Bester Lehrling darf drei Monate in die USA
Autozulieferer aus Wiggensbach zählt zur Elite der Ausbildungsbetriebe in Deutschland – Auszeichnung
- Der Autozulieferer Swoboda in Wiggensbach (Oberallgäu) zählt zu den besten Ausbildern Deutschlands. Das Bundeswirtschaftsministerium hat vor Kurzem in Berlin je drei Betriebe in der Kategorie Handwerk sowie im Bereich Industrie, Handel und Dienstleistungen mit dem „Ausbildungs-Ass 2019“ausgezeichnet. Christian Hirte, Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, gratuliert den Gewinnern: „Die Unternehmen und Ausbildungsinitiativen, die wir heute auszeichnen, zeigen eindrucksvoll, wie man Jugendliche für einen Ausbildungsberuf begeistert und sie für das Berufsleben fit macht.“Swoboda kam in der Kategorie Industrie, Handel und Dienstleistung auf Platz zwei hinter Schwörer Haus (Hohenstein/ Baden-Württemberg) und vor dem Agrarmittel-Händler Joachim Behrens Scheessel (Visselhövede/Niedersachsen).
In die Ausbildung des FirmenNachwuchses investieren die meisten Unternehmen viel Energie. Aber was macht nun Swoboda beim Kampf um die besten Lehrlinge besonders gut? „In der AutomobilBranche herrschen ganz spezielle Anforderungen“, sagt Christian Happach, Leiter Technische Ausbildung bei Swoboda. „Wir gehen da über die Ziele in den Ausbildungsberufen hinaus.“So hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren ein „Technisches Ausbildungszentrum“aufgebaut, das weit mehr bietet als eine herkömmliche Lehrwerkstatt. „Die Auszubildenden bauen dort nicht nur Übungsstücke, sondern arbeiten auch an komplexen Projekten“, erklärt Personalreferentin Miriam Lippert.
Swoboda benutzt in der Fertigung unter anderem Roboter des Augsburger Herstellers Kuka. Um die Mitarbeiter und vor allem auch die angehenden Techniker im Betrieb fit für die Bedienung dieser Roboter zu machen, hat das Wiggensbacher Werk eine eigene Kuka-Schulungszelle entwickelt. Dort können Mitarbeiter an einem Mini-Roboter die Programmierung und Steuerung üben. Das Ganze wird live per Kamera
auf einen Bildschirm übertragen. So können viele Kollegen den Prozess verfolgen.
Wie in vielen technischen Betrieben ist auch bei Swoboda das Thema Digitalisierung eine Selbstverständlichkeit. Natürlich auch das Schlagwort von der Industrie 4.0, also der Kommunikation der Maschinen und Computer untereinander. Darin werden die Lehrlinge von Anfang an ebenfalls geschult. „Wir sind bei solchen Zusatzqualifikationen gut integriert“, sagt Jakob Strobel (20), Mechatroniker im vierten Lehrjahr.
Eine ausgezeichnete berufliche Ausbildung ist das Eine, um einen bundesweiten Preis zu bekommen. Das Andere sind „weiche Faktoren“, die eine Ausbildung erfolgreich machen und die jungen Leute längerfristig an das Unternehmen binden. Bei Swoboda ist das in erster Linie der Team-Gedanke, der laut Personalreferentin Lippert sehr gepflegt wird. So gibt es für jeden neuen Auszubildenden eine dreitägige Einführung, für alle Azubis Grillfeste, gemeinsame Ausflüge, Rafting-Touren, Kraxeln auf Klettertürmen, Fußballspiele oder Brotzeiten. Auch werden hin und wieder die Lehrlinge in den verschiedenen Ausbildungsberufen gemischt, um die Blickweise und Anforderungen der anderen Sparten kennenzulernen.
Noch so eine Besonderheit: Weil die meisten Azubis noch keinen Führerschein haben, hat Swoboda flexible Arbeitszeiten für die Lehrlinge ermöglicht. Somit kann jeder Auszubildende ohne großen Stress mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins etwas abgelegene Wiggensbach kommen.
Aber nicht nur das beschauliche Wiggensbach soll für die jungen Leute bequem erreichbar sein, sondern auch die große, weite Welt: Jedes Jahr darf der beste Auszubildende für drei Monate nach Grand Rapids im US-Staat Michigan. Dort betreibt Swoboda eines seiner Werke. „Das wär natürlich eine tolle Sache“, sagt Maria Poetzsch aus Obergünzburg. Die 20-Jährige lernt im dritten Jahr Industriekauffrau bei Swoboda. Bis nach Berlin hat sie es immerhin schon geschafft, wie ihr Azubi-Kollege Jakob Strobel auch: Zur Preisverleihung des „Ausbildungs-Ass 2019“.