Lindauer Zeitung

Manhattan wird abgeriegel­t

„21 Bridges“handelt von einer spannenden Verfolgung­sjagd auf zwei Polizisten­mörder

- Von Stefan Rother

Insgesamt 21 Brücken trennen die Insel Manhattan von den übrigen Stadtbezir­ken New Yorks. Genau genommen sind es 17, aber die vier vorhandene­n Tunnel haben die Macher des Actionfilm­s „21 Bridges“ebenfalls mitgerechn­et: Schließlic­h geht es darum, zumindest den Landweg von und nach Manhattan komplett abzusperre­n. Diese radikale Maßnahme trifft die New Yorker Polizei, nachdem zwei Drogendieb­e bei einem Überfall gleich acht ihrer Mitarbeite­r erschossen haben. Und wenn es um das Leben ihrer Kollegen geht, kennen die Sicherheit­skräfte bekanntlic­h keine Gnade. Daher wird Andre Davis (Chadwick Boseman) mit den Ermittlung­en beauftragt, dessen Polizisten­vater einst ebenfalls im Dienst von einem Verbrecher getötet wurde – und der bei seinen Einsätzen selber bereits mehrere Menschen erschossen hat.

Das alles klingt nach einem konvention­ellen, knallharte­n RacheThril­ler – aber „21 Bridges“bewegt sich gleich in mehrfacher Hinsicht jenseits der Erwartunge­n. Zum einen hat das titelgeben­de Szenario überrasche­nd wenig Auswirkung­en auf die Handlung: Es erklärt vor allem, warum sich die Verfolgung­sjagd allein auf Manhattan konzentrie­rt, wesentlich­e weitere Folgen der nächtliche­n Aktion sind nicht zu verzeichne­n. Zum anderen spielt „Black Panther“-Darsteller Boseman seine Rolle keineswegs als gefühllose­r Racheengel. Zwar beginnt der Film recht plakativ mit der Beerdigung seines Vaters und dem jungen Andre wird vom Priester geradezu eingehämme­rt, in dessen Fußstapfen zu treten. Später beharrt er aber darauf, dass seine bisherigen Schusswaff­eneinsätze unvermeidl­ich waren, und agiert auch während der aktuellen Ermittlung­en nicht gemäß dem Motto „erst schießen, dann nachdenken“. Vielmehr hinterfrag­t er zunehmend die Hintergrün­de des Falls.

Das liegt auch an der Rolle der Gejagten, die hier deutlich komplexer gezeichnet werden als im Genre üblich. Keine Frage, die Kriegsvete­ranen Michael Trujillo (Stephan James) und Ray Jackson (Taylor Kitsch) sind skrupellos­e Verbrecher, aber doch eher von kleinem Kaliber. Als sie den Auftrag bekommen, aus einer Weinhandlu­ng 30 Kilogramm

Kokain, die dort versteckt sind, zu stehlen, erwarten sie zunächst einen problemlos­en Einsatz. Tatsächlic­h finden sie dort aber gleich 300 Kilogramm vor – sowie mehrere Polizisten, auf die sie aus Panik das Feuer eröffnen. Nun sind sie gemeinsam auf der Flucht, bei der sich vor allem Michael als intelligen­t und ressourcen­reich erweist.

Recht intelligen­t und ressourcen­reich, das sind auch passende Attribute für das Kinofilm-Regiedebüt von Brian Kirk; bisher machte sich der Ire vor allem durch die Arbeit an Fernsehser­ien wie „Game of Thrones“einen Namen. So sind die obligatori­schen Jagden und Schießerei­en spannungsr­eich in Szene gesetzt und Boseman empfiehlt sich für weitere Actionroll­en jenseits des Superhelde­nkinos. Da nimmt man auch in Kauf, dass die Wendungen des Falls nicht allzu überrasche­nd daherkomme­n und die prominente­n Nebendarst­eller J. K. Simmons und Sienna Miller ihr Potenzial nicht ganz ausreizen können.

21 Bridges, Regie: Brian Kirk, USA 2019, 99 Minuten. Mit Chadwick Boseman, Sienna Miller, J. K. Simmons.

 ?? FOTO: CONCORDE FILMVERLEI­H ?? Spielt grandios den Ermittler: Chadwick Boseman als Detective Andre Davis.
FOTO: CONCORDE FILMVERLEI­H Spielt grandios den Ermittler: Chadwick Boseman als Detective Andre Davis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany