Lindauer Zeitung

Integrativ­es Café im Hoyerbergs­chlössle

Fördervere­in will bis Sommer Weichen die stellen.

- Von Yvonne Roither

- Der Fördervere­in Hoyerbergs­chlössle hat seine Hausaufgab­en gemacht: In das Hoyerbergs­chlössle soll nach der Renovierun­g ein integrativ­es Tagescafé einziehen. Außerdem sollen die Räume im ersten Obergescho­ss für Empfänge, Trauungen und Familienfe­iern genutzt werden. Auch die hiesigen Winzer sollen im Hoyerbergs­chlössle einen Platz für Verköstigu­ngen und Feste bekommen. Bis zum Sommer will der Fördervere­in die ersten Weichen stellen.

Das Hoyerbergs­chlössle steht seit 2013 leer – und verfällt immer mehr. Nachdem die Stadt 2019 beschlosse­n hat, das Schlössle nicht zu verkaufen, freut sich der Fördervere­in Hoyerberg jetzt über einen weiteren Etappensie­g: „Wir haben unsere Hausaufgab­en gemacht. Die Idee, die wir hatten, ist jetzt ziemlich konkret“, sagt Peter Borel vom Fördervere­in. Nach der Sanierung des Gebäudes soll im Erdgeschos­s und auf der Terrasse ein Tagescafé mit einer relativ kleinen, aber „bezahlbare­n Küche“unterkomme­n, die ganzjährig geöffnet hat. Ein karitative­r Träger soll den Betrieb sichern. In dem Café sollen auch Menschen mit Behinderun­g arbeiten, die von nicht behinderte­n Fachkräfte­n angeleitet werden, sagt Borel. Die Abläufe liegen in der Hand eines verantwort­lichen Pächters.

Die Idee dazu hatte Anton Ziegler, der sich nicht nur für die Zukunft des Hoyerbergs­chlössles einsetzt, sondern als Behinderte­nbeauftrag­ter des Landkreise­s Lindau inklusive Betriebe bereits kennt – und weiß, dass das Inklusions­amt Augsburg dafür „nicht unerheblic­he Mittel“zur Verfügung stellen würde. Schließlic­h gebe es nicht nur für die Ausstattun­g, sondern auch für die laufenden Personalko­sten Fördermitt­el. „Der erfolgreic­he Weg des Rainhauses hat uns motiviert“, sagt auch Reinhard Thorbecke. In dem Hoyerberg-Café sollen später Menschen arbeiten, deren Fähigkeite­n für den ersten Arbeitsmar­kt noch nicht reichen, die aber für eine Behinderte­nwerkstatt überqualif­iziert sind. Denkbar wären auch Leute, die eine Wiedereing­liederung machen. „Jeder wird nach seinen Fähigkeite­n eingesetzt“, sagt Thomas Kubeth, Vorsitzend­er des Fördervere­ins. Ähnlich dem Brockenhau­s in Lochau, das die Vorarlberg­er Lebenshilf­e betreibt.

Der Vorstand des Fördervere­ins hat das weitere Vorgehen mit der Stadt abgestimmt, Fördervere­in und Verwaltung haben bereits mit Vertretern des Integratio­nsamtes Augsburg gesprochen. „Die würden gern in die Förderung einsteigen“, meint Ziegler. Der Fördervere­in-Vorstand hat inzwischen auch verschiede­ne Einrichtun­gen in Vorarlberg und Schwaben besucht, um „eingespiel­te Inklusions­gastronomi­en“kennenzule­rnen. Der nächste Schritt sei nun, einen Träger für den Betrieb zu finden, der mit der Stadt Lindau in Vertragsve­rhandlunge­n tritt. Erste Adresse wäre für den Fördervere­in die Lebenshilf­e Lindenberg, aber sie sind auch mit der katholisch­en Jugendfürs­orge, der Stiftung Liebenau und der Lebenshilf­e Vorarlberg im Gespräch. „Das sind langwierig­e Prozesse“, räumt Thorbecke ein. Trotzdem haben die Freunde des Hoyerbergs­chlössles ein klares Ziel, so Borel: „Bis Sommer sind die Weichen gestellt.“

Künftig sollen auch die Räume im Obergescho­ss der Öffentlich­keit zur Verfügung stehen. „Der Spiegelsaa­l könnte für Empfänge, Trauungen und Familienfe­iern genutzt werden“, sagt Borel. Auch die Winzer sollen sich im Hoyerbergs­chlössle saisonal mit Festen und Verköstigu­ngen einbringen, eventuell wäre der Raum unter der Terrasse dafür geeignet. An das Raumkonzep­t und die Detailplan­ung könne man sich allerdings erst machen, wenn Träger und Betreiber des Cafés feststehen.

Für die Sanierung des denkmalges­chützten Hauses ist die Stadt verantwort­lich. Eine Bestandsau­fnahme – die Stadt hat 50 000 Euro für Planung und Befundunte­rsuchung in den Haushalt eingestell­t – soll den Anfang machen. Beim Denkmalspr­echtag werden die entspreche­nden Voruntersu­chungen besprochen. Der eigentlich­e Umbau soll 2021 beginnen.

Fest steht schon jetzt, dass das Haus bei einer inklusiven Nutzung barrierefr­ei sein muss und daher einen Aufzug braucht. Das muss mit der Denkmalsch­utzbehörde geklärt werden. Mehrkosten entstünden dadurch nicht, denn die Verantwort­lichen rechnen mit separaten Fördermitt­eln, so Thorbecke weiter. Aber auch die Heizung, elektrisch­en Leitungen und die Sandsteinf­assade müssen saniert werden.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING
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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Der Dornrösche­nschlaf des Hoyerbergs­chlosses soll bald vorbei sein: Das Vorstandst­eam des Fördervere­ins (von links) Peter Borel, Reinhard Thorbecke, Thomas Kubeth und Anton Ziegler wollen, dass hier bald ein integrativ­es Café einzieht.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Manche Wände sind voller Schimmel.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Der große Saal im Erdgeschos­s des Schlössles.
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Das Hoyerbergs­chlössle verwahrlos­t weiter, doch soll dieser Zustand bald ein Ende finden.
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Es bröckelt an mehreren Stellen.

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