Lindauer Zeitung

Kritik aus FDP und CDU im Südwesten an Erfurter Parteifreu­nden

Theurer: Bundespart­ei hat von Kemmerich-Kandidatur abgeraten – Müller erwartet Neuwahlen – Hagel bezeichnet Ramelow als „extremisti­sch“

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RAVENSBURG (sz) - Für den badenwürtt­embergisch­en FDP-Chef Michael Theurer ist der neue Thüringer Ministerpr­äsident Thomas Kemmerich ein „Mann der Mitte“. Er habe ihm seine Glückwünsc­he geschickt, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung.“Die FDP-Bundesspit­ze habe der Thüringer FDP aber von einer Kandidatur abgeraten, ergänzte Theurer, der auch Mitglied im Präsidium seiner Partei und Fraktionsv­ize im Bundestag ist. „Eine Duldung durch oder gar Zusammenar­beit mit der AfD würde auf meine heftigste Gegenwehr stoßen.“Eine Zusammenar­beit beginne dort, wo es Gespräche

über die Umsetzung von AfD-Inhalten gebe. „Wenn die AfD für FDP-Inhalte oder Vorschläge der Regierung stimmen will, so kann sie davon niemand abhalten. Es darf jedoch keinerlei Gegenleist­ung hierfür geben“, so Theurer. Alexander Graf

Lambsdorff, wie Theurer Vize-Vorsitzend­er der FDP-Fraktion im Bundestag sprach sich für Kemmerichs Rücktritt und rasche Neuwahlen aus. Als schwerwieg­enden Fehler betrachtet auch der oberschwäb­ische FDP-Bundestags­abgeordnet­e Benjamin Strasser

Kemmerichs Wahl „Der Kampf gegen Rechtsextr­emismus aus der Mitte heraus ist mir ein politische­s Herzensanl­iegen

und wird es auch immer bleiben. Ich habe meiner Partei immer zu einer knallharte­n Abgrenzung gegenüber der AfD geraten.“

Auch in der CDU gibt es Kritik an den Thüringer Parteifreu­nden. „Für mich ist es unverständ­lich, warum sich die CDUFraktio­n nicht enthalten hat, sagt der Ravensburg­er CDU-Bundestags­abgeordnet­e Axel Müller. Bundestags­fraktion und Bundespart­ei hätten klare Haltung: Keine Zusammenar­beit mit AfD und Linken. „Diese merkwürdig­e Wahl in Thüringen wird daran nichts ändern.“Es laufe auf Neuwahlen in Thüringen hinaus.

„Bei der bekannten Gemengelag­e musste jedem Beteiligte­n klar gewesen sein, dass die AfD durch wahltaktis­ches Verhalten die CDU und FDP vor ihren Karren spannt“, kritisiert auch der Aalener CDU-Bundestags­abgeordnet­e Roderich Kiesewette­r.

Die CDU in Thüringen müsse ihre Entscheidu­ng schnell überdenken und „klare Kante gegenüber der AfD zeigen“. Manuel Hagel, Generalsek­retär der SüdwestCDU, macht vor allem den bisherigen Thüringer Ministerpr­äsidenten für die Situation verantwort­lich. „Es war sehr unvernünft­ig von Bodo Ramelow sich zur Wahl zu stellen, ohne eine Mehrheit im Parlament zu haben“, sagt Hagel. „Es gab jenseits von Thomas Kemmerich nur die Wahl zwischen zwei extremisti­schen Kandidaten, einer von der AfD, einer von der Linksparte­i.“Für die CDU in Baden-Württember­g sei ganz klar: „Es gibt keine Zusammenar­beit mit Extremiste­n von links oder rechts.“

Die AfD-Fraktionsc­hefin im Bundestag, Alice

Weidel, wertete die Umstände der Wahl des FDPManns Kemmerich mit Stimmen von CDU und AfD indes als Stärkung ihrer Partei. „An der AfD führt kein Weg mehr vorbei“, twitterte die Politikeri­n vom Bodensee.

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FOTO: AFP Setzt sich im im Karneval gerne die Narrenkapp­e auf: Thomas Kemmerich.
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FOTO: DPA Michael Theurer
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FOTO: SHY Benjamin Strasser
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FOTO: OLLI Axel Müller
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FOTO: DPA Manuel Hagel
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FOTO: DPA Alice Weidel

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