Erlebnispark, Therapie-Ort, Dorn im Auge
Die Gemeinde Scheidegg profitert laut eigener Aussage vom Skywalk Allgäu – Trotzdem gibt es noch Kritiker
- Jährlich neue Aktionen, steigende Besucherzahlen, Integrationsbetrieb – der Skywalk Allgäu in Scheidegg ist offensichtlich ein Erfolg für die Region. Er besteht seit zehn Jahren. Träger ist die Katholische Jugendfürsorge Augsburg (KJF), die unweit des Parks eine Klinik betreibt. Insgesamt 1,6 Millionen Besucher kamen laut Pressesprecherin Veronika Aiwanger insgesamt in den Skywalk im Westallgäuer Scheidegg, viele davon aus der Region. Der Baumwipfelpfad sei bis heute das Alleinstellungsmerkmal. Jährlich kommen laut Aiwanger neue Aktionen hinzu, 2019 war es das „Waldbaden“zum Entspannen.
Protest gab es dagegen vor zehn Jahren vonseiten des Bund Naturschutz (BN) – auch heute sehen Vertreter den Park kritisch: „Reicht die Natur nicht? Wieso braucht man ein Bauwerk?“, fragen Isolde Miller und Claudia Grießer vom BN. Sie kritisieren, dass der Wald um den Baumwipfelpfad eingezäunt wurde – wer dort spazieren will, muss Eintritt bezahlen. „Muss die Natur vermarktet werden?“, moniert Miller.
Aiwanger begegnet dem gelassen. Der Skywalk biete eine Anleitung, den Wald zu erleben: „Viele sind damit überfordert, im Wald zu sein.“Diese Besucher, betont sie, kommen oft aus der Stadt. Zudem sei der Park ein Therapie-Ort für Patienten der Klinik. Dort werden Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen behandelt. Mit der Mischung aus Therapie und Freizeit betrat die KJF 2010 Neuland, Aiwanger bezeichnet den Skywalk als „Paradiesvogel“unter den Einrichtungen des Vereins.
Der Park ist ein Integrationsunternehmen: Mindestens 40 Prozent der Mitarbeiter müssen einen Behinderten-Ausweis haben. In der Hochsaison arbeiten dort etwa 50 Menschen. Aiwanger spricht von einer „Gratwanderung“, sobald das Gespräch auf den Integrationsbetrieb kommt. „Wir wollen das nicht an die große Glocke hängen.“Der Sinn sei, den Mitarbeitern einen normalen Alltag zu ermöglichen. „95 Prozent unserer Besucher merken nicht, dass wir ein Integrationsunternehmen sind“, ist Aiwanger überzeugt.
Dass die KJF Träger des Skywalks ist, gefiel vor zehn Jahren nicht allen. Ein Westallgäuer Pfarrer weigerte sich damals, eine Kollekte zugunsten der KJF zu sammeln. Er zweifelte an, dass die Finanzierung des Parks zu den Aufgaben des Vereins gehöre. Diese Stimmen sind laut KJF inzwischen abgeebbt: Man sei Kritikern „immer offen und konstruktiv gegenübergetreten, indem wir eine Einladung zur Besichtigung ausgesprochen und uns den Fragen gestellt haben“, sagt Vorsitzender Markus Mayer. „Das Konzept, dass der Skywalk
Allgäu familienfreundlich und als Integrationsbetrieb geführt wird sowie einen barrierefreien Zugang für Menschen mit Behinderung bietet, überzeugt.“
Nicht beim BN: Isolde Miller und Claudia Grießer bemängeln das Verkehrskonzept. „Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, muss mindestens 20 Minuten laufen.“Ergo kommen viele Besucher mit dem Auto. Das sei verbesserungswürdig, räumt Aiwanger ein. „Ein entsprechendes Verkehrskonzept ist wünschenswert.“Der Skywalk wäre offen für eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Scheideggs Bürgermeister Ulrich Pfanner stimmt zu: „Alles, was den Nahverkehr verbessert, ist sinnvoll.“In den kommenden Jahren könne sich viel entwickeln. Laut Pfanner wirkt sich der Skywalk positiv auf Scheidegg aus, er nennt ihn „eine gute Alternative zum Wintersport“. Lieber besuchen Gäste den Park, als dass Pisten bei warmem Wetter mit konserviertem Schnee präpariert werden, sagt er. Die Kritik des BN bezeichnet Pfanner als „immer die gleiche Leier“.