VBAO und Sparkasse erheben noch keine Negativzinsen
Die neu entstehende VR Allgäu-Bodenseebank belegt Privatanleger bei hohen Einlagen im Einzelfall bereits mit Verwahrentgelten
- Bei der VR Allgäu-Bodenseebank, die ab dem 23. Juli aus der Fusion der Bodenseebank und Volksbank Lindenberg hervorgehen wird (die Lindauer Zeitung berichtete), wird es Verwahrentgelte im Einzelfall für Kunden geben, die großes Vermögen bei der Bank aufbewahren. Die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim und die Volksbank Allgäu-Oberschwaben (VBAO) wollen diese Zinsen für Privatkunden derzeit nicht einführen. Für die Zukunft ausschließen können sie diesen Schritt aber nicht.
Angesichts der Regeln der Europäischen Zentralbank (EZB) könne es sich keine Bank mehr leisten, sich das Parken von Geld nicht bezahlen zu lassen, erklärt Georg Straub, der zusammen mit Joachim Hettler und Markus Prinz gleichberechtigtes Vorstandsmitglied der neuen VR Allgäu-Bodenseebank wird. Normale Kunden müssten solche Kosten derzeit aber nicht befürchten, stellt Joachim Hettler klar. Straf- oder Negativzinsen bedeuten, dass Kunden für das Geld, das sie über ein Konto bei einer Bank aufbewahren, keine Zinsen bekommen, sondern bezahlen müssen. Die Banken selbst sprechen von einem Verwahrentgelt.
Für die VBAO komme ein solcher Schritt derzeit nicht in Betracht, erklärt Vorstandssprecher Josef Hodrus auf LZ-Anfrage. Allerdings beobachte die Bank ihre Mitbewerber. Mit Blick auf Privatkunden mit höheren Guthaben könne es deswegen sein, dass Negativzinsen irgendwann doch ein Thema werden. Bei Firmen, Kommunen und institutionellen Großanlegern verlange die VBAO ab dem Freibetrag von einer Million Euro bereits seit 2016 ein Verwahrentgelt. Auf Nachfrage der LZ erklärt die Sparkasse Memmingen-LindauMindelheim, dass sie im Moment ebenfalls kein Verwahrentgelt für
Privatkunden erhebe, so Pressesprecher Andreas Radmüller. „Die Sparkasse hat kein Verwahrentgelt bei Privatkunden eingeführt, auch wenn wir als Kreditinstitut für unsere Geldanlage bei der EZB bereits seit Jahren ein Verwahrentgelt von aktuell 0,5 Prozent pro Jahr bezahlen müssen“, betont er und ergänzt: „Aktuell gibt es keine Beschlüsse ein Verwahrentgelt in der Fläche einzuführen. Vielmehr beraten wir unsere Kunden intensiv, ihr Geld so anzulegen, dass die Gelder eine positive Rendite erzielen, idealerweise über der Inflationsrate.“
Für Firmenkunden gibt es auch bei der Sparkasse bereits individuelle negative Zinsen. „Es gibt auch bei uns einzelne Unternehmen und Kommunen mit hohen Einlagen. Mit diesen Kunden haben wir Verwahrentgeltvereinbarungen mit großzügigen Freibeträgen getroffen“, erklärt Radmüller die Situation. Aus den Kundengesprächen wisse das Kreditinstitut, dass diese Kunden das Vorgehen von anderen Banken bereits kennen und Verständnis haben würden. Auf die Höhe der Verwahrentgelte angesprochen erklärt Radmüller, dass diese bisher getroffenen Vereinbarungen individuelle Verhandlungsergebnisse seien, die die bisherige Geschäftsbeziehung und die jeweilige Höhe der aktuellen Einlagen bei der Sparkasse widerspiegeln. Somit sei eine allgemeine Aussage zu den Konditionen bei Firmenkunden nicht möglich.
Bei der VBAO liegt der Negativzins für Firmenkunden bei minus 0,5 Prozent. Dies orientiert sich am Einlagezins der Europäischen Zentralbank (EZB). Diesen wiederum müssen die Banken bezahlen, wenn sie bei der EZB überschüssige Gelder parken. Der Satz ist bereits seit 2014 negativ. „Nicht die Banken machen die Zinsen, sondern die EZB gibt mit ihrem Ankaufprogramm die Richtung vor“, erklärt Hodrus. Die aktuelle Niedrigzinsphase gehe zurück bis zur Staatsschuldenkrise im Jahr 2008. „Die Niedrigzinsen sind nicht vom Himmel gefallen“, so Hodrus. Er verweist bei diesem Thema auch auf die Bundesanleihen der Bundesrepublik. Bei einer Restlaufzeit von einem Jahr müssten Anleger dort Negativzinsen von minus 0,61 Prozent bezahlen, bei einer Laufzeit von 15 Jahren minus 0,3 Prozent. „Der Staat verlangt seit Jahren von seinen Anlegern Negativzinsen.“
Was die momentane Zinssituation für die Banken bedeutet, verdeutlicht der Vorstandssprecher der VBAO mit folgender Rechnung: Wenn die Genossenschaftsbank in einem Jahr auf der einen Seite 125 Millionen Euro von ihren Kunden bekommt, auf der anderen Seite aber nur für 100 Millionen Kredite ausgibt, dann bleiben 25 Millionen übrig, die die Bank bei der EZB parken muss und für die sie entsprechende Strafzinsen bezahlt. Dabei ist das Geschäftsmodell einer Volksbank eigentlich so ausgelegt, Geld aus der Region einzunehmen, um es anschließend in Form von Krediten wieder in der Region zu verleihen, erklärt Hodrus.
Eine solche Situation, dass das Geld quasi arbeitslos ist, habe Horus in all den Jahren bisher nicht erlebt und rät allen Kunden, die ihr Geld nach wie vor auf Girokonten parken, sich mit ihrem Berater in Verbindung zu setzen, um Alternativen auszuloten.
„Nicht die Banken machen die Zinsen, sondern die EZB gibt mit ihrem Ankaufprogramm die Richtung vor.“
Josef Hodrus (VBAO)