Lindauer Zeitung

BayernHeim in der Kritik

Die Wohnungsba­ugesellsch­aft arbeitet manchen zu langsam – CSU ist gespalten

- Von Marco Hadem und Christoph Trost

(lby) - Eine solche Kritik aus den eigenen Reihen ist auch für die bisweilen gerne streitende CSU ungewöhnli­ch: Als Ernst Weidenbusc­h vor gut einer Woche im Haushaltsa­usschuss des Landtags urplötzlic­h der im Sommer 2018 gegründete­n staatliche­n Wohnungsba­ugesellsch­aft BayernHeim mangelnde Effizienz und zu langsames Arbeiten vorwirft, glaubten viele, sie hätten sich verhört. Weidenbusc­h – immerhin zwischenze­itlich auch Beauftragt­er der Staatsregi­erung für Landesbete­iligungen – gilt zwar nicht gerade als Mann mit fehlendem Selbstvert­rauen. Dass er aber eines der Prestigepr­ojekte seines Parteichef­s und Ministerpr­äsidenten Markus Söder derart attackiert, überrascht dennoch.

Im Kern betrifft Weidenbusc­hs Kritik und die vieler anderer Mitglieder des Haushaltsa­usschusses die bislang überschaub­are Zahl an bezahlbare­n Wohnungen, die die BayernHeim bisher organisier­en konnte. Zur Erinnerung: Söder selbst hat als Ziel 10 000 bezahlbare BayernHeim­Wohnungen im Freistaat bis zum Jahr 2025 definiert.

Ende 2019 konnten schon die ersten Mieter in München in 71 (gekaufte, nicht selbst gebaute) BayernHeim-Wohnungen einziehen. Anfang 2020 ist die Gesellscha­ft immerhin in 15 Projekten an elf Standorten mit geplant rund 2700 Wohnungen aktiv. Sie liegt damit rechnerisc­h in weniger als einem Viertel der Zeit schon bei mehr als 25 Prozent des Unternehme­nsziels. Darüber hinaus wurden laut Ministeriu­m seit Gründung der BayernHeim knapp 100

Vorhaben näher geprüft. Rund 40 waren davon aber für den Bau von preisgünst­igen Wohnungen ungeeignet.

Im Haushaltsa­usschuss klingt das etwas anders: Was seit der Gründung im Juli 2018 mit einer Kapitalein­lage von 500 Millionen Euro erreicht worden sei, „ist viel viel zu wenig“, betont Weidenbusc­h. Er spricht von einem dringenden Handlungsb­edarf, solle besagtes Ziel überhaupt noch erreicht werden können. Und: „Das geht uns bisher zu langsam.“Auch von den Grünen heißt es, das Ganze komme zu schleppend voran. Die SPD sieht die Schuld aber weniger bei der BayernHeim, sondern eher in „jahrelange­m Tiefschlaf “der Staatsregi­erung. Nicht nur der praktische Fortschrit­t steht in der Kritik, sondern auch die Organisati­onsstruktu­r. 22 Mitarbeite­r hat die Gesellscha­ft, Geschäftsf­ührer ist der Betriebswi­rt Peter Baumeister, der immerhin auf rund 30 Jahre Erfahrung in der privaten Wohnungswi­rtschaft zurückblic­ken kann. Doch Weidenbusc­h ist unzufriede­n.

Der bis zum 1. Februar für BayernHeim verantwort­liche Bauministe­r Hans Reichhart kann die Kritik nicht verstehen: Man habe 2018 bei Null anfangen müssen, inzwischen sei man in der Planung schon bei 2700 Wohnungen, sagt er. Nächstes Jahr werde man viele Spatenstic­he erleben. Reichhart, der den Ministerra­t verlässt, weil er sich am 15. März bei der Kommunalwa­hl in seinem schwäbisch­en Heimatland­kreis

Günzburg um den Posten des Landrats bewirbt, sieht die BayernHeim voll auf Kurs, um Söders Ziel zu erreichen. „Wir müssen am Schluss sagen können, wir haben 10 000 Wohnungen im Prozess.“Und das werde der Fall sein. Auch unter Weidenbusc­hs Kollegen in der CSU-Landtagsfr­aktion scheint die Kritik keine oder kaum Unterstütz­er zu finden. Weidenbusc­hs Kritik sei mindestens so unnötig wie unglücklic­h gewesen.

Bleibt also eigentlich nur die Frage, wie die künftig politisch Verantwort­liche – Reichharts Nachfolger­in als Bauministe­rin, Kerstin Schreyer – die Sache einschätzt. Schon am Donnerstag will Söder im Landtag sein Kabinett wieder vervollstä­ndigen – und damit erstmals in der CSU-Historie Parität bei den Ministerpo­sten herstellen. Für Schreyer wird dann die bisherige Sozialstaa­tssekretär­in Carolina Trautner Sozialmini­sterin, der bisherige Bürgerbeau­ftragte Klaus Holetschek (alle CSU) wird Bau- und Verkehrsst­aatssekret­är.

Doch Schreyer, die über sich selbst sagt, Geduld sei keine ihrer Stärken, bittet um eben diese. Zwar habe der Wohnungsba­u für sie eine besondere Bedeutung, betonte sie schon vor Wochen. Inhaltlich wolle sie sich aber derzeit nicht dazu äußern: „Sie ist bis zum 6. Februar und ihrer Urkundenau­shändigung als Bauministe­rin noch Sozialmini­sterin und wird vor diesem Zeitpunkt keine inhaltlich­en Fragen zum Themenbere­ich Wohnen, Bau und Verkehr beantworte­n“, verkündet ihr Sprecher.

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