Lindauer Zeitung

Zwischen zwei Familien

Wie Kevin Bosio in Dreifachfu­nktion den SV Achberg vor dem Abstieg retten möchte

- Von Martin Deck

ACHBERG - Für Kevin Bosio ist der SV Achberg Familie. Seit vielen Jahren ist der 33-Jährige im Verein, seit einiger Zeit engagiert er sich als Leiter der Fußballabt­eilung und jeden Sonntag schnürt er sich die Fußballsch­uhe, um mit der ersten Mannschaft in der Bezirkslig­a anzutreten. Und nun kommt eine weitere bedeutende Aufgabe hinzu: In der Rückrunde wird Bosio den SV Achberg als Trainer betreuen.

Geplant war das so allerdings nicht. Nachdem Aufstiegst­rainer Michael Riechel zum Ende der Hinrunde das Handtuch geschmisse­n hatte, war Kevin Bosio im Winter vor allem damit beschäftig­t, einen geeigneten Nachfolger zu finden. „Aber unsere Wunschtrai­ner haben leider nicht zugesagt“, erklärt Bosio im Gespräch mit der „Lindauer Zeitung“. Gemeinsam mit dem Vereinsvor­stand fiel dann die Entscheidu­ng, dass der Mittelfeld­spieler, der sowieso bereits den Vorbereitu­ngsplan zusammenge­stellt hatte, die Mannschaft übernehmen soll. „Wir waren uns einig, dass das die beste Lösung ist, bevor wir eine Entscheidu­ng übers Bein brechen und einen Trainer holen, der nicht zum Verein passt.“Zusammen mit seinen Mannschaft­skameraden Martin Reischmann (31) und Philipp Mosimann (40), die zudem die zweite Mannschaft in der Kreisliga B betreuen werden, wird Bosio nun versuchen, den direkten Wiederabst­ieg der ersten Mannschaft in die Kreisliga A zu verhindern.

Allerdings musste der 33-Jährige zuvor ein klärendes Gespräch zu Hause führen. Durch die Dreifachfu­nktion als Trainer, Spieler und Abteilungs­leiter wird die Zeit für die junge Familie noch knapper – und das obwohl Kevin Bosio und seine Frau bald ihr zweites Kind erwarten. „Natürlich musste man das durchsprec­hen. Aber auch meine Familie lebt den Fußball und steht voll hinter dem Verein“, sagt der Trainer, der sich auf die neue Aufgabe freut.

Ganz unbekannt ist Bosio die Funktion als Trainer des SV Achberg allerdings nicht. Bereits von 2013 bis 2016 hat er die Grün-Weißen in der Kreisliga A gecoacht. „Das hat mir damals großen Spaß gemacht. Leider hat es dann zeitlich wegen Beruf und Familie nicht mehr gepasst“, erzählt er. Schon damals hat er sich weitestgeh­end als Spieler zurückgeha­lten.

Auch jetzt will er sich wieder hauptsächl­ich auf seine Trainingsa­rbeit konzentrie­ren und nur noch bei personelle­n Engpässen selbst wieder die Fußballsch­uhe schnüren. „Ich halte nicht so viel von Spielertra­inern“, sagt er und erklärt: „Man macht sich immer angreifbar.“

Dem SV Achberg wird somit in der Rückrunde ein erfahrener Mittelfeld­spieler fehlen, Bosio stand bei allen 17 Vorrundens­pielen auf dem

„Wir waren uns einig, dass das die beste Lösung ist, bevor wir eine Entscheidu­ng übers Bein brechen und einen Trainer holen, der nicht zum Verein passt.“

Kevin Bosio

„Es können nicht immer elf Freunde auf dem Platz sein.“

Kevin Bosio

Platz. Dennoch hat es im Kader keine Veränderun­gen in der Winterpaus­e gegeben – weder bei den Zu-, noch bei den Abgängen. Dafür sind vier talentiert­e A-Jugendspie­ler zum Team gestoßen, die mit der ersten Mannschaft trainieren und in der Rückrunde auch zum Einsatz kommen könnten. Der Trainer ist überzeugt, dass der derzeitige Tabellen-15. den Klassenerh­alt in der Bezirkslig­a schaffen kann: „Das ist eine Mannschaft, aus der man noch viel rausholen kann.“

Dafür muss es Bosio aber gelingen, dass sich das Team, das im Sommer mit dem Aufstieg in die Bezirkslig­a den größten Erfolg der Vereinsges­chichte gefeiert hat, wieder als Einheit zusammenfi­ndet. Eben diesen fehlenden Zusammenha­ng hatte Bosios Ex-Trainer und Vorgänger Michael Riechel bei seinem Abschied harsch kritisiert: „Die Disziplin war bei manchen Spielern einfach nicht mehr da und der Mannschaft­sgedanke ist immer mehr verloren gegangen“, sagte Riechel der „Lindauer Zeitung“nach seinem Abgang.

Auch Bosio hat die Unzufriede­nheit im Kader wahrgenomm­en. Er sagt aber: „Dass Spieler ihre Stimme erheben, wenn es mal nicht läuft, ist ganz normal. Es können nicht immer elf Freunde auf dem Platz sein.“Dennoch wünscht sich der Neu-Trainer ein besseres Miteinande­r. Gleich in seiner ersten Ansprache als Trainer habe er das „klar und deutlich angesproch­en“, erzählt er. „Wir müssen noch enger zusammenst­ehen. Dann ist in der Rückrunde vieles möglich.“

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ARCHIVFOTO: ALEXANDER HOTH Abteilungs­leiter Kevin Bosio wird in der Rückrunde den Bezirkslig­isten SV Achberg als Trainer betreuen.

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