Mit Blick aufs Ziel – und auf den Weg
Nach Sieg gegen Novi Sad schauen die Friedrichshafener Volleyballer nach vorne
- Großspurige Ankündigungen und Vorhersagen sind nicht sein Ding. Michael Warm, der Trainer der Friedrichshafener Volleyballer, blickt lieber auf das nächste Spiel als auf das Saisonfinale. Und das, obwohl es für den Rekordmeister vom Bodensee schon in ein paar Wochen um den letzten verbliebenen Titel des Jahres gehen wird. „Klar, jeder will zu den Playoffs am fittesten sein“, sagt er, „aber man darf nicht mit dem Blick auf das Ziel den Weg vergessen. Der Weg ist heute, unser Spiel ist heute.“
Umso zufriedener zeigte er sich deshalb mit dem umkämpften 3:2Sieg seiner Volleyballer am Mittwoch in der Champions League gegen Vojvodina Novi Sad (23:25, 25:18, 17:25, 25:20, 15:13) – auch wenn es in der Champions League für den VfB rein sportlich um nichts geht. Echte Chancen auf den Titel in der europäischen Königsklasse haben die Friedrichshafener nicht. Der Sieg gegen den serbischen Erstligisten gehört deshalb eher in die Kategorie: gut fürs Selbstbewusstsein.
Matchwinner Toni Menner
Denn der VfB kämpfte sich zum Sieg, holte Rückstände immer wieder auf, gab das Spiel trotz verlorener Sätze nicht auf. Als „typischen Champions-League-Fight“bezeichnete Warm die Partie anschließend. Für ihn hatte sich abgezeichnet, dass das Spiel gegen Novi Sad eine enge Kiste werden würde – obwohl der VfB das Hinspiel im Dezember klar für sich entscheiden konnte. „In Novi Sad haben wir einen Traumtag erwischt, an dem alles geklappt hat. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass wir sie schlagen werden.“
Zu Hilfe kam dem VfB damals auch das Überraschungsmoment. Denn der Sieg in Serbien war das erste Spiel, in dem Warm auf der Zuspielerposition auf den – inzwischen etablierten – jungen US-Amerikaner Joe Worsley setzte. „Damit konnten wir sie überraschen. Das war ein großer Vorteil. Heute war es eben eher ein Kampfsieg, eine Bewährungsprobe für alle. Und es hat funktioniert.“
Tatsächlich kamen vor knapp 1200 Zuschauern in der ZF Arena fast alle VfB-Spieler zum Zug. Warm wechselte immer wieder durch, stellte um, sobald es im VfB-Spiel hakte. „Heute hat es funktioniert, dass die Spieler, die reingekommen sind, Leistung gezeigt haben. Das ist das, was man von ihnen erwartet. Und es war egal, ob Jakub Janouch reinkam, Nikola Gjorgiev oder Toni Menner. Das war heute entscheidend“, sagte Warm.
Besonders hervor tat sich dabei zum ersten Mal der österreichische Außenangreifer Toni Menner, dem Michael Warm den Spitznamen „Mr. Zuverlässig“verpasste. Mit drei Assen, insgesamt 20 Punkten und einer wahnsinnigen Effizienz im Angriff brachte er den VfB, vor allem in den letzten beiden Sätzen, die entscheidenden Punkte. „Toni hat am Anfang der Saison sehr gut begonnen, dann hat er ein bisschen ein Loch gehabt. Heute hat er eine tolle Leistung abgeliefert. Er ist super stabil in der Annahme, auch im Aufschlag und im Angriff gut. Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns“, lobt Warm seinen Außenangreifer, nur um dann die Euphorie gleich wieder ein bisschen zu bremsen und auf das nächste Ligaspiel am Samstag bei den United Volleys Frankfurt zu blicken: „Der heutige Tag war wichtig. Aber der nächste wichtige Tag ist schon am Samstag.“