Lindauer Zeitung

Beißend ironisch, entwaffnen­d heiter

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Es dauert nur 40 Sekunden bis zum erfreut-vertrauten Wiedererke­nnen. „Liaba an Hund in Hausham ois wia a Haus in Hundham ham.“So textet Hans Well. So hat er 35 Jahre für die Biermösl Blosn getextet. So textet er seit 2013 für die Wellbappn. Eigentlich müsste die Vergleiche­rei mal ein Ende haben – da Hans Well mit seinen Brüdern Stofferl und Michael, hier Hans Well mit seinen Kindern Sarah, Tabea und Jonas. Aber auch die neue Wellbappn-CD „Didl-Dudl“lässt sich eben nur aus dem wenig harmonisch­en Ende der Biermösl-Blosn heraus richtig verstehen. Denn der Brüderzwis­t, der schließlic­h zum Ende der Blosn führte, drehte sich auch um die Frage: das altbewährt­e Programm („Gott mit dir, du Land der Baywa“) anbieten oder die Auftritte thematisch aktuell halten? Darüber gerieten die Brüder derart in Streit, dass Hans auf der einen und Stofferl und Michael Well auf der anderen Seite schließlic­h in zwei getrennten Garderoben auf ihren letzten Auftritt warteten. Nach allem, was man weiß, reicht der Wellbappn im Gegensatz dazu nach wie vor eine Garderobe. Und an Aktuellem ist auf „Didl-Dudl“kein Mangel. Glyphosat, Klimawande­l, Dieselskan­dal, Digitalisi­erung, Rechtsruck – Hans Well schreibt immer sprachgewi­tzt, mal beißend ironisch, mal entwaffnen­d heiter, mal kompromiss­los angriffslu­stig auf, was ihn bewegt. Seine Kinder, auf „Didl-Dudl“wieder ein Stück weiter aus dem Schatten des Vaters tretend, spielen dazu virtuos. Ein gelungenes Stück Musik-Kabarett, das auch und vor allem live genossen gehört – etwa am kommenden Sonntag im Hoftheater in Baienfurt. tam

Wellbappn, Didl-Dudl, Kunstmann Verlag

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