Raus aus der zweiten Reihe
VfB Friedrichshafen besiegt Lüneburg – und scheint wieder auf Kurs
- Es war zunächst ein kleines Déjà-vu. Und dann ganz viel Jubel. Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen haben in der Bundesliga die SVG Lüneburg mit 3:1 (25:16, 23:25, 25:17, 25:18) geschlagen. In einem Spiel, das in weiten Teilen an die 2:3-Blamage bei Aufsteiger Eltmann am Mittwoch erinnerte, am Ende aber einen völlig anderen Verlauf nahm – und einen Spieler zum Matchwinner machte, der sonst eher in der zweiten Reihe steht.
„Heute ging es wirklich um was“, jubelte VfB-Trainer Michael Warm deshalb anschließend. „Und ich bin sehr zufrieden damit, wie die Mannschaft heute gespielt hat.“Und auch Diagonalangreifer Daniel Malescha war zufrieden: „Wir sind im zweiten Satz noch mal zurückgekommen. Das gibt dir dann auch Zuversicht, dass du weiterspielen kannst. Ich denke, der Kampfgeist und der Wille, das Spiel unbedingt zu gewinnen, das war heute unser ganz großes Plus.“
Der VfB erwischte vor 1820 Zuschauern einen Traumstart. Ein Doppelpack von Rares Balean brachte die Friedrichshafener schnell nach vorne. Die Kombination aus guten Aufschlägen, wenigen Fehlern und ein paar sehr sehenswerten Angriffen der beiden Außenangreifer Tomas Krisko und Rares Balean brachte dem VfB einen schnellen Satzgewinn. Doch der Jubel blieb zunächst gedämpft. Zu präsent schien die Niederlage vom Mittwoch noch in den Köpfen zu hängen. Bei Aufsteiger Eltmann hatte der VfB ebenfalls den ersten Satz deutlich gewonnen, dann aber zu viel gewollt und schließlich sogar 3:2 verloren.
Doch diesmal sollte es anders laufen. Und entscheidend für den Sieg war am Ende wohl ausgerechnet der Satz, den die Friedrichshafener verloren. Lüneburg fand im zweiten Durchgang viel besser ins Spiel, griff stärker an. Und – wie in Eltmann – schien der VfB dadurch ein bisschen an Selbstvertrauen zu verlieren. Zwar glich der VfB immer wieder aus, schaffte es aber lange nicht, das Spiel zu drehen. Dann nahm Warm eine Auszeit, brachte Daniel Malescha für Nikola Gjorgiev und redete seinen Spielern noch einmal ins Gewissen. Mit Erfolg: Beim Stand von 18:22 legte sein Team eine kleine Serie hin, glich zum 23:23 aus und bewies damit, dass es eben doch zurückkommen kann. Am Ende stand jedoch der VfB-Block zu ungenau, Lüneburg schlug das Ass zum Satzausgleich (23:25)
So ging der zweite Satz zwar nicht an den VfB Friedrichshafen – für die Moral war er aber allemal gut. „Anders
als in Eltmann sind wir diesmal im zweiten Satz gut zurückgekommen und waren dann wieder gut im Spiel“, sagte Warm. Der VfB hatte sein Selbstvertrauen zurück, machte im dritten Satz wieder mehr Druck und weniger Fehler. Den vierten Satz machte schließlich ein Spieler zu seinem eigenen: Daniel Malescha schlug allein in Satz vier drei Asse – zwölf Punkte machte er insgesamt. Lüneburg fand keine Antwort mehr, schließlich verwandelte Tomas Krisko nach einem langen Ballwechsel zum Matchpunkt (25:18).
„Daniel Malescha war für mich heute der beste Spieler“, sagte VfBTrainer Michael Warm über den Diagonalangreifer, der sonst meist Kapitän Nikola Gjorgiev den Vortritt lassen muss. Weil der Nordmazedonier jedoch so gar nicht ins Spiel finden wollte, durfte Malescha ab dem zweiten Satz ran. Der belohnte das Vertrauen mit einer sehr guten Leistung. Für Warm ist das nichts Neues. „Malescha überrascht mich nicht. Er hat in letzter Zeit extrem gut trainiert und er hat eine irre Qualität.“
Malescha selbst wollte anschließend lieber übers Team reden als über sich selbst. „Heute war voll auf Angriff“, sagte er und gab zu: „Nach dem Eltmannspiel war auch ein bisschen Frust mit dabei. Aber über diese Scheiße, die da am Mittwoch passiert ist, will ich jetzt gar nicht mehr reden. Das müssen wir vergessen. Heute hat die Mannschaft wirklich Charakter bewiesen“, sagte er und blickte auch nach vorne. „Den zweiten Platz wollen wir für die Play-offs schon halten. Jetzt müssen wir Verantwortung übernehmen, jeder einzelne Spieler, und ab jetzt noch mehr Gas geben.“