Keine Barrieren in der Lindauer Jugendherberge
Staatsministerin zeichnet Lindauer Herberge mit dem Siegel „Bayern barrierefrei“aus
- Urlaub soll Erholung sein. Für Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen ist die Wahl der Unterkunft daher umso wichtiger, vor allem, da noch immer viele nicht ausreichend auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen vorbereitet sind. Anders die Lindauer Jugendherberge. Mit rund 4,8 Millionen Euro hat das Bayerische Staatsministerium die Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen in den vergangenen Jahren gefördert. Seit etwa vier Jahren kann hier jeder Urlaub machen, unabhängig von seinen Fähigkeiten und seinen Einschränkungen. Die Herberge im denkmalgeschützten Gutshof „Rosenhof“ist für die Erfordernisse von Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen gewappnet. Jetzt wurde das Haus, als zweite Jugendherberge in Bayern, mit dem Siegel „Bayern barrierefrei – wir sind dabei!“ausgezeichnet.
Sieben komplett barrierefreie Gästezimmer, vier behindertengerechte Sanitäranlagen, alle Räume im Erdgeschoss barrierefrei erreichbar und ein Aufzug, um in die oberen Etagen zu kommen – die Jugendherberge in Lindau ist nicht nur darauf vorbereitet, dass Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen hier einchecken, sie ist darauf spezialisiert. „Sie können absolut stolz sein auf ihre Jugendherberge. Die Auszeichnung ist mehr als verdient“, erklärte Sozialstaatssekretärin
Carolina Trautner bei der Übergabe des Siegels am vergangenen Donnerstag vor den Mitarbeitern des Hauses, dem Leiter der Jugendherberge, Dirk Umann, Lindaus Oberbürgermeister Gerhard Ecker, dem Präsidenten des Landesverbands Bayern im Deutschen Jugendherbergswerk
(DJH), Klaus Umbach, Stefanie Krüger, Mitglied des Präsidiums des Landesverbandes sowie der Behindertenbeauftragten der Stadt Lindau, Ulrike Lorenz-Meyer.
Mit dieser Auszeichnung setze die Jugendherberge Lindau ein starkes Zeichen für die Barrierefreiheit, erklärte die Ministerin, die sich vor ihrer Rede schon sichtlich über das vorgebrachte Ständchen der Lebenshilfe Lindau freute. Jugendherbergen seien ein wertvoller Partner, wenn es darum ginge, ein barrierefreies Bayern Schritt für Schritt Wirklichkeit werden zu lassen, so Trautner, und in dieser Hinsicht sei die Herberge Lindau ein Vorbild. „Bei ihnen ist Vielfalt gelebte Praxis“, schwärmte die Staatsministerin von den Anstrengungen in Lindau.
„Wir wollen weltoffen sein und die ganze Welt zu uns einladen“, erklärte Klaus Umbach dementsprechend die grundsätzlichen Anstrengungen der bayerischen Jugendherbergen und fügte an: „Wir sind divers, international und interreligiös und ich sage Willkommen zu allen, die sich zu unseren Werten Offenheit, Gemeinschaft, Toleranz und Internationalität bekennen.“Man ziehe im Umkehrschluss aber auch bewusst eine Grenze zu denen, die das nicht tun und wolle ein Gegenmodell zu denen sein, die ausgrenzen, Hass verbreiten, sich gegen das Anderssein aussprechen, Gewalt anwenden oder Extremismus säen.
Dass in der Jugendherberge Lindau nicht nur geredet, sondern auch gehandelt wird, betonte Herbergsleiter Dirk Umann. Seit vielen Jahren habe man ein enges Verhältnis zur Lebenshilfe Lindau. Immer wieder habe man gemeinsam Ideen und Projekte, wie die inklusive Sonntagsmatinee, umgesetzt. Die Kreativgruppe habe zudem den Speisesaal des Hauses mit ihren Kunstwerken dekoriert. Und über ein Praktikum sei Harald Eberhard zur Jugendherberge gestoßen, der als Mitglied der Lebenshilfe zuerst alle Stationen in der Herberge durchlaufen habe und sich anschließend für einen regulären Arbeitsplatz in der Jugendherberge entschied. Seit zehn Jahren sei er bereits ein wertvoller Mitarbeiter des Jugendherbergeteams, so Umann.
Und was gehört nun alles dazu, um wirklich barrierefrei zu sein? Das erklärte Stefanie Krüger: „Barrierefreiheit startet schon mit einem barrierefreien Internetauftritt und geht bei der individuellen, telefonischen Beratung weiter. Dann kommen die barrierefreien Parkplätze und Wege zum Haus, speziell geschultes Personal an der Rezeption und im Haus, barrierefreie Zugänge zu den Gemeinschaftsräumen, besonderen Speisen für Gäste mit Lebensmittelunverträglichkeiten und Freizeitangeboten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen“, so Krüger. Mit all dem, und noch vielem mehr, kann die Lindauer Jugendherberge aufwarten und ist deshalb berechtigt, künftig das Schild „Bayern barrierefrei“im Eingangsbereich anzubringen.