Bundeswehr nimmt Ausbildung der kurdischen Peschmerga wieder auf
Berlin will Verbündete für weiteres Engagement gegen IS gewinnen
(dpa/mö) - Die Bundeswehr hat die vor gut drei Wochen wegen der Eskalation im Irankonflikt unterbrochene Ausbildung kurdischer Sicherheitskräfte, der Peschmerga, im Nordirak wieder aufgenommen. Dies sei nach einer Entscheidung des Hauptquartiers der Koalition gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) und zusammen mit multinationalen Partnern erfolgt, teilte die Bundeswehr am Sonntag mit.
Der Ausbildungsbetrieb werde seit Sonntagmorgen fortgesetzt. In der Stadt Erbil sind nach Angaben des Einsatzführungskommandos etwa 100 deutsche Soldaten im Einsatz. Sie sind Teil der internationalen Anti-IS-Koalition. Sie bilden seit einiger Zeit vor allem die Peschmerga-Führungskräfte aus, die ihr Wissen wiederum an die eigene Truppe weitergeben. Die Ausbildung hat seit 2014 dazu geführt, dass die Verluste in Reihen der Kurden, die im Milizsystem rekrutiert werden und daher als „Teilzeit-Soldaten“nur wenige militärische Kenntnisse mitbringen, deutlich reduziert werden konnten.
Im Zentralirak bleibt die Ausbildung zunächst aber ausgesetzt. Von dort waren die deutschen Soldaten und Einheiten anderer Staaten abgezogen worden, nachdem die USA in der Nacht zum 3. Januar den auf Irakbesuch befindlichen iranischen General Kassem Soleimani mit einem Luftangriff gezielt getötet hatten. Als Reaktion feuerte Iran Raketen auf von US-Truppen genutzte Stützpunkte im Irak.
Das Parlament in Bagdad hatte nach dem US-Drohnenangriff auf den General für den Abzug aller ausländischen Truppen aus dem Land gestimmt. Die Regierung in Bagdad wünscht sich Außenminister Heiko Maas zufolge aber eine Fortsetzung des Bundeswehr-Einsatzes. Dies habe Regierungschef Adel Abdel Mahdi Vertretern der Bundesregierung bestätigt, hatte der SPD-Politiker im Bundestag erklärt.
Wiedererstarken des IS verhindern
Auch die Regierung der autonomen Region Kurdistan wünscht, dass die Bundeswehr in Erbil bleibt. Präsident Nercivan Barzani betont regelmäßig, die Region benötige die Unterstützung seiner Freunde und Nachbarn, um ein Wiedererstarken des IS zu verhindern.
Ihre Aufklärungsflüge im Rahmen des internationalen Einsatzes gegen die Terrormiliz hatte die Bundeswehr bereits wieder aufgenommen. Von der jordanischen Luftwaffenbasis Al-Asrak aus sind noch bis Ende März Tornado-Jets im Einsatz. Sie sollen Verstecke des IS in Syrien und im Irak aufspüren.
Deutschland bemüht sich zusammen mit Verbündeten um eine Fortsetzung des Einsatzes im Irak – auch um ein befürchtetes erneutes Erstarken der Terrormiliz IS zu verhindern. Ein wichtiges Forum für die Debatte bietet die Münchner Sicherheitskonferenz. Ziel ist es, eine gemeinsame Linie für den weiteren Kampf gegen den IS abzustimmen. Dies hat nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium „höchste Priorität“. Geklärt werden muss auch, wer nach dem 31. März die Luftaufklärung über dem Irak und Syrien übernimmt, nachdem die Luftwaffe abzieht.