Dividendenstars
Renditen für Staatsanleihen 2019 erneut abgerutscht – Aktien heute so attraktiv wie selten
- Sind Dividenden der neue Zins? In Zeiten von Minuszinsen auf Bundesanleihen schreiben zahlreiche Finanzexperten der Dividende diese neue Funktion zu. Dies geschieht oft dann, wenn die Dividendenzahlung als sicher erscheint, etwa bei Branchen mit robusten Geschäftsmodellen, die in der Lage sind, Konjunkturschwankungen zu trotzen. Allerdings sollte man aufpassen, hier nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Denn im einen Fall erhält der Anleger für eine definierte Frist eine vereinbarte Zinszahlung für geliehenes Kapital. Und im anderen Fall fungiert der Anleger und Aktionär selbst als Kapitalgeber. Die Dividendenzahlung ist schließlich abhängig von der Geschäftslage des Unternehmens, weshalb auch Dividendenkürzungen oder gar Kapitalausfälle möglich sind. „Ein breit gestreutes Portfolio weist über einen längeren Zeitraum jedoch üblicherweise einen stetigen Dividendenstrom auf“, sagt dazu Frank Klumpp, Aktienstratege der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Bei Zinstiteln (Anleihen) und Dividendenpapieren (Aktien) handelt es sich also um zwei unterschiedliche Risikoklassen, dennoch kann es sich angesichts extrem niedriger Zinsen für Anleger lohnen, sich mit Dividendenzahlungen von Unternehmen zu befassen. Aktuell werfen Staatsanleihen mit bester Bonität wie etwa deutsche Bundesanleihen selbst bei einer längeren Laufzeit von zehn Jahren einen Minuszins in der Größenordnung von 0,30 Prozent ab. Allein mit soliden Anleihen oder auch Sparbüchern kann ein Anleger daher keine langfristig nachhaltige Vermögensbildung betreiben. Um einen Ertrag zu erzielen, bedarf es also der Beimischung von Produkten, die höhere Renditen abwerfen können, freilich auch bei höherem Risiko. Oft kurzfristig, aber in der Regel langfristig, geht die Rechnung auch auf, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) regelmäßig vorrechnet. Wer monatlich einen festen Betrag in Aktien des Deutschen Aktienindex DAX gespart hat, konnte laut DAI etwa bei einer Spardauer von 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von rund neun Prozent im Jahr auf das angelegte Geld erwirtschaften – durch Dividenden und Kursgewinne zusammen.
Natürlich ist ein Anleger, der sein Geld in Aktien steckt, zunächst einmal an steigenden Börsenkursen interessiert. Darüber hinaus aber kann er als Besitzer von Firmenanteilen auch mit einem Anteil am Gewinn des Unternehmens rechnen, eben der Dividende. Wie hoch diese Ausschüttung ausfällt, hängt sowohl vom jeweiligen Erfolg der Aktiengesellschaft als auch von deren Dividendenpolitik ab. Allein die deutschen DAX-Unternehmen werden 2020 voraussichtlich 38,8 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten, wie die LBBW schätzt.
Wie Aktien „verzinst“werden
Als wichtiger Indikator zur Beurteilung von Aktien gilt die Dividendenrendite, die die Ausschüttung des Unternehmens ins Verhältnis zum aktuellen Börsenkurs einer Aktie setzt. Sie wird in Prozent angegeben und gibt einem Aktionär darüber Auskunft, wie Aktien „verzinst“werden. Anhand dieser Dividendenrendite können Anleger einfach ermitteln, welchen Gewinn sie mit ihrer Geldanlage ungeachtet möglicher Kursgewinne erwirtschaften können. Für die Titel des DAX, M-DAX und Euro Stoxx 50 finden sich die aktuellen Dividendenrenditen im Kursteil dieser Zeitung wieder. Aufgrund der zu erwartenden Ausschüttungen für das Geschäftsjahr 2019 kommt die LBBW auf durchschnittliche Dividendenrenditen von 2,9 Prozent für den Deutschen Aktienindex
DAX und 3,3 Prozent für die Titel des Euro Stoxx 50.
Neben einer guten Dividendenrendite spielt auch die Fähigkeit des Unternehmens eine Rolle, hohe Dividenden nachhaltig ausschütten zu können. Wer dies verlässlich schafft, darf sich zum inoffiziellen Club der Dividendenstars zählen. Unter diesem Aspekt wird die Liste der besten DAX-Aktien nach dem Dividendenmodell der LBBW von BMW, Covestro, Daimler, BASF und Allianz angeführt. Beim Eurostoxx 50 liegen ING, Société Génrérale, AXA, Total und Anheuser Busch vorne.
Nachdem die Renditen für Staatswie auch Unternehmensanleihen 2019 nochmals abgerutscht sind, hat sich die relative Attraktivität für Aktien weiter erhöht. So notierten Staatsanleihen der Eurozone zum Jahresbeginn mit 0,15 Prozent und Unternehmensanleihen von guter Bonität mit 0,57 Prozent – und das bei Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren. Fazit: Damit sind Aktien unter dem Gesichtspunkt der Dividenden heute so attraktiv wie selten zuvor.