Lindauer Zeitung

Trump will wieder Landminen einsetzen

Ankündigun­g aus dem Weißen Haus löst heftige Kritik in Politik und bei Hilfsorgan­isationen aus

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(dpa/KNA) Ein „Todesurtei­l“für Zivilisten und eine „Ermunterun­g“für Kriegsverb­recher: Die Ankündigun­g der USRegierun­g, trotz internatio­naler Ächtung wieder Landminen einzusetze­n, hat bei Hilfsorgan­isationen und in der Politik heftige Kritik ausgelöst. US-Präsident Donald Trump hob ein Verbot der Vorgängerr­egierung auf, womit den Streitkräf­ten im Bedarfsfal­l nun der weltweite Einsatz von modernen Landminen mit Selbstzers­törungsfun­ktion erlaubt ist. Aus dem Weißen Haus hieß es, die Aufhebung der Beschränku­ng der Minennutzu­ng solle dem „Militär die Flexibilit­ät und die Fähigkeit geben, die es zum Siegen braucht“.

Mehr als 160 Staaten, darunter auch Deutschlan­d, haben in einem internatio­nalen Vertrag das Verbot der Waffen vereinbart, weil Landminen oft noch lange nach dem Ende von Kampfhandl­ungen vor Ort verbleiben. Bei Minenexplo­sionen werden jedes Jahr Tausende Zivilperso­nen verletzt, verstümmel­t oder getötet. Häufig sind die Opfer Kinder, die im Freien spielen und dort auf eine Mine treten. Häufig müssen Verletzten die Beine amputiert werden.

Der Staatsmini­ster im Auswärtige­n Amt, Niels Annen (SPD), hat die

Entscheidu­ng kritisiert. „Das ist ein schwerer Rückschlag für die langjährig­en internatio­nalen Bemühungen, diese tödliche Waffe zu ächten“, sagte Annen. „Die USA wären gut beraten, ihre Entscheidu­ng zu überdenken.“Der SPD-Politiker sagte, mit den Folgen des Einsatzes von Landminen hätten die betroffene­n Staaten oft noch viele Jahre nach Ende von Feindselig­keiten zu kämpfen: „Auch deshalb bleibt Deutschlan­d im Bereich des Minenräume­ns in vielen Staaten engagiert.“

Der Vorsitzend­e der SPD-Bundestags­fraktion, Rolf Mützenich, sagte: „Präsident Trump setzt mit der jüngsten Entscheidu­ng konsequent seine Politik fort, sich aller Normen und Regeln einer stabilen internatio­nalen Ordnung zu entledigen.“Grünen-Außenexper­te Jürgen Trittin warnte demnach vor den Folgen der umstritten­en Entscheidu­ng.

„Die Erlaubnis ist eine Ermunterun­g an alle Warlords und andere Kriegsverb­recher, wieder auf diese geächtete Waffe zu setzen“, sagte er.

Die neue Politik könne „zum Todesurtei­l für unschuldig­e Menschen werden“, erklärte Eva Maria Fischer von der Hilfsorgan­isation Handicap Internatio­nal Deutschlan­d. Die Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch (HRW) erklärte, der Einsatz von Landminen, der bereits so viele Zivilperso­nen getötet habe, sei „unter keinen Umständen und für kein Land gerechtfer­tigt.“

Herkömmlic­he Anti-PersonenMi­nen sind kostengüns­tig zu produziere­n und leicht zu verstecken; ihre Räumung ist hingegen extrem gefährlich, langwierig und kostspieli­g. Zu den Ländern, die besonders von Landminen betroffen sind, gehören Afghanista­n, Jemen, Angola, Kambodscha, Laos und der Irak.

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FOTO: N. NGUYEN/AFP Landminen-Opfer haben oft verstümmel­te Gliedmaßen.

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