Dämmersprung lockt Tausende nach Weißensberg
70 Zünfte und Musikgruppen sorgen für einen prachtvollen Umzug und ausgelassene Stimmung
- Wenn das Dorf aus allen Nähten platzt und es kein Durchkommen mehr gibt, dann ist in Weißensberg mal wieder Dämmersprung. Dieser findet traditionell auch nur alle zwei Jahre statt, stets veranstaltet vom Weißensberger Narrenverein (WNV). Am Samstagnachmittag war es wieder so weit. Rund 2500 Narren, Maskenträger und Musikanten waren aus nah und fern angereist, um ihren Verein, ihr Häs, ihr Brauchtum und ihre Musik zu präsentieren. Groß war auch die Zahl der Zuschauer, welche die 900
Meter lange Umzugsstrecke von der Waldstraße übers Ösch und die Kirchstraße bis in die Schulstraße säumten. Angefangen von Schminke im Gesicht bis hin zum kompletten Fasnachtskostüm – die meisten Besucher haben sich dem Großereignis entsprechend zurechtgemacht.
Begehrt waren vor allem die Plätze rund um den Lautsprecherwagen in der Senke der Kirchstraße, weil dort WNV-Präsidentin Melanie Flax gemeinsam mit ihrem Vater, Ehrenpräsident Roland Flax, die vorbeiziehenden Zünfte und Musikgruppen ankündigte und kommentierte. Bei Narrenrufen wie „Apfel – beiss nei“der Hochbucher Obsthexen oder
„Knocha krachet – Goischter lachet“der Schloßgoischter Amtzell war stets auch das Publikum gefordert, in den Chorus der Narren mit einzustimmen und mitzubrüllen.
Angeführt wurde der Festzug, wie es sich für einen Gastgeber gehört, von den beiden Maskengruppen des WNV, den Weihergeistern und Monstern. Rund zwei Stunden lang schlängelten sich die insgesamt 70 Narren-, Musik- und Trommlergruppen durchs Dorf – die meisten gehören zum Verband Alb-Bodenseeoberschwäbischer Narrenvereine (VAN), so auch der heimische WNV. Das Spektrum der teilnehmenden Zünfte reichte von Konstanz über die Schwäbische Alb und das Allgäu bis nach Vorarlberg.
Beim Umzug selbstverständlich nicht fehlen durften die Narrenzunft Weißensberger Weihergeister und viele andere Vereine aus dem Landkreis. Lindau wurde vertreten durch den Trommlerzug Lindau-Aeschach, die Schönauer Hexen, die Lindauer Sagen, die Obstbucher Hexen und den Fanfarenzug Inselstadt. Gäste aus der unmittelbaren Nachbarschaft waren die Fetzenhexen Bösenreutin und die Weißnarrenzunft Hergensweiler. Mit von der Partie waren auch d‘Schoidegger und die Lumpenkapelle
„Rundum gelungen – besser kannsch es net hobe!“
Bürgermeister Hans Kern über den Dämmersprung
Westallgäu, die mit ihrem markanten Sound so ziemlich alles übertönt.
Wie bei anderen Umzügen auch waren die Hexengruppen klar in der Überzahl. Dennoch waren sie gut zu unterscheiden – nicht nur am Häs, sondern auch durch ihre Masken. Bei den Besuchern weit mehr gefürchtet sind Konfetti und Sägespäne, die Maskenträger jeder Couleur kiloweise unters Volk, genauer gesagt, unter die Haare bringen. Und weil das Zeug nicht selten auch in den Nacken gestopft wird, erinnern sich manche auch noch abends beim Ausziehen an das närrische Treiben.
„Das Wetter war kalt und trocken, einfach ideal – dazu wahnsinnig viele Besucher und eine super Stimmung“, so das Resümee von WNV-Präsidentin Melanie Flax nach dem Umzug. Ähnlich äußerte sich Bürgermeister Hans Kern, der zusammen mit seiner
Frau Ulrike das närrische Treiben verfolgt hatte: „Rundum gelungen – besser kannsch es net hobe!“Auch nach dem Dämmersprung wurde noch lange und ausgelassen gefeiert, nicht nur an den Getränke- und Imbissständen der örtlichen Vereine, sondern auch rund um die Festhalle. Dort waren Disco- und Heavy-Metal-Zelt so sehr gefragt, dass deren Eingänge zeitweise gesperrt werden mussten.