Lindauer Zeitung

Gegen den frühzeitig­en Feierabend

EV Lindau Islanders haben die Play-offs noch nicht aufgegeben

- Von Martin Deck

- Franz Sturm ist Realist. „Wenn man die Situation kritisch betrachtet, haben wir keine Chance“, sagt der Trainer des EV Lindau vor den beiden schwierige­n Spielen seiner Islanders beim SC Riessersee und zu Hause gegen den Deggendorf­er SC. Sturm sagt aber auch: „Wir sind klarer Underdog. Aber das ist auch die große Chance. Wir können nur gewinnen.“Damit meint der Österreich­er nicht zwingend einen Sieg gegen einen der Favoriten, der ein oder andere Punkt würde ihn auch schon glücklich machen. Schließlic­h kommt es im Dreikampf mit den Selber Wölfen und den Blue Devils Weiden um Platz 8 in der Meisterrun­de der Eishockey-Oberliga Süd und die damit verbundene Play-off-Teilnahme auf jeden Zähler an. „Wir haben es noch selbst in der Hand und spielen noch gegen die direkten Konkurrent­en. Gegen die großen Teams geht es darum, uns in Position zu bringen“, sagt der Trainer.

Das wird gegen Riessersee und Deggendorf aber alles andere als einfach. Vom Papier her sind die Chancen der Lindauer auf Punkte am Freitagabe­nd, 20 Uhr (live auf Sprade.tv), in Garmisch noch wahrschein­licher als beim Heimspiel am Sonntag. Mit Ausnahme einer katastroph­alen 0:8Niederlag­e zu Saisonbegi­nn haben sich die Islanders in den bisherigen Duellen gegen den SC Riessersee gut verkauft. Einem umjubelten 1:0-Sieg der Lindauer in der heimischen Eissportar­ena Mitte November folgten zwei knappe Niederlage­n in Overtime. Auch zuletzt zeigten die Garmischer um Topscorer Eetu-Ville Arkiomaa schwankend­e Leistungen. „Bei ihnen weiß man nie so recht, was einen erwartet“, sagt Franz Sturm – und meint damit vor allem auch die Aufstellun­g der Mannschaft von der Zugspitze. Als Kooperatio­nspartner des deutschen Meisters EHC München verfügt Riessersee über einen hervorrage­nden Spielerpoo­l an jungen hungrigen Nachwuchss­pielern, die für das DEL-Team der Münchner Spielpraxi­s in der Oberliga sammeln sollen. „Wenn sie wieder fünf bis sechs Spieler aus München dabei haben, haben wir im Grunde keine Chance“, sagt der EVL-Trainer.

Generell spricht die personelle Lage derzeit gegen die Islanders.

Toptorjäge­r Jan Hammerbaue­r fällt wegen einer Schulterve­rletzung bis zum Saisonende aus, Topscorer Brent Norris ist nach einer Schleimbeu­telentzünd­ung nur „bei 80 Prozent“, sagt Sturm, der am Wochenende zudem auch auf die Förderlize­nzspieler aus Ravensburg und Kaufbeuren verzichten muss, da diese bei ihren Stammverei­nen gefordert sind. „Die Situation ist nicht einfach“, sagt der Österreich­er.

Wie gravierend die Unterschie­de in den Kadern der Oberligama­nnschaften sind, wird sich vor allem am Sonntag, 16 Uhr, beim Heimspiel gegen Deggendorf zeigen. Die Gäste sind einer der Topfavorit­en der Oberliga Süd, führten die Tabelle lange Zeit an, wurden zuletzt aber vom ECDC Memmingen abgehängt. Unter anderem haben die Deggendorf­er mit dem ehemaligen Lindauer Publikumsl­iebling David Zabolotny einen starken Rückhalt im Tor. Beeindruck­ender ist jedoch die Angriffsre­ihe. Auch wenn Stürmer Christoph Gawlik den DSC in der vergangene­n Woche überrasche­nd in Richtung Passau verließ, sind die Niederbaye­rn dort sehr gut aufgestell­t – vor allem, seit Thomas Greilinger sich von seiner Verletzung erholt hat. Der gebürtige Deggendorf­er, der mehr als 700 Spiele DEL-Erfahrung aufweist und über 100 Länderspie­le für die deutsche Nationalma­nnschaft absolviert hat, kehrte vor der Saison vom ERC Ingolstadt zu seinem Heimatvere­in zurück. Neben dem Kapitän stürmen Andrew Schembri und auch der US-Importspie­ler Kyle Osterberg, die beide ebenfalls zu den zehn besten Topscorern der Liga zählen. „Während wir nicht mehr im Lauf sind und einige Spieler verletzung­sbedingt verloren haben, haben sich die anderen Teams alle nochmals verstärkt“, sagt Franz Sturm und offenbart einmal mehr den Realisten in ihm: „Da muss man ehrlich zu sich sein und darf nicht träumen: Die Play-offs wären unter diesen Voraussetz­ungen schon fast ein kleines Wunder. Aber wir werden alles dafür geben. Keiner von uns will am 8. März schon Feierabend haben.“

Für Franz Sturm persönlich könnte nach dem Heimspiel an jenem 8. März zum Abschluss der Meisterrun­de (dann erneut gegen den SC Riessersee) nicht die Saison, sondern auch seine Zeit an der Bande der Lindauer zu Ende sein. Als er im November als Nachfolger von Chris Stanley verpflicht­et wurde, hat er nur einen Vertrag bis zum Saisonende abgeschlos­sen. Wie es anschließe­nd weitergeht, sei noch offen, die Gespräche liefen noch, sagt der Trainer. Er stellt aber klar, dass ein Verbleib in Lindau nicht vom Erreichen der Play-offs abhängt. „Wir haben unser Ziel, den Klassenerh­alt, geschafft. Jetzt wollen wir uns mit dem Erreichen des nächsten Zieles, den Play-offs, belohnen.“

„Die Play-offs wären unter diesen Voraussetz­ungen schon fast ein kleines Wunder.“

Franz Sturm

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Franz Sturm (ganz rechts) schwört seine Mannschaft auf den Saisonends­purt ein.

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