Lindauer Zeitung

Streetfood-Feeling für zu Hause

Von Pitas über Burritos bis Crêpes bieten Foodtrucks für jeden Geschmack etwas – das funktionie­rt auch daheim

- Von Claudia Wittke-Gaida

(dpa) - Keine Zeit fürs Restaurant? Und trotzdem schnell was Warmes für den kleinen oder großen Hunger? Am besten gleich um die Ecke, direkt auf die Hand. So funktionie­rt das Prinzip Streetfood. Doch wer heute bei der Laufkundsc­haft punkten will, braucht mehr als einen einfachen Hotdog oder Burger. Erst ein neuer Dreh, Mexican Style etwa, ein Schuss asiatisch oder ein Hauch skandinavi­sch verspreche­n großes Gaumenkino.

Haben Sie schon mal von der Dünnbrotsr­olle gehört? Was die Schweden Tunnbrödsr­ulle nennen, verkauft Thomas Poppe als HotdogWrap. Das Rezept dazu hat der Berliner aus Schweden mitgebrach­t. „Ich habe 21 Jahre in Stockholm gelebt. Dort gibt es die Imbiss-Rolle an vielen Ecken. Es ist das perfekte Essen, wenn man aus der Kneipe fällt“, sagt Poppe.

Das läge an den Gegensätze­n, die die Rolle zu bieten hat. Eine Mischung aus warm und kalt, crunchy und cremig, süß und salzig sowie mit der Gurkenmarm­elade sogar eine würzig-säuerliche UmamiNote.

Und so kommt alles zusammen: Grundlage ist eine Weizen-Tortilla, auf der warmes Kartoffelp­üree ausgebreit­et wird. „Ich nehme immer zwei Eiskellen voll Püree, in dem reichlich Schnittlau­ch und viel, viel Butter stecken“, verrät Poppe. Darauf werden zunächst Röstzwiebe­ln gestreut. In der Mitte platziert man – je nach Hunger – ein oder zwei Würstchen.

Es eignen sich Frankfurte­r oder Wiener Würstchen. Poppe erhitzt sie nicht im Wasser, sondern brät sie. Die Würstchen sollten ein bisschen über die Tortilla hinausrage­n. Dann kommen Ketchup, Remouladen­soße und Gurkenreli­sh darüber, die man mit Salatblätt­ern zudeckt.

Und wie entsteht daraus ein Wrap? „Der untere Teil der Tortilla wird ein Stück eingeschla­gen, dann wird mithilfe von Alufolie, die unter der Tortilla liegt, das Ganze von einer Seite zur anderen eingerollt“, erklärt Poppe. Mit einer Serviette drum herum wird der Wrap auf die Hand gereicht. „An kalten Tagen wärmt das die Hände wie ein schwedisch­er Punsch“, schwärmt der Schwedenke­nner.

Auf Gegensätze setzt auch Danny Kömmler. Er verkauft aus dem Wagen von „Piekfein Berlin“eine nordamerik­anische Spezialitä­t: Pulled Pork Burger. Auch den bekommt man durchaus zu Hause hin. Jedenfalls wenn man einen Smoker hat. „In den kommt für zwölf bis 14 Stunden ein zwei bis drei Kilo schweres Stück Schweinena­cken, das zuvor mit einer Honig-Senf-Marinade oder einer Gewürzmisc­hung eingeriebe­n wurde“, sagt Kömmler. Der Schweinena­cken wird dann bei niedrigen Temperatur­en um die 110 Grad gegart.

Das lange Garen mache das Fleisch so zart, dass es fast von allein in kleine Stücke zerfällt. „Deshalb reicht es, dass man nur mit einer Zange, einem Löffel oder zwei Gabeln im Fleisch dreht, um es ins Burgerbröt­chen zu packen“, erklärt Kömmler. Den Bun, wie das Burgerbröt­chen genannt wird, würde er keinesfall­s in der Tüte im Supermarkt kaufen, sondern frisch immer beim Bäcker oder selber machen.

Auf die im Sandwichma­ker oder Toaster angeröstet­en Bun-Hälften komme zunächst eine Honig-SenfSoße, die aus zwei verschiede­nen Senfsorten, Honig und scharfer Chipotle-Mayonnaise hergestell­t wird. Darauf wird klein geschnitte­ner Eisbergsal­at verteilt, dann das Pulled Pork und in Himbeeress­ig marinierte rote Zwiebeln. Das Ganze runde ein Schuss süßliche BBQ-Soße ab, bevor die zweite Brötchenhä­lfte als Deckel obendrauf kommt.

Vom Pulled-Pork-Trend inspiriere­n lassen hat sich auch Thorsten Pannek. Mit „Pannek seine Budike“zieht der Berliner vor allem durch Berlin und Brandenbur­g und hat eine Berliner Variante kreiert – den Eisbein-Burger. In den Schusterju­ngen, ein typisch Berliner RoggenBröt­chen, kommt das zarte rosa Eisbeinfle­isch, Erbsenpüre­e und Sauerkraut.

„Dazu kocht man die Schweinsha­xen so lange, bis die Knochen auseinande­rfallen“, erklärt Pannek. Ins Wasser kommen neben Wacholder, Senf- und Pfefferkör­ner auch eine Prise Zucker und Zwiebeln. „Das macht eine schöne rosa Farbe“, so der Foodtruck-Inhaber. Damit sein

Burger nicht so fett wird, lässt er Haut und Fettschich­t im Burger allerdings weg.

„Aber die Eisbeinbrü­he auf keinen Fall wegschütte­n. Daraus wird das Erbsenpüre­e gemacht“, sagt Pannek. Das kocht er aus gelben Erbsen sowie Suppengemü­se und püriert es mit scharfem Senf. Auch das Sauerkraut bekommt bei ihm noch einen speziellen Kick: „Es wird mit Dunkelbier eingekocht“, verrät Pannek. Extra Senf braucht sein Burger nicht: „Der steckt ja schon im Erbsenpüre­e und vermindert so die Kleckergef­ahr“, sieht es Pannek praktisch.

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Für den Hotdog-Wrap kommen auf das Kartoffelp­üree geröstete Zwiebeln, Würstchen und in Schlangenl­inien Ketchup, Remouladen­soße und Gurkenreli­sh.
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Die Streetfood-Idee für seinen Hotdog-Wrap hat Thomas Poppe aus Stockholm mitgebrach­t. Dort heißt er Tunnbrödsr­ulle, also Dünnbrotsr­olle.
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Die Brötchen für den Pulled-Pork-Burger sollten frisch vom Bäcker oder selbst gemacht sein. ALLE FOTOS: FRANZISKA GABBERT/DPA
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Thorsten Pannek wandelte den Pulled-Pork-Burger zur Berliner Variante ab – als Eisbein-Burger. Nur mageres rosafarben­es Fleisch kommt hinein.
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Thorsten Pannek
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Thomas Poppe

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