Freiburg hat den Aufsteiger-Komplex
SC verliert zum fünften Mal in Folge gegen einen Emporkömmling – Köln mit Rekord
(dpa) - Nach einem nicht gegebenen Elfmeter bei der 0:4 (1:0)-Niederlage beim 1. FC Köln hatte SC Freiburgs Trainer Christian Streich Ironie parat: Er forderte den Einsatz weiterer Video-Assistenten in der Bundesliga. „Ich habe die Szene noch nicht gesehen. Aber ich habe gehört, es war klar“, sagte Streich über die Szene beim Stande von 0:1, als Kölns Kingsley Ehizibue dem Freiburger Lucas Höler mit dem Ellbogen ins Gesicht schlug: „Dann haben wir eben nochmal zwei Video-Assistenten. Damit's noch klarer wird.“
Dagegen sangen die Heim-Fans noch Minuten nach dem Schlusspfiff freudetrunken kölsche Lieder – und Markus Gisdol genoss die ausgelassene Stimmung sichtlich. Durch den Sieg hat sich der FC mit dem einst so skeptisch empfangenen Trainer kräftig Luft im Abstiegskampf verpasst. Und so ganz nebenbei gleich zahlreiche Bestmarken aufgestellt.
„Das war eine reife Leistung“, sagte Gisdol. Eine, die sich in beeindruckenden Zahlen belegen lässt: Erstmals seit neun Jahren gewannen die Kölner vier Heimspiele in Serie, das 4:0 war der höchste Heimsieg seit 2011, Jhon Cordoba traf als erster Kölner seit Klaus Allofs 1984 in sechs Heimspielen in Serie. Mitte Dezember waren die Kölner noch Letzter, seitdem holte nur der FC Bayern mehr Punkte. Und so ganz nebenbei verhinderte der Kölner Sieg einen kuriosen Bundesliga-Rekord. Denn Gisdol und sein Freiburger Kollege Streich hatten sich in den ersten sechs Spielen immer unentschieden getrennt. Sieben Remis in Folge gab es noch nie. Sebastian Bornauw (29.), Jhon Cordoba (55.), Kingsley Ehizibue (90.+1) und Ismail Jakobs (90.+3) schossen die Tore.
Die in der Hinrunde so starken Freiburger entwickeln im Kampf um eine überraschende EuropacupQualifikation derweil einen echten
Aufsteiger-Komplex. Nach den Niederlagen im Hinspiel gegen Köln (1:2), in der Liga (0:2) und im Pokal (1:3) gegen Union Berlin sowie in der Vorwoche gegen Paderborn (0:2) war dies schon die fünfte in Serie gegen die drei im Sommer aufgestiegenen Clubs. „Ein ganz schlechtes Spiel“, bekannte Lucas Höler: „Nun müssen wir wieder punkten, sonst rutschen wir unten rein.“
Deutliche Worte fand auch Manuel Gulde, der dem Spiel bei einem Latten-Kopfball in der 5. Minute eine andere Wende hätte geben können. „Das war richtig schlecht und sieht im Moment nicht nach Fußball aus“, sagte der Innenverteidiger: „Das hatte sich schon seit Anfang Dezember angedeutet und heute nochmal ganz deutlich gezeigt.“Coach Streich blieb derweil scheinbar gelassen. Es wirkte fast, als habe ihn die schlechte zweite Halbzeit resignierend zurückgelassen. „In der ersten Halbzeit ging's noch“, sagte Streich: „Aber am Ende war es eine in allen Belangen verdiente Niederlage.“