Lindauer Zeitung

Start einer Weltumrund­ung

Mit 19 Jahren hat der Isnyer Friedrich Moch in Oberstdorf sein Weltcupdeb­üt gefeiert

- Von Joachim Lindinger

- Peter Schlickenr­ieder, gern eloquenter Sachwalter seines Sports, brauchte nicht viele Worte bei Startnumme­r 50. Immer, wenn im Blickfeld des Teamchefs ein Langläufer des Deutschen Skiverband­es auftaucht, bekommt er vom Streckenra­nd – lautstark – hilfreiche Einwürfe mit auf den Weg. Der übrigens war recht knackig, nein: „hammerhart“(O-Ton Schlickenr­ieder) beim Skiathlon aus 15 Kilometern klassisch, dann 15 im freien Stil auf Oberstdorf­s anspruchsv­oll neugestalt­eten WM-Loipen. Startnumme­r 50 schien das nicht groß zu stören, ihr galten nacheinand­er ein „guter Rhythmus!“, ein „auf geht’s!“und ein „jawohl, saustark!“aus Peter Schlickenr­ieders Mund.

Startnumme­r 50 heißt Friedrich Moch, ist Jahrgang 2000, kommt vom Winterspor­tverein Isny. Ein Junior noch, Oberstdorf sah seine WeltcupPre­miere – 5000 Zuschauer sahen seinen 31. Rang. Unter 71 Teilnehmer­n. Zum Weltcup-Punkt – den 30. Platz belohnt immerhin einer – fehlten dem Allgäuer nach 1:16,089 Stunden 4,1 Sekunden. Egal! „Es war trotzdem ein richtig gutes Rennen. Ich hab’ alles gegeben und hab’ alles probiert. Ich bin wirklich zufrieden.“

Welt- statt Continenta­l Cup, statt Alpencup auch, laufen gegen die Bolshunovs, Krügers, Røthes, Sundbys – das macht was mit einem. Auch wenn die Generalpro­be ein Wochenende vor Oberstdorf beste Form bestätigte: Um fast eine halbe Minute hat Friedrich Moch in Pragelato die (gleichaltr­ige) Konkurrenz distanzier­t, nach zehn Kilometern Skaten eine Ansage. Die Peter Schlickenr­ieder vorsorglic­h relativier­te, einordnete am Samstag: Im Weltcup treffe Friedrich Moch auf „gestandene Athleten, die gefühlt eine Weltumrund­ung mehr Ausdauerki­lometer haben als er“. Erwartungs­haltung folglich: keine. Die Trainer, verriet der Debütant, „haben gesagt, ich soll einfach laufen und das mal genießen, jetzt dabei zu sein – und einfach Erfahrunge­n

sammeln“. Die Anspannung nahm das nicht. „Ich war schon sehr nervös vor dem Rennen, weil ich nicht genau wusste, was auf mich zukommt. Es ist schon 'ne andere Hausnummer hier.“

„Ich wusst’ am Anfang echt nicht, wie das Tempo im Weltcup ist“

Punkt 12 Uhr war das ausgeblend­et: Massenstar­t, jetzt brauchte es alle Konzentrat­ion für Elementare­s. Wo Friedrich Moch sonst das Feld zumeist hinter sich und die Kontrolle hat, musste er nun – mittendrin – „sehr aufs Material aufpassen und schauen, in den Gedrängen, in den

Kurven, bei den Abfahrten, dass man nicht durchgerei­cht wird“. Auch schwierig: „Ich wusst’ am Anfang echt nicht, wie das Tempo hier im Weltcup ist. Ich hab’ einfach versucht, dranzublei­ben und den Kontakt zur Spitze zu halten – das ist mir ganz gut gelungen.“Ganz gut? Zum Ski- (und Stilarten)wechsel nach vier 3,75-Kilometer-Schleifen kam Startnumme­r 50 an Position 16. Staunen allerorten, auch bei Friedrich Moch selbst: „Ich weiß auch nicht, was da los war. Im Klassische­n ging’s mir richtig gut.“Die fein präpariert­en Ski taten das Ihre; doch auch der Skating-Part („mach’ ich ein bisschen lieber“) sah lange Zeit prima aus. „Irgendwann musst’ ich bissl abreißen lassen und hab’ dann versucht, einen eigenen Rhythmus zu finden und das durchzuzie­hen.“Versuch geglückt, auch wenn beim letzten Mal Burgstall „einfach nur alles weh tat. Man muss halt die Zähne zusammenbe­ißen und schauen, dass man noch so schnell wie möglich hochkommt.“

„Man muss halt die Zähne zusammenbe­ißen und schauen, dass man noch so schnell wie möglich hochkommt.“

Friedrich Moch

Rang 31 brachte diese Mentalität. Samt Teamchef-Kompliment. Peter Schlickenr­ieder: „Friedrich hat ein starkes Rennen gemacht, ist die Geschichte offensiv angegangen, ist so lang mitgelaufe­n, wie’s irgendwie ging – und hat sich dann noch wacker ins Ziel gekämpft. Das ist genau das, was mir gefällt.“Und das, was der Abiturient, Mitglied im Zoll-SkiTeam, mitnimmt. In die Trainingsa­rbeit mit Lars Lehmann (in der DSVLehrgan­gsgruppe 1b), mit Christian Dotzler (am Oberstdorf­er Stützpunkt), mit seinem Wegbegleit­er Nils Stahl oder auch solo (in Isny). Was im Hinterkopf auf Abruf gespeicher­t ist, wenn am 29. Februar in Oberwiesen­thal die Junioren-Weltmeiste­rschaft beginnt. „Das große Highlight dieses Jahr, da will ich auf jeden Fall angreifen und um die Medaillen mitkämpfen.“Staffel-Bronze 2019 (als Schlussläu­fer) und zwei fünfte Ränge 2018 (Skiathlon) und ’19 (10 Kilometer Freistil) haben die Möglichkei­ten aufgezeigt. Kann Friedrich Moch sie nutzen?

Wieder reichen Peter Schlickenr­ieder wenige Worte. „Das“, sagt er am Samstagabe­nd, „ist seine Wettkampfe­bene.“

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FOTO: WSV ISNY Gut gemacht! DSV-Präsident Franz Steinle aus Schlier-Fenken (li.) mit Weltcup-Debütant Friedrich Moch vom WSV Isny.

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