Lindauer Zeitung

Projekt auf vier Beinen

Wenn der erste Hund zu Hause einzieht, muss vieles beachtet werden

- Von Vera Kraft

(dpa) - Sei es der winzige Chihuahua, der wachsame Schäferhun­d oder der verspielte Mischling – Hunde sind beliebte Haustiere. Wer einen Hund möchte, muss diesen Schritt genau überlegen. Denn je nach Alter des Tieres, übernimmt man für viele Jahre die Verantwort­ung für ein Lebewesen – und nebenbei auch die Kosten. Was beim „Vorhaben Hund“alles zu beachten ist, sagt die Checkliste.

Welcher Hund passt am besten zu mir?

Welcher Typ Hund das ideale Haustier ist, hängt davon ab, welcher Typ Mensch der Besitzer ist. „Dabei spielen verschiede­ne Faktoren eine Rolle“, sagt Melanie Jahn, die seit zehn Jahren Hundepfleg­erin im Tierheim Berlin ist. Etwa, wie sportlich aktiv sind die neuen Besitzer? Wie viel Zeit haben sie? Welpen kann man in den ersten sechs Monaten kaum alleine lassen. Außerdem braucht es viel Geduld, Welpen stubenrein zu bekommen und sie zu erziehen. Erwachsene Hunde seien aber auch nicht immer als Anfänger-Hunde geeignet, erklärt Melanie Jahn. Besonders Tiere, die aus schlechter Haltung kommen, brauchen oft länger, um wieder Vertrauen aufzubauen. Darum geht man im Tierheim mit den Hunden vorab mehrmals Gassi, bevor man sich entscheide­t. „Freut sich der Hund, wenn die Leute wiederkomm­en, kann man die Tiere meist guten Gewissens vermitteln“, sagt die Hundepfleg­erin. Außerdem gibt es auch große Unterschie­de bei den Rassen. So hat jede Rasse nicht nur ein typisches Aussehen, sondern auch einen typischen Charakter: Einige Schoßhunde zählen beispielsw­eise zu den sogenannte­n Gesellscha­ftshunden, die sich gut integriere­n lassen und treue, eher unkomplizi­erte Begleiter sind. Rottweiler hingegen gehören zu den Schutzhund­en und sind für Familien mit kleinen Kindern eventuell schwierig im Umgang, wenn sie etwa niemanden mehr an das Kind lassen.

Wo finde ich meinen Hund?

Ganz gleich ob Welpe, Rasse- oder Mischlings­hund – wer ein neues Haustier sucht, sollte sich zunächst bei Tierheimen oder Tierschutz-Organisati­onen umsehen, empfiehlt Lisa Frankenber­ger, Pressespre­cherin von Tasso. „Diese Tiere sind schon da und sie brauchen ein Zuhause.“Wenn im örtlichen Tierheim nicht der richtige Hund für einen dabei ist, gibt es auch noch die Möglichkei­t, bei Tierschutz­vereinen oder seriösen Online-Tierheimen zu suchen. Soll es dennoch ein Tier vom Züchter sein, gilt Vorsicht, um nicht auf illegalen Welpenhand­el hereinzufa­llen. Frankenber­ger rät von Kleinanzei­gen und auffällige­n Schnäppche­nKäufen

ab. Seriöse Züchter haben normalerwe­ise nur ein bis zwei Rassen im Angebot und maximal drei bis vier Würfe pro Jahr. Ansonsten handele es sich oft um reine „WelpenProd­uktion“.

Am besten holt man das Tier direkt beim Händler und lässt sich das Muttertier zeigen. So lässt sich leichter kontrollie­ren, ob die Tiere gesund sind, ein glänzendes Fell sowie genug Futter und Trinken haben. Die Welpen sollten mindestens acht, besser zehn Wochen alt sein, wenn sie von der Mutter getrennt werden.

Ist alles für den Hund vorbereite­t?

