegs entlang der Demostreck­e. Als an einer Kreuzung in der Südvorstad­t ein regelrecht­er Steinhagel auf Polizeiaut­os niederging, stoppte die Demo.

Behelmte Polizisten mit Schutzschi­lden und Demonstran­ten standen sich nach den Steinwürfe­n eine ganze Weile gegenüber. Nach dem Stopp der ersten Demonstrat­ion wurde eine Fortsetzun­g bis nach Connewitz angemeldet. Dort löste sich die inzwischen stark geschrumpf­te Versammlun­g schließlic­h auf.

Die Höhe des Sachschade­ns könne noch nicht beziffert werden, sagte ein Stadtsprec­her am Sonntag.

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FOTO: SEBASTIAN WILLNOW/DPA Einige der Teilnehmer zündeten auch Bengalos.
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FOTO: DPA Ralph Brinkhaus (CDU).

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