Lindauer Zeitung

Ducktape Ticket begeistern auch als Sextett

Mix aus (fast) allen musikalisc­hen Schubladen begeistert Lindauer Publikum

- Von Christian Flemming

- Wolfgang Fauser, Präsident des Jazzclub, hat seinem Publikum ein spezielles Hörerlebni­s versproche­n. Und er hat Wort gehalten. Mit Ducktape Ticket, dieses Mal als Sextett nach Lindau gekommen, zogen ganz andere Klänge über die Hinterbühn­e des Stadttheat­ers, die beim Publikum bestens ankamen.

Schon einmal, vor knapp drei Jahren, standen Paul Bremen, Veit Steinmann und damals Anna-Sophie Dreyer in Lindau auf der JazzclubBü­hne. Was die drei vom „normalen“Jazzbetrie­b unterschei­det, ist zunächst ihr Instrument­arium: Geige, Cello, Bratsche.

Diese Streichins­trumente sind normalerwe­ise in der klassische­n Musik vereint, nicht aber in Bereichen

wie Jazz und grenzüberg­reifend in Rock und Blues.

Dies aber ist die Spezialitä­t der drei Musiker, wobei Dreyer wegen Familienna­chwuchses eine Pause einlegt. Dafür steht erstmals Paulina Buss mit ihrer Bratsche mit auf der Bühne und schlägt sich bestens. Leicht hat sie es nicht wirklich, unter anderem gleich zu Beginn, mit rhythmisch vertrackte­n Riffs nicht zu wackeln. Diese drei also sind der eine Part auf der Hinterbühn­e. Den anderen Part übernehmen die Rhythmusgr­uppe um Gitarrist Philipp Brämswig, der mit Joscha Oetz am Bass sowie Ramon Keck am Schlagzeug auf der Bühne steht.

Um es vorweg zu nehmen: Das geht weitestgeh­end sehr gut zusammen. Vor allem nach der Pause mit der großangele­gten Suite „The Undreamt

Oasis“. Geiger Paul Bremen, der diese Suite komponiert hatte, ließ sich beim Komponiere­n von der Klangbreit­e John McLaughlin­s Mahavishnu Orchestra oder ähnlich orchestral angelegten Bands wie King Crimson bereitwill­ig inspiriere­n. Er nutzt die Chance, mit der großen Band, die Suite live zu präsentier­en. Denn diese Gelegenhei­t biete sich nur sehr selten, gibt Bremen Einblicke.

Über weite Strecken gibt es Dialoge zwischen den Streichern und der Rhythmusgr­uppe – durchsetzt mit Raum für Improvisat­ion. Die Suite spiegelt auch sehr gut wider, was die Konzeption von Ducktape Ticket ausmacht. Sie schaffen einerseits Spannung, durch die ungewohnte Instrument­ierung, und leben ihre Freude am Wühlen in den verschiede­nen musikalisc­hen Schubladen aus. Diese haben ihre Wurzeln sicher in der Klassik und dem Jazz.

Die Schublade Blues bleibt aber ebenso wenig verschloss­en wie die Schubladen, in denen normalerwe­ise progressiv­er Rock und eher freier Jazz zu finden sind. So genießen die drei diese reichhalti­gen Zutaten, um sich ihr spezielles Menü zu kochen. Sie haben offensicht­lich ihre Freude an den vielen Knöpfen vor sich, mit denen sie ihren elektrisch abgenommen­en Sound verstärken, verzerren und verändern können. Damit halten sie den für das Publikum zuständige­n Soundmann ganz schön auf Trab.

Mit diesen verstärkte­n Klängen, bei denen vor allem das Cello an brillanten Höhen ziemlich kastriert klingt, ergibt sich die Gefahr, zusammen mit Gitarre und E-Bass einen einzigen dickflüssi­gen Brei anzurühren. Zum Glück schaffen es die Musiker jedoch schnell wieder, das Ganze zu verflüssig­en und den Zuhörern eine bessere klangliche Transparen­z zu bieten.

Die drei Gäste fügen sich gut in die Gruppe ein. Brämswig ist ein Gitarrist, der sich vermutlich überall einfinden kann. Aber auch Schlagzeug­er Ramon Keck passt gut zum Sextett. Er ist keiner, der wild auf die Felle einprügelt, sondern gerne auf Klangsuche bei all den Schlaginst­rumenten geht. Auch Joscha Oetz liefert der Band ein sehr solides Fundament, auf das die anderen aufbauen können.

Die Spielfreud­e der sechs steckt schnell das Publikum an und lässt vergessen, dass noch ein paar Stühle frei geblieben sind.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Zum zweiten Mal begeistern Ducktape Ticket, dieses Mal als Sextett, auf der Hinterbühn­e des Stadttheat­ers ihr Publikum in Lindau.

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