Von Zellen, Gelübden, Verzicht und Erfüllung
Die jüngste Nonne in Kellenried erzählt im Podcast von ihrem Leben hinter den Klostermauern
BERG - Das ganze restliche Leben mit anderen Frauen im Kloster verbringen, jeder Tag mit der gleichen Struktur, davon dreieinhalb Stunden Gebet: Für dieses außergewöhnliche Leben hat sich Angelika Bott – mittlerweile Schwester Angelika – entschieden.
Während ihres Studiums in Rom googelte sie „Benediktinerinnen Süddeutschland“– und fand Kellenried. Dort hat die 34-Jährige im Mai 2019 die sogenannte Feierliche Profess abgelegt, das Gelübde, für den Rest ihres Lebens Nonne in Kellenried zu bleiben. Dort lebt sie als die jüngste von 16 Benediktinerinnen der Abtei Sankt Erentraud. Vorangegangen war eine jahrelange „Probezeit“: zunächst das sogenannte Postulat, gefolgt von der Zeit als Novizin.
Dreieinhalb Stunden pro Tag beten die Benediktinerinnen im Kloster Kellenried, beginnend mit der Laudes, dem Morgenlob, um 6 Uhr in der Frühe, zuletzt die Vigilien ab 20.15 Uhr. Jeder Tag ist ausgefüllt mit dem, was Benedikt in seiner Regel vorgab: „ora et labora“, bete und arbeite, wobei das Beten der wichtigere Teil ist. Bis auf drei Wochen Ferien pro Jahr gibt es für die 16 Nonnen im Kloster keine Ausnahmen, keine freien Tage, kein Wochenende. Für dieses Leben hat Angelika Bott ihren Beruf als Lehrerin aufgegeben, ihren gesamten Besitz verkauft oder verschenkt und Abschied von ihrem bisherigen Sozialleben genommen. Eltern und enge Freunde kann sie nur in Ausnahmefällen besuchen – sie hingegen sind im Gästehaus des Klosters mehrmals im Jahr zu Gast.
Warum sie diese radikale Entscheidung getroffen hat, wann sie daran zweifelt und ob das Leben im Kloster wirklich so abgeschieden von der Gesellschaft ist wie es scheint, darüber spricht sie im Podcast „Sag's Pauly“. Darin erlaubt sie Einblicke hinter die Mauern von Kellenried und in eine Lebensform, die für viele unvorstellbar ist.
Sie spricht darüber, wie das schwarze Gewand der Benediktiner sie schon als Kind faszinierte und was es ihr heute bedeutet, da sie es selbst trägt; sie berichtet, wann sie das erste Mal jemandem von ihrer Idee erzählte, und wie ihre Eltern reagierten, als die Entscheidung gefallen war. Und sie antwortet auf die Frage, ob sie keine Angst hat, dass irgendwann doch der Wunsch nach Ehe und Kindern kommt.