Gegen den frühzeitigen Feierabend
EV Lindau Islanders haben die Play-offs noch nicht aufgegeben
- Franz Sturm ist Realist. „Wenn man die Situation kritisch betrachtet, haben wir keine Chance“, sagt der Trainer des EV Lindau vor den beiden schwierigen Spielen seiner Islanders beim SC Riessersee und zu Hause gegen den Deggendorfer SC. Sturm sagt aber auch: „Wir sind klarer Underdog. Aber das ist auch die große Chance. Wir können nur gewinnen.“Damit meint der Österreicher nicht zwingend einen Sieg gegen einen der Favoriten, der ein oder andere Punkt würde ihn auch schon glücklich machen. Schließlich kommt es im Dreikampf mit den Selber Wölfen und den Blue Devils Weiden um Platz 8 in der Meisterrunde der Eishockey-Oberliga Süd und die damit verbundene Play-off-Teilnahme auf jeden Zähler an. „Wir haben es noch selbst in der Hand und spielen noch gegen die direkten Konkurrenten. Gegen die großen Teams geht es darum, uns in Position zu bringen“, sagt der Trainer.
Das wird gegen Riessersee und Deggendorf aber alles andere als einfach. Vom Papier her sind die Chancen der Lindauer auf Punkte am Freitagabend, 20 Uhr (live auf Sprade.tv), in Garmisch noch wahrscheinlicher als beim Heimspiel am Sonntag. Mit Ausnahme einer katastrophalen 0:8Niederlage zu Saisonbeginn haben sich die Islanders in den bisherigen Duellen gegen den SC Riessersee gut verkauft. Einem umjubelten 1:0-Sieg der Lindauer in der heimischen Eissportarena Mitte November folgten zwei knappe Niederlagen in Overtime. Auch zuletzt zeigten die Garmischer um Topscorer Eetu-Ville Arkiomaa schwankende Leistungen. „Bei ihnen weiß man nie so recht, was einen erwartet“, sagt Franz Sturm – und meint damit vor allem auch die Aufstellung der Mannschaft von der Zugspitze. Als Kooperationspartner des deutschen Meisters EHC München verfügt Riessersee über einen hervorragenden Spielerpool an jungen hungrigen Nachwuchsspielern, die für das DEL-Team der Münchner Spielpraxis in der Oberliga sammeln sollen. „Wenn sie wieder fünf bis sechs Spieler aus München dabei haben, haben wir im Grunde keine Chance“, sagt der EVL-Trainer.
Generell spricht die personelle Lage derzeit gegen die Islanders.
Toptorjäger Jan Hammerbauer fällt wegen einer Schulterverletzung bis zum Saisonende aus, Topscorer Brent Norris ist nach einer Schleimbeutelentzündung nur „bei 80 Prozent“, sagt Sturm, der am Wochenende zudem auch auf die Förderlizenzspieler aus Ravensburg und Kaufbeuren verzichten muss, da diese bei ihren Stammvereinen gefordert sind. „Die Situation ist nicht einfach“, sagt der Österreicher.
Wie gravierend die Unterschiede in den Kadern der Oberligamannschaften sind, wird sich vor allem am Sonntag, 16 Uhr, beim Heimspiel gegen Deggendorf zeigen. Die Gäste sind einer der Topfavoriten der Oberliga Süd, führten die Tabelle lange Zeit an, wurden zuletzt aber vom ECDC Memmingen abgehängt. Unter anderem haben die Deggendorfer mit dem ehemaligen Lindauer Publikumsliebling David Zabolotny einen starken Rückhalt im Tor. Beeindruckender ist jedoch die Angriffsreihe. Auch wenn Stürmer Christoph Gawlik den DSC in der vergangenen Woche überraschend in Richtung Passau verließ, sind die Niederbayern dort sehr gut aufgestellt – vor allem, seit Thomas Greilinger sich von seiner Verletzung erholt hat. Der gebürtige Deggendorfer, der mehr als 700 Spiele DEL-Erfahrung aufweist und über 100 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft absolviert hat, kehrte vor der Saison vom ERC Ingolstadt zu seinem Heimatverein zurück. Neben dem Kapitän stürmen Andrew Schembri und auch der US-Importspieler Kyle Osterberg, die beide ebenfalls zu den zehn besten Topscorern der Liga zählen. „Während wir nicht mehr im Lauf sind und einige Spieler verletzungsbedingt verloren haben, haben sich die anderen Teams alle nochmals verstärkt“, sagt Franz Sturm und offenbart einmal mehr den Realisten in ihm: „Da muss man ehrlich zu sich sein und darf nicht träumen: Die Play-offs wären unter diesen Voraussetzungen schon fast ein kleines Wunder. Aber wir werden alles dafür geben. Keiner von uns will am 8. März schon Feierabend haben.“
Für Franz Sturm persönlich könnte nach dem Heimspiel an jenem 8. März zum Abschluss der Meisterrunde (dann erneut gegen den SC Riessersee) nicht die Saison, sondern auch seine Zeit an der Bande der Lindauer zu Ende sein. Als er im November als Nachfolger von Chris Stanley verpflichtet wurde, hat er nur einen Vertrag bis zum Saisonende abgeschlossen. Wie es anschließend weitergeht, sei noch offen, die Gespräche liefen noch, sagt der Trainer. Er stellt aber klar, dass ein Verbleib in Lindau nicht vom Erreichen der Play-offs abhängt. „Wir haben unser Ziel, den Klassenerhalt, geschafft. Jetzt wollen wir uns mit dem Erreichen des nächsten Zieles, den Play-offs, belohnen.“
„Die Play-offs wären unter diesen Voraussetzungen schon fast ein kleines Wunder.“
Franz Sturm