Wenn der Flieger später kommt
Am Allgäu-Airport dürfen bis 22.30 Uhr Flugzeuge landen – Für zwei Ryanair-Maschinen gelten andere Regeln
- Mittwochs und sonntags um 22.15 Uhr der Flieger aus Alicante in Spanien, donnerstags zur gleichen Zeit das Flugzeug aus Porto und freitags dann die Maschine aus dem griechischen Thessaloniki ebenfalls um 22.15 Uhr – das sind die spätesten Ankunftszeiten am Allgäu Airport, die im diesjährigen Winterflugplan stehen.
Viertel nach zehn ist damit der Zeitpunkt, an dem Anwohner in der Einflugschneise letztmals das dumpfe Grollen eines sich senkenden Flugzeugs hören. Zumindest wenn die Flieger pünktlich ankommen. Die Betriebserlaubnis des Allgäu Airports sieht Landungen schließlich nur von 6 bis 22.30 Uhr vor. Starts sogar nur bis 22 Uhr.
Zwei weiße Flugzeuge mit blaugelber Lackierung genießen jedoch Sonderstatus. Die beiden RyanairMaschinen, die fest in Memmingerberg stationiert sind, dürften sogar bis 23 Uhr landen. Diese Maschinen fliegen auch alle eingangs erwähnten Verbindungen, die um 22.15 Uhr ankommen, sagt Maria Siladji, Head of Marketing am Flughafen.
Verspätet sich ein Flugzeug so sehr, dass es außerhalb der Betriebszeit abheben oder landen müsste, braucht der Pilot eine Genehmigung.
Wer diese erteilt, hängt davon ab, wie groß die Verspätung ist. Landungen, die eigentlich früher geplant waren, genehmigt bis 23 Uhr (bei den fest stationierten Fliegern bis 23.30 Uhr) der Flughafen. Eine solche Erlaubnis gab es im vergangenen Jahr für 53 Starts und 65 Landungen, teilt Siladji mit – bei insgesamt mehr als 23 000 Flugbewegungen am Allgäu-Airport.
Wenn ein Flugzeug die Sondergenehmigung nicht erhält, was laut Siladji in Memmingerberg regelmäßig passiert, müsse die Fluggesellschaft auf einen Flughafen mit längeren Öffnungszeiten ausweichen oder – bei einem verspäteten Start – den Flug komplett absagen. Grundsätzlich sei es im Interesse des Flughafens, nicht jede verspätete Flugbewegung zu erlauben. Schließlich bedeuten Verspätungen für das Personal im Tower und beispielsweise die Mitglieder der Flughafenwehr längere Arbeitszeiten. „Wir hätten durchaus eine längere Betriebszeit beantragen können. Aber es rechnet sich nicht, den Betrieb aufrechtzuerhalten“, erklärt Siladji.
Nach 23 Uhr, bei den fest stationierten Maschinen nach 23.30 Uhr, sind Starts und Landungen nur noch mit Ausnahmegenehmigung des Luftamts Südbayern möglich. Im vergangenen Jahr stellte die Behörde diese für den Flughafen Memmingen 13 Mal aus. 2018 waren es 15 Genehmigungen, 2016 nur fünf. Der späteste Flieger landete im vergangenen Jahr vier Minuten nach Mitternacht. „Diese Maschine musste wegen eines medizinischen Notfalls zwischenlanden“, sagt Verena Gros, Pressesprecherin der Regierung von Oberbayern, zu der das Luftamt Südbayern gehört. Eine Landung in Memmingerberg war in diesem Fall also nicht geplant.
Der Flughafen muss diese Sondergenehmigungen bei einem Mitarbeiter der Behörde beantragen und begründen. Dieser erteilt sie dann telefonisch – „nach sorgfältiger Abwägung der Gesamtumstände“, betont Gros. Allerdings müssten die Entscheidungen meistens relativ schnell getroffen werden, „da sich insbesondere Verspätungen in der Regel kurzfristig ergeben“.
Und in welchen Fällen erteilt das Amt nun eine Sondergenehmigung? Das geschehe grundsätzlich nur bei Linienflügen, wenn der Flugplan nicht so eng getaktet ist, dass Verspätungen absehbar sind. Nicht mehr landen darf ein Flugzeug also, „wenn es bei dem gleichen Flug immer wieder zu einer vergleichbaren Verspätung kommt, ohne dass eine andere Störquelle wie sehr schlechtes Wetter oder Fluglotsenstreik hinzutritt“, erklärt Gros.
Wenn jedoch ein Flugzeug mit 150 Menschen an Bord wetterbedingt oder wegen technischer Störungen „noch nach Memmingen zurückkehren könne“, sei eine Ausnahmegenehmigung möglich. Das gelte auch, wenn eine ähnliche Anzahl Menschen mehrere Stunden in Memmingerberg auf den Start ihrer Maschine warte und dann doch noch zu ihrem Ziel abfliegen könne.
Auch für militärische Flüge der Bundeswehr gelten Ausnahmen. Privatflugzeuge mit nur wenigen Passagieren, wie sie am Allgäu Airport regelmäßig abheben und landen , bekommen hingegen im Normalfall keine Erlaubnis.
Die Mitarbeiter des Luftamts seien sich bewusst, dass mit diesen verspäteten Flügen die Nachtruhe der Anwohner gestört werde, betont Gros. Wegen zu später Flüge haben sich laut Siladji allerdings noch keine Menschen beim Airport gemeldet. Es gebe zwar etwa fünf Beschwerden pro Jahr bei der Fluglärm-Stelle, diese bezögen sich aber generell auf die Lautstärke.
In anderen Ländern kommen Passagiere, die am Allgäu-Airport starten, mitunter auch mitten in der Nacht an. In georgischen Kutaissi landet das Flugzeug aus Memmingerberg (Abflug 18.05 Uhr) um 0.55 Uhr.