Rothfuß beleidigt die Nazi-Opfer
Zu „Lindaus AfD zeigt zwei unterschiedliche Seiten“, LZ vom 23. Januar: Rainer Rothfuß, Ortsvorsitzender der AfD Lindau, als Mitglied im Kuratorium der AfD-nahen DesideriusErasmus-Stiftung und als Dauergast in der rechtsextremen Internetseite KenFM einer der führenden Köpfe der neuen Rechten, wagte es, den Nonnenhorner Winzer Peter Hornstein, dessen Mitgliedschaft in der AfD die Lindauer Ortsgruppe erst unter öffentlichem Druck überhaupt einräumte, mit Georg Stoppel, einem Verfolgten des Naziregimes aus Nonnenhorn, zu vergleichen. Hornstein „müsse sich beschimpfen lassen, weil er Mitglied der AfD ist. Dabei gehe es der Partei um die gleiche Meinungsfreiheit, die Stoppel damals für sich in Anspruch nahm.“Damit wird der durchsichtige Versuch unternommen, die Legende von der AfD als einer Partei, die von der „Lügenpresse“, von „Systemlingen“und vom „links-rot-grün-versifften“Meinungskartell der Altparteien unterdrückt wird, weiter zu stricken. Dass Rainer Rothfuß aber die AfD mit Verfolgten des Nazi-Regimes gleichsetzt, ist eine geschichtsvergessene, bodenlose und empörende Beleidigung aller Opfer des Dritten Reichs, dabei durchaus typisch für die Partei. Björn Höcke fordert eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“, Alexander Gauland bezeichnet die furchtbaren zwölf Jahre der Nazi-Diktatur als „Vogelschiss der Geschichte“. Rainer Rothfuß hat es sich zum Ziel gesetzt, das Feindbild AfD zu überwinden, und das Adjektiv „bürgerlich“hat gerade Hochkonjunktur in Verlautbarungen führender Exponenten der Partei. Was im Falle einer „Machtergreifung“der Partei wirklich zu erwarten wäre, hat der inzwischen zurückgetretene Vize-Fraktionschef der AfD Mecklenburg-Vorpommern Holger Arppe in einem nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Chat bekannt: Arppe will, dass „das rot-grüne Geschmeiß auf den (sic!) Schafott geschickt“wird, er schlägt vor, Gegner „an die Wand zu stellen“, „eine Grube auszuheben“und „Löschkalk obendrauf zu streuen“. So bürgerlich ist die AfD! Wolfgang Kehle, Lindau