Mehr als der gute Mensch von Köpenick
Vor dem Duell beim Ex-Club Borussia Dortmund glänzt Neven Subotic auch als Torjäger
(dpa/SID) - Neven Subotic brachte nach dem Abpfiff schnell noch seine langen Haare in Form und startete dann zur großen Jubelparty: Im Tollhaus Alte Försterei gab es auch für den Routinier nach dem 2:0 (0:0) über den FC Augsburg kein Halten mehr. Mit seinem Premierentor für Union Berlin hatte der 31-Jährige die Eisernen auf den Weg zu einem ganz wichtigen Sieg geführt.
Eine halbe Ewigkeit hatte Subotic zuvor in der Bundesliga nicht mehr getroffen. „In Deutschland fünf Jahre nicht“, meinte der Kult-Verteidiger vage zur Dauer seiner Durststrecke. In der Tat waren es 1722 Tage, in denen er ohne Torerfolg geblieben war. Das letzte Mal traf er noch in Diensten von Borussia Dortmund – am 9. Mai 2015 beim 5:2-Sieg über Hertha BSC.
„Das Leben geht so schnell, man vergisst so was“, erklärte Subotic, der in der Glitzerwelt des Profifußballs eine wohltuende Ausnahme darstellt. Der Innenverteidiger hat kein Auto, fährt gerne mit der S-Bahn zum Training und steckt sein gesamtes Gehalt in seine eigene Stiftung, die Wasserbrunnen für Not leidende Menschen in Äthiopien baut. Doch
Subotic ist mehr als nur ein guter Mensch von Köpenick. Dass er auch sportlich noch wertvoll ist, bewies der frühere Mainzer und Dortmunder Profi gegen Augsburg in der 47. Minute. Nach einem Eckstoß ließ er sich am langen Pfosten geschickt in den freien Raum fallen und drückte den von André Hahn ungewollt verlängerten Ball über die Linie.
„Er hat da gestanden, wo er stehen musste“, sagte Trainer Urs Fischer. Der Schweizer ist heilfroh, den weitgereisten Profi in seinen Reihen zu haben. „Er zählt zu den Führungsspielern und tut unserer unerfahrenen Mannschaft gut“, lobte Fischer, nachdem Marcus Ingvartsen (61.) den Sieg mit dem 2:0 perfekt gemacht hatte.
Nicht nur Union profitiert von Subotic, auch für den Verteidiger scheint sich der Wechsel in die Hauptstadt auszuzahlen. Nach erfolgreichen Jahren beim BVB mit zwei Meistertiteln und dem Erreichen
des Champions-League-Finals folgten schwierige Zeiten in Köln und St. Etienne, ehe er sich im Sommer den Köpenickern anschloss. Mit 13 Einsätzen in 19 Spielen hat er bislang seine Verpflichtung gerechtfertigt und großen Anteil an der Heimstärke von Union. 18 von 23 Punkten holten die Köpenicker im Stadion An der Alten Försterei– nach dem 3:1 im Hinspiel gegen den BVB soll es für den Abwehrspieler nun auch an alter Wirkungsstätte laufen.
Denn ausgerechnet jetzt, wo es so gut läuft, kommt es am nächsten Wochenende zur brisanten Rückkehr nach Dortmund. „Vielleicht habe ich noch ein Tor in mir“, spekulierte Subotic mit einem Schmunzeln. Der Rückkehrer gibt sich selbstbewusst, will auch Dortmunds neuen Wunderstürmer Erling Haaland an die Kette legen: „Mein Ziel ist es, keinen Treffer zu kassieren.“
Durch den siebten Saisonsieg kletterte Union auf Rang elf und hat wieder ein beruhigendes Polster zur Abstiegszone. „Von Entspannung reden wir aber erst, wenn 34 Spiele rum sind“, mahnte Manager Oliver Ruhnert. Das sah auch Subotic ähnlich: „Wir müssen uns steigern.“