Bevor der Hund in sein neues Heim zieht, sollte geklärt sein, wer sich wann um das Tier kümmert. Allein dreimal täglich Gassi gehen, reicht nicht: Nur mit ausreichen­der Beschäftig­ung baut das Tier Vertrauen zu seinen neuen Besitzern auf und ist ausgelaste­t. Damit das Tier in Ruhe Zuhause ankommt, sollten Freunde und Bekannte lieber noch ein paar Tage warten, bis sie den Familienzu­wachs kennenlern­en, erklärt Lisa Frankenber­ger. Außerdem ist es praktisch, zumindest schon eine Grundausst­attung zu haben. Dazu gehören Halsband und Leine, Futter und Näpfe sowie ein Körbchen. „Am besten richtet man dem Hund zentral eine ruhige Ecke ein. So kann er sich zurückzieh­en und trotzdem alles gut überblicke­n“, sagt Melanie Jahn. Und man muss damit rechnen, dass nicht alles heil bleibt. „Welpen knabbern gerne mal etwas an“, ergänzt Lisa Frankenber­ger.

Und obwohl es womöglich weniger Spaß macht, als durch Tierbedarf­släden zu stöbern – Hunde brauchen auch eine Haftpflich­tversicher­ung. Hundehalte­r sind für alles, was ihr Vierbeiner anstellt, verantwort­lich. Darum macht die Versicheru­ng Sinn, auch wenn sie nicht in jedem Bundesland oder für jede Rasse verpflicht­end ist, erklärt Frankenber­ger. Kennzeichn­ung und Registrier­ung sind hilfreich, wenn der Hund verloren geht. So kann der Besitzer schnell gefunden und das Tier zurückgebr­acht werden.

„Auch Hunde müssen Kommunikat­ion lernen.“

Hundepfleg­erin Melanie Jahn

Was kostet ein Hund eigentlich?

Die exakten Kosten sind abhängig von der Größe des Hundes, dem Umfang und der Qualität der Ausstattun­g, erklärt Lisa Frankenber­ger. Grundsätzl­ich veranschla­gt der Verband des Deutschen Hundewesen­s (VDH) einen Kaufpreis von 600 bis 1500 Euro für einen Welpen vom Züchter. Für die Anschaffun­g von Näpfen, Körbchen und Leine fallen 75 bis 250 Euro an, hinzukomme­n monatlich 25 bis 50 Euro für das Futter. Jährliche Fixkosten entstehen laut VDH für die Hundesteue­r (25 bis 160 Euro), Impfen und Entwurmen (60 bis 110 Euro) und Haftpflich­tversicher­ung (60 Euro). Die Registrier­ung in einem Heimtierre­gister ist in der Regel kostenlos.

Wie funktionie­rt das Zusammenle­ben?

Für die Erziehung und Förderung des Tieres empfiehlt Melanie Jahn einen Kurs in einer Hundeschul­e. Besonders wichtig ist das für Welpen, damit sie die grundsätzl­ichen Anweisunge­n sowie Sozialkont­akt trainieren. „Auch Hunde müssen Kommunikat­ion lernen“, sagt Jahn. Für ältere Hunde gibt es Sportprogr­amme, damit die Tiere bis ins hohe Alter gesund und glücklich bleiben. Die Besitzer erfahren in den Hundeschul­en, wie sie die Körperspra­che ihres neuen Haustiers deuten und Vertrauen aufbauen können.

Die goldene Regel der Hundeerzie­hung heißt jedoch: Loben und nicht bestrafen. Richtiges Verhalten sollte direkt belohnt, falsches dagegen ignoriert werden. Denn auch wenn es „nur“der Klaps mit einer Zeitung ist: Hunde können die Strafe nicht mit ihrem „Fehlverhal­ten“verknüpfen, erklärt Melanie Jahn. Das Tier lernt also nicht, sondern bekommt Angst vor dem „bösen“Herrchen oder Frauchen.

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FOTO: INGA KJER/DPA Wer ein Haustier sucht, sollte sich zunächst bei Tierheimen oder Tierschutz-Organisati­onen umsehen.
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FOTO: MARKUS HIBBELER/DPA Wer einen Hund möchte, muss diesen Schritt genau überlegen. Denn man übernimmt für viele Jahre die Verantwort­ung für ein Lebewesen.

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