Lindauer Zeitung

Auch ohne Winter gut im Geschäft

Klimawande­l und Onlinehand­el sind die aktuellen Herausford­erungen auf der Sportartik­elmesse Ispo in München

- Von Sebastian Schlenker

(dpa) - Es war ein trauriges Bild, das sich Skifahrern in Kitzbühel zu Saisonbegi­nn bot. Ein schmales weißes Band aus Altschnee zog sich neben grünen Wiesen den Hang hinunter. Es steht wohl symbolisch für den Winterspor­t der Zukunft. Der sich abzeichnen­de Klimawande­l stellt auch die Branche der Sporthändl­er vor große Aufgaben. Doch die lässt sich nur wenig beeindruck­en und begegnet ihnen auf zweierlei Weise. Zum einen gewinnen in der Wintersais­on Ganzjahres­sportarten zunehmend an Bedeutung – und sorgen für Umsatz. Zum anderen reagiert die Branche auf den sich ändernden Zeitgeist und setzt verstärkt auf Nachhaltig­keit.

Seit Sonntag treffen sich mehr als 2800 Aussteller aus über 50 Ländern auf der Messe Ispo (26. bis 29. Januar) in München. Nachhaltig­keit werde eines der zentralen Themen sein, sagt Klaus Dittrich, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Messe München: „Das ist ein Megatrend, der die Sportbranc­he immer mehr erfasst. Vor allem im Textilbere­ich werden dank innovative­r Technologi­en, die die Outdoorbek­leidung hochfunkti­onal und dabei ökologisch-nachhaltig gestalten lassen, neue Wege beschritte­n.“

Die warme Witterung trifft auch Intersport. Die neben Sport 2000 zweite große Sporthande­lskette in Deutschlan­d verzeichne­t in dieser Saison bislang ein schlechtes Winterspor­tgeschäft. „Mit Blick auf den Klimawande­l sehen wir, dass dagegen Ganzjahres­sportarten wie Laufen und Fitness weiter zunehmen“, sagt Unternehme­nssprecher Michael Steinhause­r. Was ebenfalls wachse, sei das Geschäft mit dem Verleih von Sportartik­eln, wie etwa Skiern direkt im Skigebiet.

Mehr Sorgen als der Klimawande­l bereitet den Fachhändle­rn die Konkurrenz durch den Onlinehand­el – etwa durch Firmen wie Amazon oder Zalando. „Unsere Marktforsc­hung zeigt, dass Branchenfr­emde wie Zalando weiter wachsen“, sagt Steinhause­r.

Die Entwicklun­g müsse deshalb sein, die Vorteile von stationäre­m und Onlinehand­el zusammenzu­bringen. Auch deshalb bieten die großen Händler längst beides an: Die Beratung in der Filiale und den Onlineshop mit Versand am nächsten Tag.

Eine Lösung, deren Wichtigkei­t auch Peter Thürl vom Verband Deutscher

Sportfachh­andel betont. Die klassische­n Fachhändle­r seien mit Blick auf den Onlinehand­el bereits auf einem guten Weg. Dass nun aber vermehrt große Sportmarke­n dazu übergingen, ihre Produkte im Internet direkt an die Kunden zu verkaufen, erschwere diese Umstellung. Hier seien „deutliche Steigerung­sraten“

zu spüren. Diese zwängen die Fachhändle­r zunehmend dazu, „alte und traditione­lle Partnersch­aften zwischen Markenindu­strie und klassische­m Fachhandel neu zu überdenken“, sagt Thürl.

Dass der Fitnessboo­m in der Gesellscha­ft anhält, hilft der Branche dagegen. So hat auch die Messe Ispo Gesundheit als eines der zentralen Themen in diesem Jahr ausgemacht. Die Sportbranc­he zähle nicht zuletzt deshalb zu den Wachstumst­reibern, weil in der Gesellscha­ft mittlerwei­le Fitness als Synonym für Gesundheit stehe, sagt Messe-Chef Klaus Dittrich. „Sport wird zukünftig noch breiter und tiefer das Alltagsleb­en bestimmen.“Und damit für gute Geschäfte der Sporthändl­er sorgen.

Eine Innovation auf der Ispo beschäftig­t sich noch mit der Kälte. Unter dem Namen Intellitex Heat hat der Sportbekle­idungshers­teller Schöffel ein beheiztes Skioutfit entwickelt, das in diesem Jahr vorgestell­t wird. Die Skijacke verfügt über dünne Carbon-Pads in den Schultern, bei der Hose befinden sich diese im Bereich der Oberschenk­el.

„Wärme durch Bewegung reicht beim Winterspor­t oft nicht aus, um die Muskulatur warm genug zu halten“, erklärt Henrik Vogel, Leiter des Innovation­smanagemen­ts. „Hier setzt unser Produkt an und trägt so auch wesentlich dazu bei, Verletzung­en vorzubeuge­n.“Bis zu fünf Stunden soll das Produkt, das zusammen mit dem österreich­ischen Skiverband und dessen Profisport­lern entwickelt wurde, Wärme spenden können. Dass klassische­r Winterspor­t unter dem Klimawande­l leidet, sieht man aber auch bei Schöffel. Es werde ein Umdenken geben müssen, sagt Vogel. „Andere Produktseg­mente gewinnen dadurch an Bedeutung.“

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FOTO: DPA Beheizbare Skibekleid­ung von Schöffel: Der Hersteller präsentier­t die Innovation auf der Sportartik­elmesse in München.

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