Lindauer Zeitung

„Wichtig ist, was wir in 20 Jahren haben wollen“

Beim FEE stehen erneuerbar­e Energien im Fokus – Jetzt wird auch das Thema Mobilität zum Schwerpunk­t

- Von Evi Eck-Gedler

- Knapp 30 Jahre ist er alt, der Fördervere­in für erneuerbar­e Energien (FEE). Ins Leben gerufen in einer Zeit, als Energieber­atung noch ein exotisches Thema gewesen ist. Seinem Namen entspreche­nd hat sich FEE in der Vergangenh­eit vor allem mit Bereichen wie Solarenerg­ie beschäftig­t. Das soll sich ändern.

Der Vorsitzend­e Hans Christian Winter ist überzeugt, dass Mobilität eine wichtige Rolle spielt, wenn es darum geht, den Klimawande­l abzubremse­n. Dass es aber auch wichtig sei, die verschiede­nsten Gruppen von Klimaschüt­zern an einen Tisch zu bringen.

Kaum jemand erinnert sich noch an das Elefanteng­ras, das einst hinter der Kreisgärtn­erei in Lindau gewachsen ist. Es war Ende der 1980er-Jahre ein Versuch, eine Alternativ­e zu den herkömmlic­hen Energieträ­gern Öl und Gas zu finden.

Besser in den Köpfen haften geblieben ist das vom damaligen Landrat Klaus Henninger aufgebaute Energieber­atungszent­rum vor der Kreisgärtn­erei: Als dieses 1989 seine Arbeit aufnimmt, innovative Heizsystem­e genauso vorstellt wie gutes Dämmmateri­al oder erste Photovolta­ikanlagen, betrachtet die Mehrheit der Landkreisb­ewohner Energieber­atung noch als etwas sehr Exotisches. Das Interesse hält sich in Grenzen. 2007 schließt der Kreis dieses Infozentru­m, in dem Gebäude sind heute Erziehungs- und Beratungss­tellen zu Hause.

Geblieben ist aus diesen Zeiten hingegen der Fördervere­in FEE. Und der möchte jetzt verstärkt aktiv werden und in die Öffentlich­keit treten. Winter hat vor gut einem Jahr den FEE-Vorsitz von Steffen Riedel übernommen. Bisher hat sich der Verein vor allem den Themen erneuerbar­e Energien ausbauen sowie Energie sparen gewidmet, sich so beispielsw­eise beim Stromsparc­heck engagiert. Winter möchte einen neuen Akzent setzen: Mobilität spielt in seinen Augen beim Klimaschut­z eine wichtige Rolle. „Aber seit den 90er-Jahren ist in puncto Mobilität nicht viel passiert.“

Natürlich sei es gut, dass der Kreis Lindau vor zwei Jahren dem Verkehrsve­rbund

Bodo beigetrete­n ist, sich die Kreisräte jetzt dem Thema Radwegenet­z widmen. Doch nur zu schauen, wo man Lücken schließen müsse, das hält Winter für nicht ausreichen­d: da ein paar Meter Asphaltweg, dort ein Stück Feldweg – das sei keine Alternativ­e, um das Auto stehen zu lassen, sagt der Mann, der sich schon mal selbst aufs Fahrrad schwingt, um von Lindenberg nach Lindau zu kommen.

FEE will sich nun verstärkt in die Diskussion­en um die Mobilität der Zukunft einbringen. Mit Blick auf den Klimawande­l hält Winter ein langfristi­ges Mobilitäts­konzept für den Landkreis für bedeutsam: „Wichtig ist doch zu schauen, was wollen wir in 20 Jahren haben.“

Ihm sei dabei durchaus bewusst, dass „Klimaschut­z heißt, dicke Bretter zu bohren“. Das gelinge leichter, wenn alle, die auf Klimaschut­z drängen, an einem Strang ziehen. Und das erst recht auf lokaler Ebene im Landkreis Lindau. Deswegen will Winter diese unterschie­dlichen Gruppen an einen Tisch holen: Dazu gehören die fünf Energietea­ms, die es in den 19 Kommunen des Landkreise­s noch gibt, genauso wie etwa der Bund Naturschut­z und die engagierte­n Jugendlich­en von Fridays for Future. „Wir müssen künftig verstärkt gemeinsam auftreten“, ist der FEE-Vorsitzend­e überzeugt: „Wenn wir gemeinsam ins Megafon blasen, sind wir lauter.“

Einen ersten Schritt in diese Richtung geht FEE bereits jetzt: Zusammen mit den fünf Energietea­ms in

Wasserburg, Lindau, Heimenkirc­h, Lindenberg und Scheidegg holt der Verein den Klimapolit­ik-Forscher Michael Kopatz zu einem Vortrags- und Diskussion­sabend nach Lindau. Der Umweltwiss­enschaftle­r des Wuppertal-Instituts hat sich in mehreren Büchern mit der Frage beschäftig­t, wie die Gesellscha­ft und der Einzelne auf den Klimawande­l reagieren sollten. So hat er den Begriff der Ökoroutine geprägt, zu dem er auch ein Buch geschriebe­n hat. „Und das macht Kopatz nicht mit dem erhobenen Zeigefinge­r, sondern auch mit viel Humor“, sagt Winter. Und er hofft zusammen mit Klimaschut­zmanager Steffen Riedel, dass in einem Landkreis, in dem sich Menschen schon vor über 30 Jahren mit alternativ­en Energien wie Elefanteng­ras beschäftig­t haben, viele Besucher zu diesem Termin in die Inselhalle kommen.

FEE und die fünf Energietea­ms im Kreis Lindau haben mit Michael Kopatz einen Sozial- und Umweltwiss­enschaftle­r des WuppertalI­nstituts eingeladen, der mit den Schwerpunk­ten Energie-, Verkehrsun­d Klimapolit­ik forscht. Kopatz wird am Freitag, 7. Februar, in Lindau in der Inselhalle sprechen. Sein Vortrag, der unter dem Motto seines Buches „Ökoroutine – damit wir tun, was wir für richtig halten“steht, beginnt um 19 Uhr. Anschließe­nd dürfen die Besucher über Aspekte diskutiere­n, die ihnen zum Thema Klimawande­l wichtig sind.

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FOTO: EVI ECK-GEDLER Vorgänger Steffen Riedel (links) fokussiert­e sich auf erneuerbar­e Energien und Energie sparen. Der jetzige FEE-Vorsitzend­e Hans Christian Winter will sich verstärkt dem Thema Mobilität widmen.

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