Pizza-Party nach Platz fünf
Handballer feiern versöhnlichen EM-Abschluss und nehmen Olympia-Quali ins Visier
(SID) - Es wurden Muscheln und Bruschetta serviert, Pizza-Häppchen und Pasta. Dazu gab es Bier und Wein – bei einem Nobelitaliener im vornehmen Stockholmer Stadtteil Östermalm belohnten sich die deutschen Handballer für ihren versöhnlichen EM-Abschluss.
„Das haben sich die Jungs verdient“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning nach Platz fünf und gab höchstpersönlich den Partybefehl: „Sie dürfen zum Schluss nochmal alles rauslassen, müssen nur pünktlich zu ihren Fliegern kommen.“
Mit einem guten Gefühl im Bauch und vielen wichtigen Erkenntnissen für die bevorstehende Olympia-Qualifikation im Kopf verließen Bundestrainer Christian Prokop und sein Team die EM-Bühne. „Ich bin zufrieden“, sagte Prokop: „Wenn man sieht, dass wir sehr viele Absagen vor dem Turnier und sehr wenig gemeinsame Zeit hatten, hat die Mannschaft eine tolle Entwicklung nachgewiesen.“Der Coach verwies in seinem Turnier-Fazit bei allem Lob für die Moral seiner Spieler aber auch auf die „individuellen“Defizite vor allem im Rückraum. „Dort sieht man gegenüber den Medaillen-Kandidaten einfach das größte Potenzial, das wir noch nicht ausgeschöpft haben“, sagte Prokop.
Er werde die EM detailliert auswerten und deutliche Arbeitsaufträge an Spieler, Clubs und sich selbst formulieren. Denn schon in zweieinhalb Monaten stehe die OlympiaQualifikation in Berlin (17. bis 19. April) auf dem Plan. Da müsse sein Team „bereit sein für absolute K.o.Spiele. Da geht es nicht um Platz fünf. Da geht es nur um hopp oder top.“
Hopp oder top – das gilt dann auch für Prokop. Denn obwohl Verbandspräsident
Andreas Michelmann der Mannschaft mit ihrem Trainer die Zeugnisnote „2 plus“ausstellte, steht mit dem Verpassen des Halbfinales ein weiteres Turnier – es ist das dritte unter Prokop – ohne das angepeilte Edelmetall.
„Wir müssen noch härter arbeiten, damit wir den Traum von Olympia-Gold leben können“, sagte Hanning. Es gebe „noch gut zu tun“, um beim Quali-Turnier gegen Schweden, Slowenien und Algerien erfolgreich zu sein. Die letzten EM-Auftritte, so der 51 Jahre alte Funktionär, „geben uns aber Rückenwind für den schweren Weg, der vor uns liegt“.
Diesen Weg schoben die Spieler um die großen EM-Gewinner Johannes Bitter und Timo Kastening aber erst mal beiseite. Nach dem Mammutprogramm in den letzten drei Wochen – beim 29:27-Erfolg am Samstag gegen Portugal standen sie zum zehnten (!) Mal binnen 22 Tagen zusammen auf dem Feld – freuten sie sich nach der zünftigen Abschlusssause in der Nacht zu Sonntag auf zwei Tage Ruhe.
Timo Kastening
„Ich bleibe einfach zu Hause“, sagte Uwe Gensheimer. Der Kapitän sehnte sich nach einem für ihn durchwachsenen Turnier nach seiner Familie: „Ich freue mich auf mein Zuhause.“Für Kastening ging es „erst mal ins Bett“.
Kastening durfte die Heimreise im Gegensatz zu Gensheimer mit einem Hochgefühl antreten. Zusammen mit DHB-Rückkehrer Bitter und Spielmacher Philipp Weber sammelte er die meisten Pluspunkte beim Olympia-Casting des Bundestrainers. Auf die Gewinner des Turniers angesprochen, bescheinig Prokop seinem Rechtsaußen eine „sehr freche und konstant gute Leistung“. Weber habe eine „sehr interessante EM“gespielt und Bitter „hat mir schon sehr gefallen“.
Diese Eindrücke müssen Bitter und Co. nun im Alltag unter Beweis stellen. Schon am Dienstag startet das Training in den Vereinen, am Samstag steht wieder Bundesliga auf dem Programm. „Es geht immer weiter“, sagte Kastening. Jammern aufgrund der enormen Belastung wollte der Senkrechtstarter auf Rechtsaußen aber nicht: „Andere Menschen müssen auch das ganze Jahr über arbeiten, dann können wir das auch.“
„Andere Menschen müssen auch das ganze Jahr über arbeiten, dann können wir das auch.“