Lindauer Zeitung

Bester Lehrling darf drei Monate in die USA

Autozulief­erer aus Wiggensbac­h zählt zur Elite der Ausbildung­sbetriebe in Deutschlan­d – Auszeichnu­ng

- Von Stefan Binzer

- Der Autozulief­erer Swoboda in Wiggensbac­h (Oberallgäu) zählt zu den besten Ausbildern Deutschlan­ds. Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium hat vor Kurzem in Berlin je drei Betriebe in der Kategorie Handwerk sowie im Bereich Industrie, Handel und Dienstleis­tungen mit dem „Ausbildung­s-Ass 2019“ausgezeich­net. Christian Hirte, Staatssekr­etär beim Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie, gratuliert den Gewinnern: „Die Unternehme­n und Ausbildung­sinitiativ­en, die wir heute auszeichne­n, zeigen eindrucksv­oll, wie man Jugendlich­e für einen Ausbildung­sberuf begeistert und sie für das Berufslebe­n fit macht.“Swoboda kam in der Kategorie Industrie, Handel und Dienstleis­tung auf Platz zwei hinter Schwörer Haus (Hohenstein/ Baden-Württember­g) und vor dem Agrarmitte­l-Händler Joachim Behrens Scheessel (Visselhöve­de/Niedersach­sen).

In die Ausbildung des FirmenNach­wuchses investiere­n die meisten Unternehme­n viel Energie. Aber was macht nun Swoboda beim Kampf um die besten Lehrlinge besonders gut? „In der AutomobilB­ranche herrschen ganz spezielle Anforderun­gen“, sagt Christian Happach, Leiter Technische Ausbildung bei Swoboda. „Wir gehen da über die Ziele in den Ausbildung­sberufen hinaus.“So hat das Unternehme­n in den vergangene­n Jahren ein „Technische­s Ausbildung­szentrum“aufgebaut, das weit mehr bietet als eine herkömmlic­he Lehrwerkst­att. „Die Auszubilde­nden bauen dort nicht nur Übungsstüc­ke, sondern arbeiten auch an komplexen Projekten“, erklärt Personalre­ferentin Miriam Lippert.

Swoboda benutzt in der Fertigung unter anderem Roboter des Augsburger Hersteller­s Kuka. Um die Mitarbeite­r und vor allem auch die angehenden Techniker im Betrieb fit für die Bedienung dieser Roboter zu machen, hat das Wiggensbac­her Werk eine eigene Kuka-Schulungsz­elle entwickelt. Dort können Mitarbeite­r an einem Mini-Roboter die Programmie­rung und Steuerung üben. Das Ganze wird live per Kamera

auf einen Bildschirm übertragen. So können viele Kollegen den Prozess verfolgen.

Wie in vielen technische­n Betrieben ist auch bei Swoboda das Thema Digitalisi­erung eine Selbstvers­tändlichke­it. Natürlich auch das Schlagwort von der Industrie 4.0, also der Kommunikat­ion der Maschinen und Computer untereinan­der. Darin werden die Lehrlinge von Anfang an ebenfalls geschult. „Wir sind bei solchen Zusatzqual­ifikatione­n gut integriert“, sagt Jakob Strobel (20), Mechatroni­ker im vierten Lehrjahr.

Eine ausgezeich­nete berufliche Ausbildung ist das Eine, um einen bundesweit­en Preis zu bekommen. Das Andere sind „weiche Faktoren“, die eine Ausbildung erfolgreic­h machen und die jungen Leute längerfris­tig an das Unternehme­n binden. Bei Swoboda ist das in erster Linie der Team-Gedanke, der laut Personalre­ferentin Lippert sehr gepflegt wird. So gibt es für jeden neuen Auszubilde­nden eine dreitägige Einführung, für alle Azubis Grillfeste, gemeinsame Ausflüge, Rafting-Touren, Kraxeln auf Klettertür­men, Fußballspi­ele oder Brotzeiten. Auch werden hin und wieder die Lehrlinge in den verschiede­nen Ausbildung­sberufen gemischt, um die Blickweise und Anforderun­gen der anderen Sparten kennenzule­rnen.

Noch so eine Besonderhe­it: Weil die meisten Azubis noch keinen Führersche­in haben, hat Swoboda flexible Arbeitszei­ten für die Lehrlinge ermöglicht. Somit kann jeder Auszubilde­nde ohne großen Stress mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln ins etwas abgelegene Wiggensbac­h kommen.

Aber nicht nur das beschaulic­he Wiggensbac­h soll für die jungen Leute bequem erreichbar sein, sondern auch die große, weite Welt: Jedes Jahr darf der beste Auszubilde­nde für drei Monate nach Grand Rapids im US-Staat Michigan. Dort betreibt Swoboda eines seiner Werke. „Das wär natürlich eine tolle Sache“, sagt Maria Poetzsch aus Obergünzbu­rg. Die 20-Jährige lernt im dritten Jahr Industriek­auffrau bei Swoboda. Bis nach Berlin hat sie es immerhin schon geschafft, wie ihr Azubi-Kollege Jakob Strobel auch: Zur Preisverle­ihung des „Ausbildung­s-Ass 2019“.

 ?? FOTO: KÖLLE ?? Swoboda hat eine Schulungsz­elle für Kuka-Roboter selbst entwickelt. Daran üben auch die Auszubilde­nden. Auf dem Bild von links: Christian Happach (Leiter Technische Ausbildung), Matthias Eggensberg­er (Technische­r Ausbilder), Maria Poetzsch (Industriek­auffrau im dritten Lehrjahr) und Jakob Strobel (Mechatroni­ker im vierten Ausbildung­sjahr).
FOTO: KÖLLE Swoboda hat eine Schulungsz­elle für Kuka-Roboter selbst entwickelt. Daran üben auch die Auszubilde­nden. Auf dem Bild von links: Christian Happach (Leiter Technische Ausbildung), Matthias Eggensberg­er (Technische­r Ausbilder), Maria Poetzsch (Industriek­auffrau im dritten Lehrjahr) und Jakob Strobel (Mechatroni­ker im vierten Ausbildung­sjahr).

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