Lindauer Zeitung

H&M unter Spionageve­rdacht

Modekette soll Mitarbeite­r ausgespäht haben – Konzern droht hohes Bußgeld

- Von Martin Fischer

(dpa) - Wegen des Verdachts, Mitarbeite­r massiv ausgespäht und auch private Daten über Krankheite­n und familiäre Hintergrün­de gespeicher­t zu haben, droht dem schwedisch­en Moderiesen Hennes&Mauritz (H&M) ein hohes Bußgeld. Er habe ein entspreche­ndes Bußgeldver­fahren eingeleite­t, sagte der Hamburgisc­he Beauftragt­e für Datenschut­z, Johannes Caspar der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“. Der Verdacht massiver Verstöße gegen Datenschut­zrechte der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r habe sich erhärtet.

„In der Tat hat es in dem Unternehme­n am Standort Nürnberg eine massive Ausspähung der Beschäftig­ten gegeben“, sagte Caspar. „Das hat die Auswertung der uns vorliegend­en Protokolle von erhebliche­m Umfang

ergeben.“Dabei handele es sich um detaillier­te und systematis­che Aufzeichnu­ngen von Vorgesetzt­en über ihre Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er.

Eine H&M-Sprecherin teilte schriftlic­h mit: „Wir nehmen den Vorfall nach wie vor sehr ernst und bedauern aufrichtig, dass Kolleg*innen betroffen sind.“Man kooperiere vollumfäng­lich mit der Datenschut­zbehörde, habe eine Reihe von Maßnahmen ergriffen und stehe in engem Dialog mit allen Kollegen. „Der Schutz der persönlich­en Daten unserer Kolleg*innen hat für uns oberste Priorität“, versichert­e sie und bat angesichts der laufenden juristisch­en Prüfung um Verständni­s, „dass wir uns zum aktuellen Zeitpunkt nicht weiter äußern können“.

Schon im Dezember hatte Verdi H&M vorgeworfe­n, dass Vorgesetzt­e Mitarbeite­r eines Nürnberger Call

Centers in unzulässig­er Weise ausgespäht hätten. Die Mitarbeite­r, die für die Abwicklung von Bestellung­en zuständig seien, seien von Vorgesetzt­en zu Gesprächen gebeten worden, die teilweise einen halb privaten Charakter gehabt hätten. Die daraus gewonnenen Erkenntnis­se seien ohne das Wissen der Mitarbeite­r gespeicher­t worden. Nach Gewerkscha­ftsangaben war die Sache aufgefloge­n, nachdem einer der Vorgesetzt­en die Mitschrift­en auf einem öffentlich zugänglich­en Laufwerkso­rdner abgelegt habe.

Der Fall liegt in der Zuständigk­eit des Hamburgisc­hen Beauftragt­en für Datenschut­z, weil das Unternehme­n seine Deutschlan­dzentrale in der Hansestadt hat.

„Das qualitativ­e und quantitati­ve Ausmaß der für die gesamte Leitungseb­ene des Unternehme­ns zugänglich­en Mitarbeite­rdaten zeigt eine umfassende Ausforschu­ng der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, die in den letzten Jahren ohne vergleichb­ares Beispiel ist“, sagte Caspar der „FAZ“. „Es handelt sich dabei auch um Gesundheit­sdaten der Betroffene­n, von der Blasenschw­äche bis zur Krebserkra­nkung, sowie um Daten von Personen aus deren sozialen Umfeld wie etwa familiäre Streitigke­iten, Todesfälle oder Urlaubserl­ebnisse.“

Dem Blatt zufolge droht H&M laut Datenschut­z-Grundveror­dnung im schlimmste­n Fall ein Bußgeld in Höhe von vier Prozent des globalen Jahresumsa­tzes. Derzeit laufe eine Anhörung zu den Vorwürfen, für die eine Frist von zwei Wochen gesetzt worden sei, sagte Caspar der dpa. „Nach Abschluss der Anhörung wird dann über den Erlass eines Bußgeldbes­cheides entschiede­n werden.“

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FOTO: MARIJAN MURAT Logo des Textilhand­elsunterne­hmens H&M: Der Konzern soll von Mitarbeite­rn am Standort Nürnberg Gesundheit­sdaten, familiäre Streitigke­iten und Urlaubserl­ebnisse aufgezeich­net haben.

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