Das letzte Theo-Bihler-Zwischenhoch
Hunderte erweisen früherem Bürgermeister von Hergensweiler die letzte Ehre.
- Rund um das Kinderfest in Hergensweiler und um manches Bezirksmusikfest galt es als sprichwörtlich, das „Theo-BihlerZwischenhoch“. Immer, wenn es wichtig war, brach der Himmel auf und statt Regen bestimmte Sonnenschein das Wetter. Ein solches Zwischenhoch hat es am Samstag noch einmal gegeben – bei der Trauerfeier zu Ehren von Theo Bihler, der am 23. Januar im Alter von 91 Jahren verstorben war. Mehrere Hundert Trauergäste waren in die Leiblachhalle und im Anschluss auf den Friedhof gekommen. Der Regen setzte erst danach ein.
Welche Bedeutung Theo Bihler für seine Heimatgemeinde Hergensweiler und den Landkreis Lindau hatte – zahlreiche Nachrufe machten das deutlich. Bürgermeister Wolfgang Strohmaier erinnerte daran, dass Bihler 1960 in den Gemeinderat gewählt wurde, 1966 bereits zweiter Bürgermeister war und dann von 1972 bis 1990 als erster Bürgermeister die Geschicke der Kommune leitete. Verändert habe sich Hergensweiler in dieser Zeit. „Er hat die Vereine und die örtliche Gemeinschaft gestärkt“, erinnerte Strohmaier. Das Haus der Blasmusik, das Schützenheim und die Leiblachhalle sind in jenen Jahren entstanden, aber auch das Heimatmuseum.
„Die Kinder lagen ihm besonders am Herzen“, so der heutige Rathauschef. Im Jahr 1966 rief Bihler das Kinderfest ins Leben, Jahre später eine eigene Kinderfeststiftung. So benannte die Gemeinde 2015 einen Platz nach Bihler. „Du wirst uns sehr fehlen, wenn Du dieses Jahr nicht beim Fest dabei bist“, schloss Strohmaier, der daran erinnerte, dass Bihler für Werte wie Fleiß, Gradlinigkeit und Fürsorglichkeit gestanden und sein Leben stets in den Dienst von anderen gestellt habe.
Der Lindauer Landrat Elmar Stegmann blickte auf Bihler als Kreisrat und stellvertretenden Landrat zurück. Bihler stehe „für das Bild eines Mannes, der in christlicher Verantwortung sein Lebenswerk getan hat“. Er sei ein „Kommunalpolitiker alter Prägung“gewesen, der humorvoll und gesellig war und andere überzeugen konnte. Stegmann erinnerte an die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Bihler 1993 und „seine zupackende Art, die uns fehlen wird“.
Für die Landkreis-Bürgermeister, die fast vollzählig an der Trauerfeier teilnahmen, sowie für die CSU, deren Ehrenmitglied Bihler war, nahm Ulrich Pfanner Abschied. Für ihn war Bihler „eine Institution im Landkreis“, dessen Kompass die christliche Grundeinstellung und dessen Fundament die Familie gewesen sei.
Das Wirken von Bihler ging weit über die Kommunalpolitik hinaus. Das zeigten die Nachrufe von Helmut Münzel für den Allgäu-Schwäbischen Musikbund, dessen Bezirksleiter
Bihler von 1984 bis 1996 war, und Susanne Lippert, die für die Lebenshilfe im Landkreis sprach, bei der Bihler 13 Jahre Schatzmeister war. Johannes Schneider sprach für die Hergensweiler Vereine. Hier war Bihler nicht nur Förderer, sondern selbst aktiv: 70 Jahre im Sportverein, 67 Jahre im Schützenverein war er Mitglied, in der Musikkapelle war er 17 Jahre lang Dirigent und den Gartenbauverein rief er mit ins Leben. Wolfgang Sutter nahm für den Heimattag des Landkreises Abschied und bezeichnete Bihler als „großen Freund der Heimat“. Peter Rösler erinnerte an die Zeit, in der Bihler das Unternehmen Rose Plastic nach Hergensweiler geholt hatte und würdigte den Verstorbenen als „Mensch mit Visionen und Zielen“. Anneliese Spangehl dankte für das Engagement im Rahmen der Aktion „Wir helfen“und erinnerte sich an Bihler als „liebenswürdigen, sozial denkenden Menschen“. Pater Joachim Lang erinnerte an das Engagement von Bihler für einen eigenen Pfarrer in Hergensweiler. Denn: „Für ihn gehörten Kirche und Dorf eng zusammen“.
Der Spielmannszug Krumbach und der Musikverein Hergensweiler spielten auf dem Friedhof den „Großen Zapfenstreich“, der mit dem Coburger Marsch begann und der Bayern-Hymne und dem DeutschlandLied endete.