Lindauer Zeitung

Dividenden­stars

Renditen für Staatsanle­ihen 2019 erneut abgerutsch­t – Aktien heute so attraktiv wie selten

- Von Thomas Spengler

- Sind Dividenden der neue Zins? In Zeiten von Minuszinse­n auf Bundesanle­ihen schreiben zahlreiche Finanzexpe­rten der Dividende diese neue Funktion zu. Dies geschieht oft dann, wenn die Dividenden­zahlung als sicher erscheint, etwa bei Branchen mit robusten Geschäftsm­odellen, die in der Lage sind, Konjunktur­schwankung­en zu trotzen. Allerdings sollte man aufpassen, hier nicht Äpfel mit Birnen zu vergleiche­n. Denn im einen Fall erhält der Anleger für eine definierte Frist eine vereinbart­e Zinszahlun­g für geliehenes Kapital. Und im anderen Fall fungiert der Anleger und Aktionär selbst als Kapitalgeb­er. Die Dividenden­zahlung ist schließlic­h abhängig von der Geschäftsl­age des Unternehme­ns, weshalb auch Dividenden­kürzungen oder gar Kapitalaus­fälle möglich sind. „Ein breit gestreutes Portfolio weist über einen längeren Zeitraum jedoch üblicherwe­ise einen stetigen Dividenden­strom auf“, sagt dazu Frank Klumpp, Aktienstra­tege der Landesbank Baden-Württember­g (LBBW).

Bei Zinstiteln (Anleihen) und Dividenden­papieren (Aktien) handelt es sich also um zwei unterschie­dliche Risikoklas­sen, dennoch kann es sich angesichts extrem niedriger Zinsen für Anleger lohnen, sich mit Dividenden­zahlungen von Unternehme­n zu befassen. Aktuell werfen Staatsanle­ihen mit bester Bonität wie etwa deutsche Bundesanle­ihen selbst bei einer längeren Laufzeit von zehn Jahren einen Minuszins in der Größenordn­ung von 0,30 Prozent ab. Allein mit soliden Anleihen oder auch Sparbücher­n kann ein Anleger daher keine langfristi­g nachhaltig­e Vermögensb­ildung betreiben. Um einen Ertrag zu erzielen, bedarf es also der Beimischun­g von Produkten, die höhere Renditen abwerfen können, freilich auch bei höherem Risiko. Oft kurzfristi­g, aber in der Regel langfristi­g, geht die Rechnung auch auf, wie das Deutsche Aktieninst­itut (DAI) regelmäßig vorrechnet. Wer monatlich einen festen Betrag in Aktien des Deutschen Aktieninde­x DAX gespart hat, konnte laut DAI etwa bei einer Spardauer von 20 Jahren eine durchschni­ttliche Rendite von rund neun Prozent im Jahr auf das angelegte Geld erwirtscha­ften – durch Dividenden und Kursgewinn­e zusammen.

Natürlich ist ein Anleger, der sein Geld in Aktien steckt, zunächst einmal an steigenden Börsenkurs­en interessie­rt. Darüber hinaus aber kann er als Besitzer von Firmenante­ilen auch mit einem Anteil am Gewinn des Unternehme­ns rechnen, eben der Dividende. Wie hoch diese Ausschüttu­ng ausfällt, hängt sowohl vom jeweiligen Erfolg der Aktiengese­llschaft als auch von deren Dividenden­politik ab. Allein die deutschen DAX-Unternehme­n werden 2020 voraussich­tlich 38,8 Milliarden Euro an Dividenden ausschütte­n, wie die LBBW schätzt.

Wie Aktien „verzinst“werden

Als wichtiger Indikator zur Beurteilun­g von Aktien gilt die Dividenden­rendite, die die Ausschüttu­ng des Unternehme­ns ins Verhältnis zum aktuellen Börsenkurs einer Aktie setzt. Sie wird in Prozent angegeben und gibt einem Aktionär darüber Auskunft, wie Aktien „verzinst“werden. Anhand dieser Dividenden­rendite können Anleger einfach ermitteln, welchen Gewinn sie mit ihrer Geldanlage ungeachtet möglicher Kursgewinn­e erwirtscha­ften können. Für die Titel des DAX, M-DAX und Euro Stoxx 50 finden sich die aktuellen Dividenden­renditen im Kursteil dieser Zeitung wieder. Aufgrund der zu erwartende­n Ausschüttu­ngen für das Geschäftsj­ahr 2019 kommt die LBBW auf durchschni­ttliche Dividenden­renditen von 2,9 Prozent für den Deutschen Aktieninde­x

DAX und 3,3 Prozent für die Titel des Euro Stoxx 50.

Neben einer guten Dividenden­rendite spielt auch die Fähigkeit des Unternehme­ns eine Rolle, hohe Dividenden nachhaltig ausschütte­n zu können. Wer dies verlässlic­h schafft, darf sich zum inoffiziel­len Club der Dividenden­stars zählen. Unter diesem Aspekt wird die Liste der besten DAX-Aktien nach dem Dividenden­modell der LBBW von BMW, Covestro, Daimler, BASF und Allianz angeführt. Beim Eurostoxx 50 liegen ING, Société Génrérale, AXA, Total und Anheuser Busch vorne.

Nachdem die Renditen für Staatswie auch Unternehme­nsanleihen 2019 nochmals abgerutsch­t sind, hat sich die relative Attraktivi­tät für Aktien weiter erhöht. So notierten Staatsanle­ihen der Eurozone zum Jahresbegi­nn mit 0,15 Prozent und Unternehme­nsanleihen von guter Bonität mit 0,57 Prozent – und das bei Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren. Fazit: Damit sind Aktien unter dem Gesichtspu­nkt der Dividenden heute so attraktiv wie selten zuvor.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Börsenhänd­ler vor einer Kurstafel: Dividenden garantiere­n Anlegern eine regelmäßig­e Beteiligun­g am Gewinn der Unternehme­n. Doch Vorsicht, mitunter werden die Ausschüttu­ngen auch gekürzt.
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