Kennzahlen helfen bei der Aktienauswahl
Was Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnis über die Börsenbewertung verraten
- Um die Qual der Wahl bei Aktien zu erleichtern, können auch dem Laien verschiedene Kennzahlen von Nutzen sein. Neben der in der vergangenen Woche besprochenen Dividendenrendite gilt als eine der wichtigsten Kennzahlen das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Es gibt an, in welchem Verhältnis der Gewinn eines börsennotierten Unternehmens zur aktuellen Börsenbewertung steht. Üblicherweise wird zur Ermittlung des Werts der Börsenkurs durch den Gewinn je Aktie dividiert. „Damit gibt das KGV darüber Auskunft, mit dem Wievielfachen des erwarteten Jahresgewinns die Aktie bewertet ist“, erläutert Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Oder anders ausgedrückt, diese Kennzahl zeigt an, wie viele Jahre es dauern würde, bis das Unternehmen den Wert seiner Aktien als Gewinn erwirtschaftet hätte. Als Faustregel gilt: Je niedriger das KGV also ist, desto besser.
Dem KGV liegt in der Regel der geschätzte Gewinn des laufenden oder des nächsten Jahres zugrunde. Damit wird versucht, der zu erwartenden Gewinnentwicklung gerecht zu werden. Allerdings sind die Gewinnschätzungen der Analysten mit gewissen Unsicherheiten behaftet, was die Aussagekraft des KGVs relativiert. Auch gibt es keine verlässliche Grundregel, wann eine Aktie als billig oder teuer bewertet ist. Eine Aktie mit einem hohen zweistelligen KGV mag zwar als teuer erscheinen. Sofern das Unternehmen aber eine dynamische Gewinnentwicklung aufweist oder ein Garant für stabil hohe Dividendenzahlungen ist, mag auch ein hoher Wert gerechtfertigt sein. Umgekehrt kann in Erwartung sinkender Gewinne der Börsenkurs gefallen sein und die Aktie als günstig erscheinen lassen. „Vor solchen optischen Täuschungen sollte man sich hüten“, warnt Kurz. Um ein Wertpapier korrekt einzustufen, sollte daher sein KGV immer mit dem anderer Werte der gleichen Branche verglichen werden. So wirkt Daimler mit einem KGV von rund 8,9 teurer als BMW mit 7,8 oder VW mit 6,1. Auch ein Vergleich mit dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre kann aufschlussreich sein.
Eine mindestens ebenso hilfreiche Kennzahl wie das KGV ist das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis, kurz: KCV. Ihm liegt der Cash-Flow, also der Geldfluss eines Unternehmens zugrunde, der die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben darstellt. Anhand der Cash-Flows lässt sich erkennen, ob ein Unternehmen solvent ist. Ist der Cash-Flow im grünen Bereich, können Kredite getilgt und Investitionen aus eigener Kraft gestemmt werden. Die Kennzahl des KCV wird berechnet, indem der aktuelle Aktienkurs mit dem Cash-Flow pro Aktie geteilt wird. Als Faustregel gilt, dass ein Wert unter „eins“ein Indikator für eine unterbewertete Aktie sein kann. Ebenso wie beim KGV betrachtet man eine Aktie als umso preiswerter, je niedriger ihr KCV ist. Er kann auch dann herangezogen werden, wenn das KGV aufgrund eines Verlustes keine sinnvolle Aussage ergibt und ist schwerer beeinflussbar. Auch hier gilt, dass nicht hinter jedem niedrigen KCV eine gute Chance zum Aktienkauf steckt. „Grundsätzlich sollten bei der Auswahl einer Aktie immer so viele Indikatoren wie möglich herangezogen werden“, rät Kurz. Erst dadurch entsteht ein echtes Gesamtbild.
Daher kann sich auch ein Blick auf das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) lohnen, insbesondere bei jungen Unternehmen, wenn die Aktie (noch) keinen Gewinn ausweist und daher kein KGV ermittelt werden kann. Das KUV ergibt sich, indem man den Aktienkurs durch den Umsatz je Aktie dividiert. Faustregel: Je niedriger das KUV, desto preisgünstiger ist die Aktie.
Ein weiterer Gradmesser für eine Aktie ist ihr Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), für das man alle Schulden vom Eigenkapital abzieht, um den Buchwert eines Unternehmens zu erhalten. Dieser umfasst neben dem Barvermögen alle weiteren geldwerten Gegenstände wie Immobilien und Maschinen. Um das KBV zu berechnen, dividiert man die Marktkapitalisierung durch den Buchwert. Als Faustregel gilt zwar, dass ein niedriges KBV baldige Gewinne erwarten lässt, allerdings kann ein niedriger Wert auch auf eine nahende Pleite hindeuten. Kennzahlen können daher immer nur eine Ergänzung bei der Beurteilung einer Aktie sein. Anleger müssen stets auch das Geschäftsmodell und die Geschäftszahlen im Blick haben.