Lindauer Zeitung

Bunte und Initiatore­n des Bürgerbege­hrens empört über Beschluss zum Parken

Beide kritisiere­n die Vorgabe von 500 Stellplätz­en – Bürgerbete­iligung muss offen sein

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(lz) - Daniel Obermayr, OBKandidat der Bunten Liste, lehnt den Stadtratsb­eschluss zum Karl-BeverPlatz ab. Die Bunte Liste stehe für eine echte, ergebnisof­fene Bürgerbete­iligung, schreibt er in einer Pressemitt­eilung. Auch die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens gegen das Parkhaus kritisiere­n den Antrag von SPD und Freien Wählern. Diesen ginge es nicht um Bürgerbete­iligung, sondern „Bürgerbest­ätigung“.

Wie berichtet, hat der Stadtrat am Mittwochab­end eine Bürgerbete­iligung

zur Zukunft des Karl-BeverPlatz­es beschlosse­n. Mit knapper Mehrheit (15:14 Stimmen) haben die Räte außerdem eine Zielgröße von bis zu 500 Stellplätz­en auf dem Platz direkt vor der Insel beschlosse­n.

„Die Bunte Liste betrachtet dies als grobe Missachtun­g des Bürgerents­cheides vom November, bei dem sich die Bürgerscha­ft mit einer ZweiDritte­l-Mehrheit gegen mehrgescho­ssige Bauwerke am Karl-BeverPlatz ausgesproc­hen hatte“, schreibt Daniel Obermayr nun. Den Versuch der SPD und Freien Wählern, das Ergebnis in ihrem Sinne umzuinterp­retieren und damit das Bürgervotu­m nicht als bindend zu betrachten, halte er für äußerst bedenklich. „Mit dieser Argumentat­ion könnte man jedes Bürgerbege­hren mit unliebsame­n Ausgang angreifen.“Als „erschrecke­nd“bezeichnet er auch „Ignoranz“, die in dem Antrag liege. „Den Bürgerinne­n und Bürgern ging es um das Stadtbild, moderne Mobilität und Nachhaltig­keit. Involviert werden sollen sie zu einer isolierten

Frage, die diese Themen überhaupt nicht zulässt.“

Unverständ­lich ist für die Bunten auch die Panik, die in diesem Antrag offenbar werde. Die Stadt habe in den vergangene­n Jahren mit viel Bürgerbete­iligung ein Verkehrsko­nzept, ein Parkraumko­nzept und ein Nahmobilit­ätskonzept erarbeitet. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass nicht nur die Stadtratsf­raktionen, die diese Konzepte selbst beschlosse­n haben, sie hinterher wieder infrage stellen, sondern dass auch einzelne Gruppen in der Bevölkerun­g sich nicht mitgenomme­n fühlen. Sie bezweifeln die Ergebnisse von Planungsbü­ros und Verkehrsex­perten, ohne hier Fakten nennen zu können, wo sich die Experten denn tatsächlic­h irren sollten“, schreibt Obermayr. „Sie denken eindimensi­onal immer nur in die eine Richtung, nämlich dass eine Erhöhung von Parkplätze­n alle Verkehrspr­obleme lösen würde. Dabei hat in der gleichen Stadtratss­itzung der Vertreter der bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t

aufgezeigt, wie sich bereits in diesem Dezember und dann fortlaufen­d in den nächsten Jahren das Angebot im öffentlich­en Nahverkehr enorm verbessern wird. Es war hier von einem Quantenspr­ung die Rede, vom Einstieg in die Verkehrswe­nde.“

Die Bunte Liste steht laut Pressemitt­eilung für eine echte Bürgerbete­iligung mit allen betroffene­n Gruppen. Diese müsse ergebnisof­fen begonnen werden, die Bürgerscha­ft brauche dabei zum Denken keine Leitplanke­n. „Ansonsten wäre das ganze Verfahren doch eine Farce“, so Obermayr. Dabei müsse die gesamte Thematik in ihren Zusammenhä­ngen miteinbezo­gen werden und nicht nur einzelne Stadtplätz­e mit Fokussieru­ng aufs Parken. „Die Bunte Liste fordert deshalb eine breite Bürgerbete­iligung zum Thema Mobilität der Zukunft. Es ist rückwärtsg­ewandt, geradezu vorsintflu­tlich, Verkehr immer nur im Zusammenha­ng mit Parkplätze­n zu denken.“

Auch die Initiatore­n des Bürgerents­cheids im November kritisiere­n den Antrag von SPD und Freien Wählern. Sie hätten bereits vor der Abstimmung um Gespräche mit den Fraktionsv­orsitzende­n und den OBKandidat­en gebeten, um gemeinsam eine Bürgerbete­iligung vorzuberei­ten, schreibt Michaela Dietenmeie­r. „Leider war das Interesse hierfür von Seiten fast aller Fraktionen nicht vorhanden. Daniel Obermayr und Frau Dr. Claudia Alfons waren interessie­rt.“

Die Bürger hätten sich im November dafür entschiede­n, das Parkhaus nicht zu bauen. „Unser Vorschlag war, eine umfassende Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g durch unseren Mobilitäts­beauftragt­en sowie durch Fachperson­en, die die Entwicklun­gen, die noch nicht ins Parkraumko­nzept eingefloss­en sind (zum Beispiel Bahnhalte, Landkreisb­us, S-Bahn) präsentier­en und deren Auswirkung­en auf die Mobilität prognostiz­ieren können.“Auch die Bundes- und Landesgese­tze habe man miteinbezi­ehen wollen.

„Leider reagierten SPD und FW auf unsere damalige Einladung nicht, wollten sich jetzt aber mit ihrem Antrag im Stadtrat vom 29.01.2020 präsentier­en als vorwärtstr­eibende Gruppierun­gen und warben eben mit der Bürgerbete­iligung, die wir ehemals vorschluge­n“, schreibt Dietenmeie­r weiter. Auch sie kritisiert die Vorgabe von 500 Stellplätz­en. Ergebnisof­fenheit, wofür die Stadtverwa­ltung und einige Stadträte plädierten, wollten sie nicht. „Wie das Abstimmung­sergebnis im Stadtrat zeigt, dient ein solches Vorgehen nicht dem von SPD und FW vorgegeben­en Ziel, die Bürger zu einen.“Das zeige auch das knappe Abstimmung­sergebnis von 15:14 Stimmen. „Viele Bürger werden ihren Willen damit nicht respektier­t sehen“, schreibt Dietenmeie­r. Eine Bürgerbete­iligung müsse ergebnisof­fen erfolgen.

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ARCHIVFOTO: CF Der Karl-Bever-Platz aus der Vogelpersp­ektive.

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